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Eisblume

Eisblume

Titel: Eisblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Baecker
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wissen, wo Sie in der Dienstagnacht gewesen sind.«
    »Zu Hause. Kann ich eine rauchen?«
    »Tut mir leid, im ganzen Gebäude ist Rauchverbot.« Brander stand auf. »Ich bin in einer halben Stunde wieder bei Ihnen. Denken Sie so lange noch einmal über den Dienstagabend nach.«
    »Von den beiden erfährst du nichts«, prophezeite Peppi, während sie sich am Kaffeeautomaten einen Kaffee herausließ. »Find dich damit ab, dass das Mädchen dir Märchen aufgetischt hat.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Brander nachdenklich. Die lügt doch, wenn die ‘s Maul aufmacht. Hatte er sich so in Nathalie geirrt? Hatte seine Menschenkenntnis ihn dieses Mal tatsächlich vollkommen im Stich gelassen? Radeke verbarg etwas, da war er sich sicher, und eigentlich war er sich auch sicher, dass Nathalie ihn nicht angelogen hatte. Eigentlich.
    »Du denkst immer noch, die haben was mit dem toten Südafrikaner zu tun, oder?«
    Brander nahm sich ebenfalls eine Tasse und füllte sie mit Kaffee. »Ich dachte, ich hätte das Puzzle richtig zusammengelegt.«
    Peppi verzog das Gesicht. »Wie wäre es mit einem Tangram? Nur leider habe ich das Gefühl, dass du das falsche Bild zusammenlegst. Es mag ja sein, dass Radeke gelogen hat und nicht zu Hause war. Es mag auch sein, dass er und Poljakow zusammen irgendeinen Mist gebaut haben. Aber der eine Fall muss doch mit dem anderen gar nichts zu tun haben.«
    »Muss nicht, könnte aber.«
    »Andi, ich will hier nicht den Bremsklotz spielen, aber ich denke, du prescht zu sehr voran. Was haben wir denn?«
    »Erstens: Radeke hat uns vermutlich angelogen. Er war zur Tatzeit nicht zu Hause.«
    »Dafür kann es tausend Gründe geben! Ein Junkiereflex. Der denkt, wir wollen ihm was. Also sagt er, er war zu Hause. Ein sicherer Ort. Was soll bei ihm zu Hause schon passieren?«
    »Zweitens: Er beteuert ständig seine Unschuld. Haben wir ihm irgendetwas vorgeworfen?«
    »Junkiereflex. Außerdem ist er mit einer Vierzehnjährigen in die Kiste gestiegen, und er weiß, dass wir das wissen. Dafür könnten wir versuchen, ihn dranzukriegen, aber das hat nichts mit unserem toten Südafrikaner zu tun.«
    Brander fuhr fort: »Drittens: Radeke und Poljakow bekommen Panik, als der Nachbar mit der Polizei droht, und sie setzen Nathalie mit Gewalt auf die Straße.«
    »Und wieder sage ich: Junkiereflex. Wer weiß, vielleicht hatten die eine größere Menge Stoff bei sich. Da hatten die keinen Bock auf Party mit Uniformierten. Im Übrigen ist ja noch nicht erwiesen, dass die Kleine sich das nicht mal locker flockig alles ausgedacht hat.«
    Genau die gleichen Gedanken waren ihm am Morgen auch durch den Kopf gegangen. Für alles gab es eine mögliche Erklärung, die nichts mit Nael Vockerodt zu tun hatte. »Du gehst mir auf den Keks, mit deinem Junkiereflex«, murrte Brander.
    Peppi grinste nachsichtig. »Andi, du hast die beiden zur Zeugenvernehmung herkommen lassen und nicht als Beschuldigte. Wenn du sie verdächtigst, am Totschlag des Afrikaners beteiligt zu sein, musst du es ihnen sagen, bevor du sie in die Mangel nimmst. Das gibt sonst hinterher nur Ärger.«
    Er sah Peppi entschlossen an. »Einen Versuch ist es wert. Lesen wir ihnen ihre Rechte vor.«
    »Himmel, Andi!« Peppi hatte anscheinend gehofft, ihn damit auf einen anderen Weg zu bringen.
    »Vielleicht bin ich tatsächlich auf dem Holzweg«, räumte Brander ein.
    Peppi nickte zustimmend.
    »Vielleicht aber auch nicht. Wir werden noch einmal mit beiden sprechen. Mal sehen, wie sie reagieren, wenn wir sie mit unserem Verdacht konfrontieren.«
    »Mit deinem Verdacht! Welche Foltermethoden gedenkst du einzusetzen, um sie zu einem Geständnis zu bringen?«
    »Foltermethoden? Wer soll hier gefoltert werden?«, meldete sich eine Stimme von der anderen Seite der Wand. Kurz darauf stand Staatsanwalt Schmid vor ihnen. Peppi presste die Lippen zusammen und sah Schmid unschuldig an.
    »Wir haben vielleicht zwei Tatverdächtige im Fall des toten Südafrikaners«, erklärte Brander.
    »Das ist erfreulich. Und die sollen jetzt gefoltert werden?« Schmid sah zu Peppi.
    »Das hab ich nur so daher gesagt …«, kam es kleinlaut von der Kollegin.
    »Das hoffe ich, Frau Pachatourides.« Er bedachte sie mit einem strengen Blick, wandte sich dann wieder Brander zu. »Um was für Verdächtige handelt es sich?«
    Brander gab ihm eine kurze Zusammenfassung seiner Vermutungen. Schmid hörte ihm konzentriert zu, starrte anschließend eine Minute schweigend vor sich hin, wobei er sich

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