Eisblut
Mossad-Agenten.«
»Kann auch Zufall sein«, gab Eberhard zu bedenken. Aber man sah ihm
an, dass er selbst nicht daran glaubte.
»Den müssen wir ausschlieÃen«, sagte Christian.
Eberhard verschränkte die Arme hinter dem Kopf und wippte ungeduldig
mit seinem Stuhl: »Wenn uns das gelingt, ist der Mossad-Fuzzi von der Liste,
und wir haben mal wieder keinen Verdächtigen und stehen ganz am Anfang.
ScheiÃ-Spiel.«
Pete nickte: »Das ist es. Trotzdem kommen wir immer ein Stückchen
weiter. Widersprecht mir, aber meiner Meinung nach sind die beiden Leichen aus
dem Bunker der Anfang unserer Serie. Jedenfalls haben wir bislang keine
gegenteiligen Infos. Dann kam die asiatische Prostituierte, danach Uta Berger
und Georg Dassau, jetzt Martin Abendroth. Die einzige Verbindung, die wir bis
jetzt erkennen können, ist Folter. Professionelle Folter.«
Christian mischte sich ein: »Es gibt Zusammenhänge zwischen all
diesen Opfern, wir sehen sie nur noch nicht. Fangen wir von vorne an. Was der
Killer mit dem Paar aus dem Bunker gemacht hat, was er mit den Händen des
Mannes gemacht hat, um genauer zu sein, deutet für mich auf eine sehr
persönliche Beziehung hin. Zwischen den Opfern untereinander und dem Täter zu
den Opfern. Ich glaube nicht, dass diese Obszönität aus einem Anfall perverser
Kreativität zustande kam. Das ist eine Botschaft, und wir müssen sie lesen.«
»Dabei würde uns sehr helfen zu wissen, wer die beiden sind«,
kommentierte Eberhard.
»Das haben wir bald, da verwette ich meinen Kopf. Wenn mich nicht
alles trügt â¦Â« Christian griff nach seinem Handy und wählte eine gespeicherte
Nummer.
»Hallo, Fred, sag mal, muss ich dich jetzt so einen
Geheimdienst-Müll fragen wie: Ist die Leitung sicher? ⦠Okay, pass auf. Wir
haben hier eine Leiche, und ich werde das Gefühl nicht los, dass es sich um
deinen verlorengegangenen Mossad-Mann handelt ⦠Nein, reine Intuition ⦠Wir bräuchten
irgendwas, um ihn zu identifizieren, der Ausweis, den wir gefunden haben, war
gefälscht, und zwar von Profis ⦠Habt ihr nicht ein Foto, Röntgenaufnahmen,
irgendwas aus Israel ⦠Wie, kriegt ihr nicht? ⦠Ach, stell dich nicht so an, das
wird keiner erfahren â¦Â«
Christian hörte zu und blickte zu Daniel. »Ja, der ist da ⦠Wieso das
denn? ⦠Okay, okay ⦠Danke, ich halte dich auf dem Laufenden ⦠Jaja, du kriegst
alle Details, logisch ⦠Machâs gut, Fred.«
Christian legte auf: »Daniel, schönen Gruà von Fred Thelen, Sergeant
Ripley möchte den Dekonstruktivisten gerne im âºDouglas Adamsâ¹ auf ein Bier
treffen. Jetzt gleich.«
»Wie cool ist das?!« Daniel erhob sich und wollte mit seinem Laptop
in sein Zimmer.
Missbilligend schüttelte Eberhard den Kopf: »Bier um die Uhrzeit?
Ekelhaft. Wer ist dieser Sergeant? Und wo ist die Kneipe?«
»Im World Wide Web. Virtuelles Bier in einer virtuellen Kneipe.
Schwer reinzukommen, das schaffen nur echt gute Hacker. Wenn die wüssten, dass
eine vom BND unter den Stammgästen ist!« Amüsiert ging Daniel in sein
Kabuff.
Kaum war er drauÃen, klingelte es an der Tür. Eberhard öffnete. Eine
aufgebrachte Manuela Berger raste an ihm vorbei in den Flur und rief lauthals
nach Christian. Eberhard deutete auf das Besprechungszimmer. Wütend wie eine
Furie stapfte Manuela ins Zimmer, ignorierte Pete und baute sich, die Hände in
die Wespentaille gestemmt, vor Christian auf: »Was fällt dir ein? Was hast du
mit Lars gemacht? Wieso ist er im Gefängnis? Tickst du noch richtig?«
Christian hasste es, angeschrien zu werden. Genervt erhob er sich.
»Halt die Luft an, Manuela! Du gehst mir auf den Wecker! Ihr geht
mir beide auf den Wecker! Dein feiner Sohn treibt sich in S/M-Schuppen
rum, schnüffelt seit Tagen hinter mir her, ist bis oben hin voll mit
Aufputschmitteln, total neben der Spur, und hat zu alledem eine nicht
registrierte Wumme in seiner Jacke, als ich ihn mir vorknöpfe. Der Idiot wollte
Charles Bronson spielen. Sei froh, dass ich ihn aus dem Verkehr gezogen habe.
Betrachte es als eine Art Schutzhaft. Er tut sich sonst noch selbst weh.«
Manuela tobte unbeeindruckt weiter. »Du hast nicht das Recht!«
»Und ob. Das Recht und die Mittel. Lars wurde in der Nähe eines
Tatorts gesehen, und er hat ein Motiv: Rache für Uta.
Weitere Kostenlose Bücher