Eisblume
den dunklen Locken, die ihr dabei ins Gesicht fielen, hatte ihr Blick durchaus etwas Sinnliches. »Sie werden der Erste sein, der es erfährt.«
»Ich fühle mich geehrt.« Schmid wandte sich nun doch leicht verlegen an Brander. »Wie machen wir weiter?«
»Wir?«
»Frau Pachatourides hat mir die Ergebnisse Ihrer Vernehmungen bereits kurz zusammengefasst. Und wie es sich anhört, ist ja noch nicht Feierabend.«
Wenn du mir nicht gleich wieder einen Strich durch die Rechnung machst, dachte Brander und suchte nach der richtigen Antwort. »Radeke hat kein Alibi für die Tatzeit. Ich würde ihn gern noch einmal befragen, um herauszufinden, warum er uns angelogen hat und …« Brander zögerte. »Ich würde gern seine Schuhe von unseren Technikern untersuchen lassen.«
»Das heißt, Sie brauchen einen Durchsuchungsbeschluss.«
»Wenn Sie gerade einen dabeihaben …«
»Ich werde mit dem Richter sprechen.« Er zupfte sich an einem nicht vorhandenen Kinnbart. »Ich denke, da lässt sich was draus machen … hinreichender Tatverdacht … Sicherung von Beweismitteln …«, murmelte er vor sich hin. Er sah zu Branders Kollegin und lächelte sie an. »Frau Kommissarin, ich hoffe, Sie können Ihre Verabredung morgen wahrnehmen.«
»Das hoffe ich auch.« Peppi lächelte zurück.
Er sah der Beamtin lange genug in die Augen, dass es Brander nicht entging, hob grüßend die Hand und ging.
»Sag mal, versucht der gerade, mit dir zu flirten?«, fragte Brander etwas irritiert von diesem Geplänkel.
»Ich sagte doch, ich bin eine attraktive Frau.« Peppi warf mit einer selbstgefälligen, lässigen Bewegung ihre schwarze Mähne zurück und strahlte zufrieden. »Wie lief es bei Nathalies Mutter?«
»Der Lebensgefährte war nicht da. Aber Frau Böhme hat tatsächlich das Altglas entsorgt, und sie hat sogar das Poster wieder zusammengeflickt und einen Kuchen gebacken.«
»Na, das ist doch ein Anfang. Ich habe das Jugendamt informiert. Die Familie ist dort bereits gut bekannt. Sie schicken nächste Woche jemanden vorbei. Das Mädchen scheint dir ganz schön zu vertrauen.«
»Sie braucht jemanden, der an sie glaubt und sich um sie kümmert.«
»Pass auf dich auf, Andi.« Sie sah ihn ernsthaft besorgt an, goss dann den Inhalt ihrer Tasse in den Ausguss. »Hach, verdammt, ich trink zu viel Kaffee. Gehen wir?«
Schmid hatte sich anscheinend umgehend mit dem diensthabenden Richter in Verbindung gesetzt, und binnen kürzester Zeit wurde Brander der Durchsuchungsbeschluss zugefaxt. Gemeinsam mit Jens und Peppi fuhr er zu Radekes Wohnung. Patrick Radeke war nicht erfreut, als die Kripobeamten vor seiner Tür standen und ihm den richterlichen Beschluss vor die Nase hielten.
»’n Moment«, sagte er und wollte die Tür wieder schließen. Brander stellte den Fuß dazwischen und drückte die Tür auf.
»Ey, immer mal sachte, wa!«
Brander schob Radeke zur Seite und betrat die Wohnung. »Wo können wir uns unterhalten?« Ohne eine Antwort abzuwarten, marschierte er durch den kleinen Flur ins Wohnzimmer. Oder das, was das Wohnzimmer sein sollte. Zwei Matratzen lagen auf dem Boden, ein kleiner Fernseher stand in einer Ecke, ebenfalls auf dem Boden. Eine Zigarette verglühte in einem Aschenbecher auf einem niedrigen Tisch, daneben lag einsatzbereit Radekes Drogenbesteck. Brander zog Handschuhe an, steckte die Utensilien in einen Asservatenbeutel.
»Ey, was soll das denn?«, beschwerte sich Radeke, der ihm gefolgt war. »Ey, Schikane, wa! Volle Schikane! Das geht an die Zeitung, wa!«
»Herr Radeke, wo bewahren Sie Ihre Kleidung auf?«
»Geht Sie ‘n Scheißdreck an, wa.«
»Sie haben den Durchsuchungsbeschluss gerade gelesen. Wir suchen Ihre Stiefel.«
»Ey, was soll das? Was woll’n Se denn mit meine Stiefel, wa?«
»Die Stiefel werden von unseren Technikern untersucht. Wir suchen nach Blutspuren.«
»Was’n für Blut? Kannst mich mal aufklären, Meister? Ey, was hab ich denn gemacht, wa?« Radeke begann nervös im Zimmer auf und ab zu laufen, steckte sich unbeachtet der glimmenden Zigarette im Aschenbecher eine neue Zigarette an.
»Herr Radeke, es besteht gegen Sie der Tatverdacht, dass Sie an der Tötung von Herrn Nael Vockerodt in der Nacht vom ersten auf den zweiten Dezember beteiligt waren. Es kam zu einer Auseinandersetzung, an dessen Folgen das Opfer später starb. Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass …«
»Was? Was soll ich? Ihr seid ja wohl total ballaballa.« Radeke versuchte, überrascht zu gucken, wirkte
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