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Eisblume

Eisblume

Titel: Eisblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Baecker
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du etwas trinken, Nathalie?«, fragte Peppi.
    »Krieg ich ‘ne Cola?« Trotz hatte sich über die Wut gelegt.
    »Ich guck mal, was sich machen lässt.« Peppi verschwand und nahm die Tüte mit, in der Nathalies Stiefel waren.
    »Hier arbeitest du?« Nathalie drehte sich einmal um ihre eigene Achse, um den Raum genau zu betrachten. Allein mit Brander taute sie wieder ein wenig auf.
    »Ja.«
    »Was ist das für ein Foto?« Sie deutete auf den Bilderrahmen auf seinem Schreibtisch.
    Brander hob es hoch, zeigte es ihr. »Das ist meine Frau.« Sie nahm das Bild, betrachtete es eine Weile schweigend. Ihre Gesichtszüge wurden einen winzigen Augenblick weich, wehmütig.
    »Ich find die echt nett. Das hab ich letztens nicht nur so gesagt.« Sie gab Brander das Bild zurück. »Habt ihr Kinder?«
    »Nein.« Er stellte das Bild wieder auf den Tisch.
    »Warum nicht?«
    »Das ist nicht immer so einfach, wie man sich das vorstellt«, erklärte Brander vage. Wie oft hatten er und Cecilia sich diese Frage schon gestellt.
    »Versteh ich nicht.«
    »Das musst du auch nicht verstehen. Willst du dich nicht setzen?« Er deutete auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch und setzte sich selbst auch hin.
    »Ich hätte gern eine Schwester. Eine, die genauso alt ist wie ich. Wir könnten dann immer zusammen abhängen, und wir wären nie mehr allein. Keiner könnte uns was. Hast du Geschwister?«
    »Ja.« Brander nahm das Diktiergerät aus der Schublade und legte es vor Nathalie auf den Tisch. »Nathalie, wir brauchen deine Aussage. Du musst mir gleich noch einmal erzählen, was du genau in der Nacht zum zweiten Dezember gemacht hast.«
    »Warum?«
    Wie viel konnte er dem Mädchen verraten? »In der Nacht ist etwas passiert, und deine Aussage könnte uns weiterhelfen. Mehr kann ich dir im Moment nicht sagen.«
    »Muss ich das machen?«
    »Nein.« Er konnte sie nicht zwingen. »Aber dann würde ich eine richterliche Verfügung beantragen.«
    »Ist das so wichtig?«
    Brander nickte.
    »Was ist ‘n mit der Mütze? Du hast gesagt, du schenkst mir eine neue Mütze.«
    »Ja, wenn du deine fürchterlichen Kraftausdrücke mal weglässt.«
    Sie seufzte abgrundtief. »Ich darf auch nicht Scheiße sagen?«
    »Auch nicht Scheiße.«
    »Fuck.«
    Peppi kam mit der Cola, stellte das Glas vor Nathalie auf den Tisch. »Hendrik möchte dich kurz sprechen«, wandte sie sich an Brander.
    Er fand Hendrik in seinem Büro.
    »Ich wollte dir von dem Gespräch mit Angelosanto erzählen. Ist vielleicht wichtig für das Gespräch mit Nathalie«, erklärte Hendrik. Er lehnte sich zurück, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf.
    »Leg los«, forderte Brander.
    »Angelosanto hat Nathalie in der Nacht zweimal gesehen. Zum ersten Mal kurz nach elf. Da hat sie bei Radeke an die Tür gehämmert und das halbe Treppenhaus zusammengeschrien, damit er die Tür aufmacht. Angelosanto ist daraufhin aus seiner Wohnung gekommen. Er hat ihr zu verstehen gegeben, dass Radeke nicht zu Hause ist, und verlangt, dass sie geht. Sie hat sich geweigert zu gehen, und er hat ihr klargemacht, dass er die Polizei rufen würde, wenn sie weiterhin so einen Lärm veranstaltet. Daraufhin hat sie sich still auf eine Treppenstufe gesetzt, und er hat sie da sitzen lassen.«
    »Woher wusste er, dass Radeke nicht zu Hause ist?«
    »Angelosanto ist um dreiviertel elf von der Arbeit gekommen. Als er zum Hauseingang ging, kam ihm Radeke auf dem Fußweg entgegen.«
    »Wie ging es weiter?«
    »Kurz nach Mitternacht brach im Treppenhaus erneut ein Tumult los. Radeke und noch ein Mann standen im Flur. Radeke schrie Nathalie an, Nathalie weinte und schrie ebenfalls. Angelosanto hat nicht verstanden, worüber die beiden stritten. Er ging erneut auf den Flur und drohte mit der Polizei. Daraufhin hätte der Freund von Radeke Nathalie geohrfeigt und aus dem Haus gestoßen. Die beiden Männer hätten ihm dann noch gedroht, ihn zusammenzuschlagen, wenn er die Polizei rufen würde. Radeke hätte ihn sogar vor die Brust gestoßen. Dann wären sie in Radekes Wohnung verschwunden.«
    Brander blies die Wangen auf, ließ die Luft mit einem lauten »Puh« entweichen. »Das heißt, Nathalie war zwischen dreiundzwanzig Uhr und Mitternacht dort, und Radeke hat uns definitiv angelogen.«
    »Das ist zu vermuten.«
    »Du willst gleich weg, oder?«, fragte Brander mit einem Blick auf die Uhr.
    »Wenn’s irgendwie möglich wäre, ja.« Hendrik sah ihn mit schlechtem Gewissen an.
    »Was ist mit dir, Jens?« Brander drehte sich zu dem

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