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Eisblume

Eisblume

Titel: Eisblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Baecker
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junges Mädchen im Rosensteinpark gefunden wurde. Vermutlich ist das eure Böhme. Sie sieht ein bisschen anders aus.«
    »Sie hat sich die Haare abrasiert.«
    »Stimmt«, bestätigte Härtel.
    »Wo ist das Mädchen jetzt?«
    »Im Olgäle.«
    Damit meinte der Kollege das Stuttgarter Olgahospital.
    »Sie war unterkühlt und ziemlich zugedröhnt. Wir haben versucht, ihre Mutter zu erreichen, aber da meldet sich niemand.«
    Die war vermutlich auch gerade zugedröhnt. Brander seufzte innerlich. »Wir kümmern uns drum.«
    »Wir haben das schon weitergeleitet. Aber weswegen ich dich eigentlich sprechen wollte: Das Mädle ist ziemlich verstockt. Das Einzige, was sie gesagt hat, war, dass sie mit einem Brander von der Kripo sprechen wollte. Und du bist der einzige Brander, der mir spontan eingefallen ist.«
    »Schön, dass ihr mich nicht vergessen habt.«
    »Nachdem du uns so schmählich im Stich gelassen hast, um dir in Tübingen ein schönes Leben zu machen«, lästerte Härtel.
    »Manchmal vermisse ich euch«, erklärte Brander grinsend. Ein paar schöne Erinnerungen an seine Stuttgarter Ermittlerzeit kamen hoch. Sie waren ein gutes Team gewesen, und der Abschied war ihm nicht leicht gefallen.
    »Wie geht es ihr?«
    »Na ja, man hat ihr den Magen ausgepumpt und ein paar Infusionen gegeben. Das linke Handgelenk ist verstaucht. Vermutlich ein Sturz.«
    »Danke, dass du mich angerufen hast.«
    »Was willst du jetzt machen?«
    Brander sah auf seine Uhr und auf den Stapel Berichte. »Ich werde mal zu ihr fahren.«
    »Na, du musst ja Zeit haben.«
    »So komme ich endlich mal wieder in die große, weite Welt.« Von ihrem Verdacht, dass das Mädchen unter Umständen in einen Mordfall verwickelt sein könnte, wollte Brander noch nichts sagen.
    Im Flur traf er Peppi und Hendrik, die sich gerade mit dem Zwei-Uhr-Kaffee versorgt hatten.
    »Was hast du denn vor?«, wunderte sich Peppi, als sie Brander mit Jacke und Mütze vor sich stehen sah.
    »Ich muss noch mal weg.«
    »Wohin?«
    »Weg«, entgegnete Brander ungehalten.
    »Hat es damit zu tun, dass die Stuttgarter Kollegen angerufen haben?« Peppi sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. Sie war kurz davor, ernsthaft böse zu werden.
    »Woher weißt du das?«, fragte Brander verblüfft.
    »Das hat die Schreibkraft mir gesagt, als sie die Unterlagen auf deinen Tisch legte. Der Kollege hätte um schnellen Rückruf gebeten.«
    »Wieso Stuttgarter Kollegen?«, fragte Hendrik jetzt ebenfalls verwundert.
    Brander gab sich geschlagen. »Sie haben Nathalie gefunden. Sie wurde heute Nacht ins Olgäle eingeliefert.«
    Nun war auch Hendrik sauer. »Und warum willst du da allein hin?«
    »Sie hat darum gebeten, mit mir zu sprechen.«
    »Darf ich dich daran erinnern, dass erstens du mich mit dem Fall beauftragt hast, und zweitens da immer noch ein gewisser Verdacht gegen das Mädchen im Raum steht?«
    »Und ich bin mir sicher, dass sie sofort dicht macht, wenn wir zu zweit da auflaufen.«
    Hendrik verschränkte die Arme vor seinem Körper, so weit es mit der vollen Kaffeetasse möglich war. »Wir fahren trotzdem gemeinsam hin. Ich warte vor der Zimmertür, falls sie dir wieder vors Schienbein tritt und abhauen will.«
    »Dann beeil dich!«
    »Geht’s um Leben oder Tod, oder was?«, schimpfte Hendrik. Er ging in sein Büro, um seine Jacke zu holen.
    »Mensch, Andi! Was sollte das denn jetzt?«, schimpfte Peppi.
    »Ich weiß auch nicht … Im Moment …«
    Sie waren beide zu Recht verärgert. Es gab keine Rechtfertigung. Warum wollte er allein zu dem Mädchen fahren? Wollte er sich nach der Pleite vor zwei Tagen irgendetwas beweisen? Oder wollte er den edlen Ritter spielen? Als großer Held das Mädchen aus der Gosse ziehen?
    Hendrik kam aus dem Büro, einen orangefarbenen Plüschelefanten in der Hand.
    »Was willst du denn damit?«, fragte Brander wenig begeistert.
    »Hey, sie ist ein Mädchen. Alle Mädchen fahren auf orange Rüsseltiere mit großen Kulleraugen ab.«
    »Das ist nicht dein Ernst, oder?«
    Hendrik drückte ihm den Elefanten in die Hand. »Der Polifant, dein Freund und Helfer. Mach was draus.« Anscheinend war er nicht mehr ganz so wütend auf seinen Kollegen.
    Brander betrachtete das Tier, das zwischen den großen Elefantenohren eine Polizeimütze trug und ihn breit angrinste.
    Das niedliche Plüschtier war seit einiger Zeit ein Begleiter der Beamten, wenn sie zu Straftaten oder Unfällen gerufen wurden, in die Kinder verwickelt waren. Es half, zu trösten und Vertrauen

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