Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eisblume

Eisblume

Titel: Eisblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Baecker
Vom Netzwerk:
der U-Haft entlassen. Aber ein Verfahren wird wohl gegen ihn eröffnet werden.«
    »Den will ich auch hier haben.«
    »Warum?«, erkundigte sich Peppi.
    »Warum! Weil ich wissen will, ob es stimmt, was Nathalie mir erzählt hat.« Das war nur die halbe Wahrheit.
    Peppi lehnte sich zurück und stützte das Kinn auf ihre rechte Hand. »Muss ich das jetzt verstehen? Ich dachte, du bist überzeugt davon, dass die Kleine dich nicht angelogen hat?«
    »Wir überprüfen es trotzdem. Nathalie sagt, Radeke war nicht zu Hause.«
    »Weil er im Kino war, in der Spielhalle, bei Freunden, weiß der Kuckuck wo?«, schlug Peppi vor.
    »Radeke hat aber behauptet, er wäre den ganzen Abend zu Hause gewesen. Und jetzt frag noch einmal ›Warum?‹.«
    »Warum?«, fragte Peppi brav.
    »Das will ich durch die Gespräche mit Radeke und Poljakow herausfinden.«
    »Sollten wir nicht erst noch das Gespräch mit Signore Angelosanto abwarten?«, schlug Hendrik vor.
    »Nein, ich will nicht, dass Poljakow und Radeke eine Chance bekommen, miteinander zu reden. Außerdem wollt ihr doch alle heute Abend ausgehen! Soll ich dann die ganze Arbeit allein machen?«
    »Okay, okay«, wehrte Hendrik ab.
    »Warum ist es so wichtig, dass Nathalie die Wahrheit sagt?«, hakte Peppi weiter nach.
    Brander sah die Kollegin an, die ihrerseits ihn prüfend ansah, wobei sie beständig eine ihrer schwarzen Locken um den Zeigefinger wickelte. Plante er schon wieder einen Alleingang wie am Tag zuvor, als er allein zu Nathalie fahren wollte?
    »Weil dann nicht Nathalie zur Tatzeit in der Gegend unterwegs war, sondern Radeke.«
    »Oh.« Peppi ließ die Locke los und richtete sich in ihrem Stuhl auf. »Würdest du uns bitte in deine Gedankengänge einweihen? Was geht da vor?« Sie deutete auf Branders lichte Haarpracht.
    »Nathalie hat ausgesagt, dass Radeke nicht zu Hause war. So, wie Nathalie die Situation beschrieben hat, scheint er gestresst gewesen zu sein, als er schließlich auftauchte. Wo war er? War er tatsächlich mit Poljakow zusammen unterwegs? Oder allein? Warum hat er uns etwas anderes erzählt? Hätte er nicht auch zur Tatzeit in der Eugenstraße sein können?«
    Hendrik nickte zustimmend.
    Peppi schüttelte den Kopf. »Welches Motiv?«
    »Lust auf Randale«, schlug Brander vor.
    »Nie und nimmer wird der Staatsanwalt da mitziehen.«
    »Er muss doch erst einmal gar nichts davon wissen.«
    »Herrgott, Andi, muss das sein?« Peppi verzog unwillig das Gesicht.
    »Das Mindeste, was wir abklären müssen, ist, wer hier gelogen hat. Und da wird auch ein Herr Staatsanwalt Schmid keinen Einspruch erheben.«
    Peppi hob kapitulierend beide Hände.
    »Gut. Also, heute Vormittag befragen wir Radeke und Poljakow. Hendrik, Jens, ihr kümmert euch heute Mittag um Angelosanto. Peppi und ich informieren Frau Böhme, dass wir ihre Tochter aus dem Krankenhaus abholen und zur Vernehmung zur Polizeidirektion bringen.«
    »Sofern das brave Mädel noch im Krankenhaus ist«, spottete Peppi.
    »Ist sie. Ich habe heute Morgen mit der Stationsschwester telefoniert. Sie hat die ganze Nacht geschlafen wie ein Engel und heute Morgen Theater gemacht, weil sie keinen Kaffee zum Frühstück bekommen hat.«
    Brander hoffte, dass sowohl Nathalie als auch die Krankenschwestern bis zum Nachmittag durchhalten würden.
    Nikolai Poljakow war ein kleiner, stämmiger Mann mit grimmigem Gesichtsausdruck und hellen, kalten Augen. Er trug eine abgewetzte Lederjacke und die dazu passenden abgetragenen Jeans. Die Füße steckten in Turnschuhen, die bei den gegenwärtigen Witterungsbedingungen sicherlich nur leidlich ihren Zweck erfüllten. Hendrik hatte den Mann in ein Vernehmungszimmer bringen lassen. Brander beschloss, die Befragung mit ihm zu beginnen. Er grüßte kurz, als er den Raum betrat, und setzte sich dem Mann gegenüber an den Tisch.
    »Herr Nikolai Poljakow, ich bin Kriminalhauptkommissar Brander. Ich habe einige Fragen an Sie.«
    Poljakow sah ihn misstrauisch an. »Bin ich angeklagt?«
    »Nein. Hätten wir einen Grund dazu?«
    Der Mann bleckte die Zähne. Ein paar Goldkronen funkelten zwischen maroden Zahnstummeln. Anscheinend hatte es mal bessere Zeiten im Leben von Nikolai Poljakow gegeben.
    »Ich möchte mit Ihnen über die Nacht vom ersten auf den zweiten Dezember sprechen. Der erste Dezember war ein Dienstag.«
    Poljakow zuckte die Achseln. Er schien kein Mann der vielen Worte zu sein.
    »Wo waren Sie in der Nacht zwischen zehn Uhr abends und zwei Uhr morgens?«
    »Keine

Weitere Kostenlose Bücher