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Eisberg

Titel: Eisberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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drauflos. Mit ihrem gottverdammten Radar können die jede unserer Bewegungen verfolgen. Was wir am meisten zu fürchten haben, ist, gerammt zu werden. Bei einer Geschwindigkeit von zehn bis zwanzig Knoten stehen die Chancen für sie ausgezeichnet, uns zu überrumpeln. Ich kann nichts dagegen tun. Wenn ihr Rudergänger nur ein bißchen auf Draht ist, nutzt er seine höhere Geschwindigkeit, um uns zu überholen. Dann dreht er bei und rammt uns mitschiffs.«
    Pitt überlegte einen Moment. »Hoffen wir, daß ihr Steuermann Rechtshänder ist.«
    Sandecker sah verständnislos drein.
    »Linkshänder sind eine Minderheit. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist er also Rechtshänder. Wenn das Tragflächenboot uns wieder eingeholt hat und sein Bug vielleicht 400 Meter von unserem Achtersteven entfernt ist, wird der Steuermann zunächst unbewußt nach Steuerbord ausscheren, bevor er abdreht, um uns zu rammen. Das ist die eine Chance.«
    Sandecker sah ihn an. »Wieso?«
    »Ein Tragflächenboot braucht eine hohe Geschwindigkeit, um sich über Wasser zu halten. Die Tragflächen unterliegen im Wasser denselben Strömungsgesetzen, denen die Flügel eines Flugzeuges in der Luft folgen. Ihr größter Vorteil ist die hohe Geschwindigkeit, aber ihrer Manövrierfähigkeit sind Grenzen gesetzt. Einfach ausgedrückt: für ein rasches Beidrehen taugen sie nicht.«
    »Aber
wir
können beidrehen. Wollen Sie das sagen?« forschte Sandecker.
    »Die
Grimsi
kann zweimal wenden, ehe das Tragflächenboot sich einmal gedreht hat.«
    Sandecker ließ das Steuerrad los und massierte seine Finger. »Das klingt ganz plausibel. Bis auf die Tatsache, daß wir nicht wissen, wann sie beizudrehen anfangen.«
    Pitt seufzte. »Wir müssen eben die Ohren spitzen.« Sandecker sah ihn an: »Sollen wir die Maschinen abschalten?«
    Pitt nickte.
    Als Sandecker wieder das Steuerrad ergriff, waren seine Knöchel weiß. »Was Sie vorschlagen, ist das reinste russische Roulette. Es braucht nur eine von den Sterlings beim Anlassen zu streiken, und wir sitzen in der Tinte.« Er deutete mit dem Kopf in Richtung Kombüse. »Sie dürfen auch Tidi nicht vergessen.«
    »Ich denke an uns alle. Ob die Turbinen mitspielen oder nicht, wir müssen es wagen. Wir müssen einfach unseren letzten Dollar setzen – sozusagen.«
    Sandecker warf einen prüfenden Blick auf den großen Mann, der unter der Tür stand, und erkannte die unbedingte Entschlossenheit in seinen Augen. »Und die andere Chance?«
    »Das Überraschungsmoment«, erwiderte Pitt leise. »Wir wissen, was sie vorhaben. Sie haben Radar an Bord, aber sie können nicht unsere Gedanken lesen. Das ist unser zweiter und bedeutender Vorteil – wir können sie überraschen.«
    Pitt warf einen Blick auf seine Uhr. Es war halb zwei, immer noch früh am Nachmittag.
    Sandecker hatte die Turbinen abgestellt. Pitt mußte sich Mühe geben, Augen und Ohren offenzuhalten – die plötzliche Stille und die Undurchdringlichkeit des Nebels begannen ihn einzuschläfern. Die Sonne stand als fahle Scheibe am Himmel, bald heller und bald dunkler, je nachdem wie die ungleichmäßigen Nebelstreifen davor vorüberzogen. Pitt zitterte in seinen Kleidern, die immer feuchter wurden.
    Er saß auf dem Deckel der Ladeluke und wartete darauf, daß sich das Dröhnen der Sterlings in seinen Ohren verlor und er statt dessen die Maschinen des Tragflächenboots wahrnahm. Er brauchte nicht lange zu warten. Binnen kurzem vernahm er das gleichmäßige Stampfen des Tragflächenboots, das immer mehr anschwoll.
    Diesmal mußte es klappen. Sie hatten keine zweite Chance. Der Radargast des Tragflächenboots würde sicher sofort reagieren, sobald er die
Grimsi
nicht mehr auf seinem Schirm hatte. Doch bis er seinen Commander informiert und man eine Entscheidung gefällt hatte, würde es für einen Kurswechsel zu spät sein. Infolge ihrer hohen Geschwindigkeit würden sie direkt vor dem Bug der
Grimsi
vorbeirasen.
    Pitt überprüfte vielleicht zum zehnten Mal die Kanister, die in gerader Linie neben ihm aufgebaut waren. Sie waren ohne Zweifel der dürftigste Waffenersatz, den sich je ein Mensch ausgedacht hatte. Eines der Geschosse war ein Fünf-Liter-Einmachglas, das Tidi in der Kombüse aufgetrieben hatte. Die anderen waren verbeulte, rostige Gasflaschen verschiedener Größe, die Pitt in einem Spind hinten im Maschinenraum gefunden hatte. Bis auf den Inhalt die Stofflunten, die aus den Verschlußkappen heraushingen, und die Löcher, die man oben in sie hineingeschlagen

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