Eisblumen zum Valentinstag
Vergangenheit.
„Lass dich nicht durch Foggs überhebliches Gehabe nervös machen“, murmelte Grant neben ihr.
Während Kyra ihm die Treppen in den ersten Stock hinauf folgte, quälte sie ihr schlechtes Gewissen. Fast hätte sie sich sogar für ihre Worte entschuldigt, obwohl sie immer noch der Meinung war, dass sie ihm mit Recht die Meinung gegeigt hatte.
„Er wird versuchen, dich zu provozieren, mit Gesten, mit dummen Sprüchen und seiner ihm eigenen Arroganz.“
„Kommt mir bekannt vor“, warf sie ein.
Grant warf ihr einen flüchtigen Blick zu, dem sie beschämt auswich. Sie hatte ihrem Unmut Luft gemacht, jetzt musste sich nicht noch darauf herumhacken.
„Jedenfalls solltest du dich davon nicht verunsichern lassen. Immerhin bist du Mannings persönlicher Liebling.“
Kyra biss die Zähne aufeinander und verkniff sich einen passenden Kommentar.
Wenn sie im einen Moment noch glaubte, er habe ihr Verständnis verdient, versaute er es im nächsten Augenblick mit einem seiner dämlichen Sprüche. Wenn Fogg genauso war, konnte sie den stellvertretenden Geschäftsführer jetzt schon nicht leiden.
Grant öffnete eine der Türen und Kyra betrat hinter ihm ein geschmackvoll eingerichtetes Vorzimmer, in dem eine weitere perfekt gestylte Angestellte an ihrem Schreibtisch saß. Im Gegensatz zu den beiden Damen am Empfang war sie jedoch deutlich älter, mit zurückhaltender Eleganz gekleidet, und das hochgesteckte, blonde Haar von vereinzelten, silbernen Strähnen durchzogen.
Ob hier alle Frauen nur ihrer Optik entsprechend eingestellt wurden?
Für einen Moment fragte Kyra sich ernsthaft, ob die gesamte hiesige Belegschaft gemeinsam nur den IQ einer Schildkröte erreichte.
„Willkommen zurück, Grant!“
„Vielen Dank, Samantha.“
Er durchquerte das Büro und drückte die Frau kurz an sich. Kyras Augenbrauen hoben sich verblüfft. Dafür, dass sie die falsche Haarfarbe besaß, benahm Grant sich ihr gegenüber geradezu liebevoll. In jedem Fall war das eine weit vertraulichere Begrüßung, als die Ladys am Empfang sie bekommen hatten.
Das warme Lächeln im Gesicht der Sekretärin blieb auch weiterhin bestehen, als er mit dem Kopf zu Kyra hinübernickte und die Angestellte ihren Blick auf den Gast richtete.
„Würden Sie uns bei Mr. Fogg ankündigen, Samantha? Miss Cook würde ihm gern einen kleinen Besuch abstatten.“
Samantha nickte lächelnd und griff nach dem Telefonhörer.
„Sehr gern, einen Augenblick bitte.“
5. Kapitel
Ratte!
Das war der erste Gedanke, der sie überkam, als sie in Grants Kielwasser das Büro des stellvertretenden Geschäftsführers betrat und Charles Fogg gegenüberstand. Er hatte nicht nur das Gesicht einer Ratte, er bewegte sich sogar ähnlich.
Die raue Stimme passte so gar nicht zu seinem Äußeren.
Nachdem er sich von seinem ersten Schock erholt hatte, dass es sich bei
Käpt’n Cook
nicht um einen männlichen IT-Experten handelte, bat er Kyra und Grant, vor seinem wuchtigen Schreibtisch Platz zu nehmen.
Sie schätzte ihn auf Mitte vierzig.
Sein Haar war voll und schwarz, mit vereinzelten grauen Fäden darin. Das Gesicht schmal, mit spitzem Kinn und langer, hakenförmiger Nase. Die Augen standen ein bisschen zu eng zusammen. Sie hatten eine seltsame, braungraue Farbe. Er lächelte. Er lächelte und in ihrem Magen bildete sich ein harter Knoten.
Fogg saß in seinem gut gepolsterten Bürostuhl, die Ellenbogen auf den Schreibtisch gestützt, die Fingerspitzen vor dem Gesicht aneinandergelegt, und starrte Kyra fast eine ganze Minute lang schweigend an. Er erinnerte sie frappierend an einen alten Kerl mit Halbglatze und gelber Gesichtsfarbe, der in einer amerikanischen Comicserie den fiesen Milliardär darstellte.
Obwohl sie Fogg seit gerade einmal neunzig Sekunden kannte, spürte sie eine solche Welle aus Antipathie in sich aufsteigen, dass es ihr fast den Atem raubte.
Sie ahnte, was ihm durch den Kopf ging.
Genau die gleichen schmutzigen Gedanken, die Grant bezüglich ihrer Stellung in Mike Mannings Leben laut ausgesprochen hatte. Immerhin rechnete sie ihrem Begleiter an, dass dieser sie über seine Mutmaßungen nicht im Unklaren gelassen hatte. So unangenehm es jedoch gewesen war, das hier übertraf es bei Weitem, obwohl - oder gerade weil - Fogg nichts sagte.
„Hatten Sie einen angenehmen Flug, Miss Cook?“
Sie beäugte ihn misstrauisch.
Was wurde das jetzt hier? Smalltalk?
„Er war länger als erwartet“, entgegnete sie höflich.
Fogg schenkte ihr
Weitere Kostenlose Bücher