Eisblumen zum Valentinstag
Beteuerung, dass sie kein Problem damit habe, bei ihm zu wohnen, war ihm ein wenig zu schnell gekommen. Machte der Gedanke sie lediglich nervös oder hatte sie doch etwas zu verbergen?
Mannings Vorschlag war auch bei Grant nicht unbedingt auf Begeisterung gestoßen. Allerdings hatte sein Boss ihm schließlich den Wind aus den Segeln genommen, indem er argumentierte, dass Grant seine Hauptverdächtige auf diese Weise besser im Blick habe. Daraus, dass Manning selbst große Stücke auf Kyra hielt, machte er auch weiterhin keinen Hehl.
Eine Tatsache, die Grant zunehmend missfiel.
Was auch immer Kyra zu verbergen hatte, er fand es schon heraus. Er ermittelte schließlich nicht zum ersten Mal in seinem Leben. Sein hervorragender Spürsinn war ausschlaggebend gewesen für seinen gut bezahlten Posten als Mannings Sicherheitschef und der würde ihn auch nun zum Erfolg führen.
Das Klingeln eines Handys riss ihn aus seinen Gedanken und er kramte hektisch in seiner Tasche nach dem Mobiltelefon. Im gleichen Moment zog Kyra ihr eigenes Handy aus der Manteltasche und nahm einen Anruf entgegen. Sie drehte Grant provokativ den Rücken zu und starrte zum Seitenfenster hinaus.
„Hey Schatz“, flüsterte sie.
Er stutzte.
Schatz?
Während der Nachforschungen, die er gestern über sie angestellt hatte, war keine Rede von einer Liaison gewesen. Sie galt als Sonderling. Unverheiratet, alleinstehend, mit Mitte dreißig wohnte sie immer noch bei ihren Eltern.
Bei einem anderen Lebenswandel hätte er vielleicht auf einen frischen Liebhaber am anderen Ende der Leitung getippt, aber die Bemerkung, die sie gegenüber ihrer Kollegin hatte fallen lassen, war ihm im Gedächtnis geblieben. Zudem wirkte sie nun wirklich nicht gerade wie der sexhungrige Vamp, der die Kerle reihenweise abschleppte.
Langweiliger Haarschnitt, unmoderne Brille, ein paar deutliche Kilo zu viel auf den Hüften – es war offensichtlich, dass sie mehr Zeit vor dem Computer verbrachte als unter Menschen. Natürlich wusste er aus Erfahrung, dass der erste Eindruck nicht unbedingt der richtige war. Aber Kyra erfüllte so vollkommen das Klischee des stereotypen Strebers, dass man schon blind sein musste, um es nicht zu sehen.
Sie war intelligent, das war unbestreitbar, und ihr Boss stand hundertprozentig hinter ihr. Manning hatte bei ihrem Gespräch am Vormittag mehrfach betont, dass er Grants Verdacht als unhaltbar erachtete und Cook seiner Ansicht nach die einzige Person sei, die das Problem aus der Welt schaffen könne.
Es war mehr als seltsam, wie angetan Manning von ihr war.
Grants Misstrauen erhielt weiterhin neue Nahrung durch Kyras verdächtiges Verhalten und die Tatsache, dass sie ihm den Rücken zuwandte, um zu verhindern, dass er sie belauschen konnte.
Er hatte seinen Job beim Staat nicht ohne Grund aufgegeben und war als Sicherheitsspezialist in die freie Wirtschaft gewechselt. In seiner Branche war er einer der Besten und er würde herausfinden, was sie zu verbergen hatte.
Als Benson auf den Fahrersitz glitt, traf ein Schwall eisiger Luft auf den Innenraum. Fröstelnd zog Grant den Kopf zwischen die Schultern und sah, wie Kyra sich in ihrer Ecke in die Polster drückte. Er konnte nicht verstehen, was sie in das Telefon sprach, aber ihr leises Lachen entging ihm nicht.
Für einen Moment grübelte er ernsthaft darüber nach, ihr Handy überwachen zu lassen. Es gab offenbar noch zu viele Geheimnisse um Kyra Cook, die er nicht kannte.
„Wohin, Sir?“, wollte der Chauffeur von vorn wissen.
„Heimwärts, Benson. Ich will nur noch ins Bett.“
„Ja, Sir.“
Der Wagen fuhr an. Als Kyra neben ihm ihr Gespräch beendete, traf Grant ein müder Blick.
„Wie lang werden wir brauchen?“
„Wenn wir gut durchkommen, ungefähr eine halbe Stunde“, erwiderte er. „Aber bei dem Wetter könnte es schwierig werden.“
***
Es war schwierig, wie sich herausstellte.
Obwohl um diese Uhrzeit nicht der übliche New Yorker Verkehr herrschte, legten Schnee und Eis weite Straßenabschnitte lahm. Immer wieder wich Benson auf Alternativrouten aus.
Kyra nahm es mit der ihr eigenen Gelassenheit. Nachdem sie anfangs noch in den Polstern gesessen und - genau wie ihr Reisebegleiter - vor sich hin gedöst hatte, war sie mittlerweile hellwach und beobachtete fasziniert das Geschehen in der erwachenden Millionenmetropole. Der Schnee gab dem Meer von Lichtern und dahineilenden Menschen etwas Romantisches, fast schon Magisches.
Obwohl London durchaus seinen
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