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Eisblume

Eisblume

Titel: Eisblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Baecker
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aufzubauen. Vielleicht half es Brander in diesem Fall tatsächlich, einen Zugang zu dem Mädchen zu finden? Eine vierzehnjährige Halbstarke. Vermutlich würde sie ihm das Tier in hohem Bogen an den Kopf werfen.
    Auf der B 27 Richtung Stuttgart kamen sie ungewohnt zügig voran. Lediglich als sie auf der Weinsteige ins Stuttgarter Zentrum fuhren, stauten sich die Autokolonnen vor den Ampeln. Im Krankenhaus sprach Brander mit der Stationsschwester. Eine Polizeistreife hatte Nathalie morgens um vier im Rosensteinpark auf einer Bank gefunden. Sie war nicht ansprechbar gewesen. Sie hatte einen Cocktail aus hochprozentigem Alkohol und XTC -Tabletten zu sich genommen, war irgendwann gestürzt und hatte sich vermutlich dabei die Hand verstaucht. Für die Minusgrade, die nachts herrschten, war sie viel zu dünn bekleidet gewesen. Was genau in der Nacht passiert war, hatten sie nicht herausfinden können. Die Polizisten, die mit ihr sprechen wollten, hatte sie zunächst beschimpft und sich dann in stoisches Schweigen gehüllt. Irgendwann hatte sie verlangt, mit einem Herrn Brander von der Kripo zu sprechen.
    Brander klopfte und öffnete nach kurzem Warten die Tür. Nathalie lag in einem Zweibettzimmer. Sie hatte das hintere Bett am Fenster. Das Bett zur Linken war leer, sah jedoch benutzt aus. Nathalie drehte das Gesicht zu ihm, als er das Zimmer betrat. Beim Anblick ihres kahl rasierten Schädels dachte Brander unwillkürlich an Krebserkrankung und Chemotherapie. Dazu passte auch das blasse, ausgezehrte Gesicht des Mädchens. Aber sie war nicht krebskrank. Sie hatte neun Nächte bei Eiseskälte auf der Straße verbracht und sich mit Tabletten zugedröhnt. Er ging auf ihr Bett zu.
    »Ey, Brander, alles fit im Schritt?« Sie grinste ihn aus ihrem blassen Gesicht breit an.
    Brander lächelte nicht zurück. So eine Begrüßung von einem vierzehnjährigen Mädchen war nicht zum Grinsen und ließ sein gerade noch empfundenes Mitleid auf der Stelle verschwinden. »Die Stationsschwester sagte, du wolltest mit mir sprechen«, entgegnete er so ernst, dass sie seinen Unmut nicht überhören konnte.
    »Ey, mach dich mal locker.«
    »Ich bin nicht hergekommen, um mir deine dummen Sprüche anzuhören.«
    »Was denn? Willste ficken?«, entgegnete sie wütend.
    Brander sah zum Fenster, atmete einmal tief durch. Was hatte er erwartet? Was hatte er gedacht, was er erreichen könnte? Hatte er ernsthaft daran geglaubt, dass das Mädchen auf wundersame Weise Vertrauen zu ihm gefasst und sich plötzlich in ein braves Kind mit höflichem Benehmen verwandelt hätte? Er beschloss auf der Stelle, diesen idiotischen Alleingang zu beenden. Nathalie würde eine Vorladung zur Vernehmung bekommen. Das Beste würde sein, Hendrik und Peppi mit der Vernehmung zu beauftragen. Er hatte keine Lust, sich weiterhin die ordinären Sprüche von diesem Gör anzuhören. In seinem Leben gab es im Moment genug andere Sorgen.
    »Nathalie, so nicht. Ich werde jetzt mit dem Arzt sprechen, ihn fragen, wie lange du noch hier bleiben musst. Dann werde ich deiner Mutter Bescheid geben, damit sie dich abholt.« Er wandte sich ab und ging zur Tür.
    »Ey, warte! Scheiße, Mann, tut mir leid!«, rief sie ihm hinterher. Er meinte Verzweiflung in ihrer Stimme zu hören. Vielleicht bildete er es sich aber auch nur ein? Er blieb stehen, drehte sich wieder zu ihr um. Sie hatte den Kopf leicht angehoben und sah ihn an. Unsicher und gleichzeitig kampfbereit.
    »Red nie wieder so mit mir, hast du das verstanden?« Die Drohung in seiner Stimme war nicht zu überhören. Er meinte eine Spur von Schuldbewusstsein in ihrem Blick zu erkennen, als sie langsam nickte.
    »Ja.«
    Na gut, diese eine Chance würde er ihr noch geben. Eine einzige Chance.
    Er kehrte an ihr Bett zurück.
    »Was hast ‘n da?« Sie deutete mit dem Kopf auf den Elefanten in seiner Hand.
    »Einen Polifanten. Hab ich dir mitgebracht« Er hielt ihr das Tier entgegen. »Mein Kollege meint, der könnte dir gefallen.«
    Sie verzog spöttisch das Gesicht. »Ich bin doch kein Baby!«
    »Das habe ich ihm auch gesagt.« Brander zog den Arm zurück. Blitzschnell schoss ihre rechte Hand nach vorn und entriss ihm den Elefanten. Sie presste das Tier an ihre Brust und sah Brander dabei böse an.
    »Du kannst ihn behalten. Ich schenk ihn dir.«
    Ihr Gesicht entspannte sich ein wenig. »Echt?«
    »Ja.«
    Sie zog die Decke über den Elefanten, legte den gesunden Arm schützend darüber, sah sich dabei verstohlen um, ob es niemand gesehen

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