Eisblumen zum Valentinstag
Mobiliar, bis hin zu Computer und Kaffeemaschine. Grant hatte gemeint, sie solle sich ein bisschen einleben, er sei direkt nebenan. Dann war er gegangen.
Da saß sie nun seit einer halben Stunde in ihrem neuen Bürostuhl und sah sich um. Der Raum war großzügig geschnitten und hübsch eingerichtet, wenn auch ohne jede persönliche Note. Es gefiel ihr durchaus, dennoch fühlte sie sich plötzlich leer. Zum ersten Mal spürte sie, wie die Anspannung langsam nachließ, die sie seit dem Morgen in Grants Nähe empfunden hatte.
In Anwesenheit Dritter fiel es ihr nicht schwer, sich um Sachlichkeit und Ablenkung zu bemühen und so zu tun, als hätte es den Zwischenfall auf dem Treppenabsatz nie gegeben.
Aber sobald sie allein mit ihm war, verfolgte sie wieder dieser Blick, mit dem er ihren halb entblößten Körper angestarrt hatte. Sie wünschte nur, das Gefühl von Scham wäre größer als ihre zunehmende sexuelle Frustration.
Gut, sie war vielleicht nicht Grants Typ, aber er hatte nicht ausgesehen, als fühlte er sich abgestoßen, und trotz seiner Behauptung, dass Frauen mit ihrer Figur nicht gerade zu seinen Eroberungen zählten, hatte sein Erregungszustand nach ihrem Kuss auf etwas Anderes hingedeutet.
Verdammt, sie war seit gut einem Jahr Single und keine Frau, die auf Dauer als Nonne leben konnte. Körperliche Enthaltsamkeit war nur bis zu einem gewissen Grad erträglich. Zudem war Grant Travers ein gut aussehender Kerl. Wenn er wenigstens halb so gut im Bett war, wie er küssen konnte, dann wäre sie bereit, ihre eigenen Vorurteile über Bord zu werfen.
Kyra stützte sich mit den Armen auf dem Tisch ab, legte das Gesicht in ihre Hände und stöhnte leise. Sie gehörte nicht gerade zu den Frauen, die sich teilnahmslos im Hintergrund hielten und darauf warteten, erobert zu werden.
Natürlich warf sie sich nicht dem erstbesten Kerl an den Hals, aber es war ihr nie schwergefallen, einen Mann anzusprechen, der ihr gefiel. Auch wenn sie es ungern zugab, Grant machte sie an und das nicht erst, seitdem sie ihm am Morgen halbnackt gegenübergestanden hatte.
Schon als er sie bei ihrem ersten Zusammentreffen im Büro so ausgiebig gemustert hatte, war sie von ihm angetan gewesen. Der Kuss beim Start hatte ihr bloß einen Vorgeschmack darauf geliefert, was noch passieren konnte.
Sie hatte versucht, sich zurückzuhalten und war in ihren Ärger über ihn geflüchtet. Das letzte Mal, als sie sich Hals über Kopf in eine Affäre mit einem ähnlich attraktiven Mann stürzte, hatte es mit heißer Wut und tiefer Enttäuschung geendet ... und Grants Wirkung auf sie war um ein Vielfaches höher.
Hinzu kam das Problem, dass er sie nicht leiden konnte. Sie war nicht gerade scharf auf eine pampige Abfuhr.
Wie sollte sie die nächsten Tage in seiner direkten Nähe überstehen, wenn sie ihm nicht an die Wäsche gehen durfte?
„Alles in Ordnung bei dir?“
Seine Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Sie hob den Kopf und sah ihn an. Mit einer Tasse Kaffee in der Hand stand er in der Verbindungstür zu seinem Büro und musterte sie aufmerksam.
Warum musste er sich immer so anschleichen?
Wie würde er wohl reagieren, wenn sie ihm jetzt sagte, dass sie Sex mit ihm wolle?
Reiß dich zusammen, Kyra!
Angenervt schloss sie die Augen für einen Moment und atmete tief durch.
Heute war sie eindeutig nicht mehr zurechnungsfähig.
„Kennst du dieses Gefühl, wenn man etwas haben will, aber genau weiß, dass man es nicht haben kann?“
Die Frage war über ihre Lippen, ehe sie sie zu Ende gedacht hatte. Ihn anstarrend, fluchte sie still in sich hinein. Er runzelte die Stirn, kam näher und nahm auf dem Stuhl vor ihrem Schreibtisch Platz.
„In Bezug worauf?“, wollte er wissen.
Schulterzuckend senkte sie den Blick auf ihre Hände.
„Ich weiß nicht. Du willst etwas Bestimmtes in deinem Leben haben und du willst es für dich, aber es gibt einfach keine Chance, dass du an es herankommst.“
„Nun, vermutlich würde ich trotzdem alles versuchen“, erwiderte er leise. „Es gibt immer einen Weg.“
Kyra sah ihn an.
Wie er da auf dem Stuhl saß und an seiner Tasse Kaffee nippte, strahlte er eine unterschwellige, zwanglose Erotik aus.
Es gibt immer einen Weg.
Sie schluckte.
Tja, wäre sie zwanzig Kilo leichter gewesen, hätte sie vielleicht eine Chance gehabt, auch wenn er angeblich nichts für Blondinen übrig hatte. Mürrisch knirschte sie mit den Zähnen. Seit mehr als zwanzig Jahren hatte sie nicht mehr mit sich
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