Eisblumen zum Valentinstag
Augenbrauen rutschten nach oben und der amüsierte Ausdruck in ihrem Gesicht wurde zu einem verstehenden Lächeln.
„Oh, der New Yorker Sicherheitschef!“
„Ich sehe, mein Ruf eilt mir voraus“, bemerkte er.
„Meilenweit“, gab sie zwinkernd zurück und schüttelte seine Hand. „Ich bin Stella Goodman, Kyras Mum.“
Goodman?
Er war verwirrt und sein eigener Pulsschlag drückte plötzlich seine Kehle zu.
Sie war verheiratet.
Kyra war verheiratet mit Dean!
Aber in ihrer Akte hatte gestanden, sie sei alleinstehend.
Er schluckte.
„Wollen Sie einen Tee?“, fragte Stella und musterte ihn. „Sie schauen allerdings aus, als könnten Sie etwas Härteres gebrauchen.“
„Ein Tee wäre wirklich sehr nett, aber ich glaube ... ich meine, ich habe noch einen Termin und sollte jetzt gehen. Kyra und ich haben uns eher zufällig getroffen.“
„Papperlapapp“, gab sie zurück. „Es ist eh gleich Zeit für das Abendessen. Sie bleiben hier und vorher können Kyra und Sie noch miteinander reden.“
Ohne ihn weiter zu beachten ging sie auf die andere Seite des Raumes, füllte einen altmodischen Kessel mit Wasser und setzte ihn auf den Herd. Er fühlte sich zugegebenermaßen ziemlich unwohl in seiner Haut, wollte Stella aber auch nicht vor den Kopf stoßen.
„Mum!“
Kyra war irritiert, als sie die Küche betrat und ihre Mutter mit Grant am Esstisch sitzen sah.
„Hallo Schatz.“ Stella stand auf, drückte Kyra kurz an sich und ging zum Herd hinüber. „Ich brüh dir auch einen Tee auf.“
Ihr Blick huschte von Stella zu Grant und wieder zurück.
Was hatten die beiden miteinander geredet?
Nachdem sie sich hastig das Haar gewaschen und geföhnt, und sich selbst in frische Kleidung gesteckt hatte, war Kyra überzeugt gewesen, ihm selbstbewusst und gewappnet gegenüber treten zu können. Doch in genau diesem Moment fühlte sie sich ihres stärksten Ankers beraubt.
„Später, Mum.“
Verdrossen schob sie die Hände in die Hosentaschen und sah zu Grant hinüber.
„Wir können im Arbeitszimmer reden“, meinte sie.
Er erhob sich und folgte ihr in den Raum, der der Küche gegenüberlag. Als er an ihr vorbei trat, schloss sie die Tür hinter ihm, setzte sich auf das Sofa, das vor dem Fenster stand, und sah ihn abwartend an. Sie war keineswegs bereit, ihm in irgendeiner Form entgegen zu kommen.
„Deine Mutter ist sehr nett.“
„Ich weiß. Sie redet nur manchmal ein bisschen viel“, erwiderte Kyra. Grant nickte, atmete tief durch und nahm neben ihr Platz.
„Du hast abgenommen“, stellte er fest.
„Mir ist der Appetit vergangen“, erwiderte sie schulterzuckend.
„Ich habe mit Manning gesprochen.“
Abwartend sah sie ihn an.
Was erwartete er? Aufgeregte Fragen, was Mike gesagt hätte? Über den Punkt war sie hinaus.
„Es war ein Fehler dich freizustellen.“
„Nein, war es nicht.“
Verwirrt betrachtete er Kyra.
„Ich hätte an seiner Stelle nicht anders gehandelt“, erklärte sie. „Vermutlich hätte ich sogar eine Kündigung ausgesprochen.“
„Ich habe ihm nie gesagt, dass er das tun soll.“
„Das habe ich auch nicht angenommen.“
Einen Augenblick lang war er mehr als irritiert von ihrer Kühle und Gelassenheit. Unruhig ließ er seinen Blick durch das Büro schweifen. Auch hier herrschte ein gewisses Chaos, obwohl es aufgeräumt war. Aber, genau wie in der Küche, fühlte man sich auf Anhieb wohl. Er betrachtete die Frau neben sich.
Kyra hatte sich nicht nur äußerlich verändert. Seit ihrem letzten Zusammentreffen hatte sie einen Teil ihrer Unbeschwertheit verloren und er gab sich die Schuld daran.
Wenn er doch einfach abgewartet und sie in seiner Nähe behalten hätte. Vielleicht ... ja, was?
Vielleicht hätten sie eine Chance auf eine Klärung gehabt? Auf mehr gemeinsame Nächte? Er blähte die Nasenflügel und sog den Duft in sich auf, der ihm in die Nase stieg. Als sie weg war, war sein Leben plötzlich wieder so leer und kalt wie zuvor.
Sie hatte ihm gefehlt.
Er hasste sich selbst dafür, dass er sie hatte gehen lassen.
„Wir haben Cambry.“
Ihre Lippen teilten sich, als wolle sie etwas sagen, doch dann schien sie sich zu besinnen und sah ihn abwartend an. Er spürte, dass sie eine Erklärung von ihm erwartete. Das war wohl das Wenigste, was ihr zustand.
„Dank dieses Spionageprogramms, das du auf dem Londoner Server hinterlegt hast, ist uns Mr. Carmichael in die Falle gegangen.“
Verblüfft starrte sie ihn an.
„Theodore?“
Grant nickte.
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