Eisblume
würden bei uns die verfickten Kakerlaken auf’m Tisch tanzen. Interessiert die Alten nicht, ey. Das kotzt mich total an. Und dann heißt’s, ›Mit deiner scheiß Tochter gibt’s nur Ärger‹. Die sollen sich gegenseitig in den Arsch ficken und mich in Ruhe lassen. Und du sagst, dich interessiert es. Einen Scheißdreck tut es. Keinen interessiert’s. Keinen verfluchten, verfickten Flachwichser!«
»Was ist mit deinem Freund?«
Sie zog die Nase kraus, als hätte sie an einem stinkenden Käse gerochen. »Welcher Freund?«
»Ricky? Magst du den nicht?«
»Woher kennst ‘n Ricky?« Sie sah ihn misstrauisch an.
Brander zuckte die Achseln. »Ich bin Polizist«, erklärte er lapidar. »Und? Was ist mit Ricky? Der interessiert sich doch für dich.«
»Ach der! Der ist doch genauso ein Wichser wie alle anderen. Zum Ficken war ich gut genug. Aber weißte, letzte Woche, wo ich ihn echt mal gebraucht hätte, da lässt die Drecksau mich hängen.«
Branders Herz tat einen aufgeregten Hüpfer. Das Blut schien etwas schneller durch seine Adern zu rauschen. »Meinst du letzte Woche Dienstag?«, hakte er vorsichtig nach, wobei er hoffte, dass sie seine Anspannung nicht bemerkte.
»Was weiß ich, was das für ‘n verschissener Tag war!«
»Was ist denn da passiert?«
»Nix.«
Brander hob skeptisch die Augenbrauen. Es gab da andere Vermutungen.
»Oh Mann, ey! In der Schule, die blöde Chantal, die alte Schlampe mit ihrem Arschgewackel. Ging mir schon lang auf die Eier. Die Fot…« Als Nathalie Branders genervten Blick sah, hielt sie kurz inne. »Die blöde Kuh hat mich blöd angemacht. ›Na, du Opfer. Lässt dich von Junkies ficken.‹ Die war doch nur neidisch, dass die noch keinen Stecher hatte. Ich hab ihr dann eins in die scheiß Fresse geschlagen. Wenn einer ein Opfer ist, dann die.«
»Und dann?«
»Ach, der Schubert kam gleich angerannt, und natürlich war ich wieder schuld. Ey, die Tussi hat mich provoziert! Aber das glaubt mir ja keiner. Muss ich mir das scheiß Gelaber von der Fo… von der Tussi gefallen lassen? Und dann kommt der Schubert abends auch noch zu uns nach Hause und faselt was von Schulverweis und so ‘ne Kacke. Ey, der war noch nicht mal weg, da fingen die Alten schon an zu zoffen. ›Die gehört ins Heim! Die ist gemeingefährlich.‹ Ey, bin ich ein Monster?« Sie sah Brander fragend an.
»Na ja, besonders freundlich bist du nicht.«
»Ich muss mich beschützen, ey! Tut ja sonst keiner.«
Brander beugte sich ein Stück vor, stützte die Ellenbogen auf den Oberschenkeln ab. Bequem waren die Besucherstühle nicht. »Was hast du denn dann gemacht, als deine Eltern sich wieder stritten?«
»Ey, der Macker ist nicht mein Vater. Mein Vater ist nämlich Truckfahrer. Aber meine blöde Alte verrät mir seinen Namen nicht. Sonst wär ich schon längst bei dem, verstehste? Soll’n die sich doch gegenseitig die Fresse einschlagen. Interessiert mich einen Scheißdreck!«
»Bist du in dein Zimmer gegangen?«
»Nee, ich weiß auch nicht. Ich war scheiße drauf, stinkwütend. Weißte, ich dachte, der Schubert, der ist schon okay, mit dem komm ich klar. Was faselt der dann von Schulverweis? Ich will auf keine andere verfickte Schule! Ich bin dann abgehauen. Konnt das verlogene Gelaber von denen nicht mehr hören. Ich wollt zu Ricky. Bei dem hab ich öfter gepennt. Eigentlich war Ricky echt immer okay. Weißte, einmal hatte ich kein Bock auf ficken. Und das war für ihn in Ordnung. Hat mich einfach so bei sich pennen lassen.«
Sie sah Brander an, als wäre das ein Wahnsinnsfreundschaftsdienst von Patrick Radeke gewesen. Vielleicht war es das auch?
»Du bist also zu Ricky gegangen. Hast du unterwegs noch jemanden getroffen?«
»Ist doch egal.«
»Hast du jemanden getroffen?«
»Ey, lässt du jetzt den Fuck-Bullen hier raushängen, oder was?«
»Nein, mich interessiert nur, ob du jemanden getroffen hast.« Natürlich interessierte ihn ihre Aussage als Kriminalpolizist, aber das hier war keine offizielle Vernehmung.
»Die Sofie. Wir haben was geraucht …« Sie sah zu Brander. »Ich weiß, ich bin erst vierzehn und darf noch nicht rauchen. Willste mich jetzt verhaften?«
»Dafür kann man dich nicht verhaften.«
»Gut zu wissen, ey. Wir haben geraucht, aber war scheiße kalt in dem Kackschnee. Sofie ist nach Haus, und ich bin zu Ricky. Aber der war nicht da. Ich hab in dem Dreckstreppenhaus gewartet. Das war scheiße kalt draußen. Das hat voll geschneit und so. Irgendwann kam Ricky, und
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