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Eisblut

Eisblut

Titel: Eisblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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Volker.
    Â»Das nicht. Trotzdem ist es doch schrecklich. Sie war noch so jung!
Wer tut denn so was? Hat sie gelitten?«
    Â»All das versuchen wir herauszubekommen. Wie war Ihr Verhältnis zu
Frau Berger? Können Sie uns irgendetwas über sie sagen? Über ihre Freunde,
ihren Umgang …«
    Â»Sie war nett. Hübsch und nett. Sehr zurückhaltend, fast schüchtern.
Ein wenig verschlossen. Mir war das willkommen, ich kann lärmende Menschen
nicht ausstehen. Über ihre Freunde weiß ich nichts. Sie hat in einer WG
gewohnt, aber ich war nie da. Sie hat auch nie was erzählt.«
    Volker nickte: »Verzeihen Sie, aber ich muss Sie das fragen. Hatten
Sie ein Verhältnis mit Uta Berger?«
    Â»Ich bin schwul. Stockschwul. Würde ich sonst vor einem Fremden
weinen?« Ahmad lächelt schwach. »Aber fragen Sie mal in der Theatergruppe, in
der Uta mitgemacht hat. Sie hat mich einmal mit hingenommen, vermutlich weil
sie dachte, alle Schwulen wollen auf die Bühne. Bestimmt hat sie’s nett
gemeint. Aber mein Ding war das nicht. Diese hysterischen Agitatoren ihrer
selbst. Nein, wirklich nicht.«
    Irgendwie war der Kerl Volker sympathisch.
    Pete und Eberhard hatten weniger Glück mit ihren sozialen
Kontakten. Sie besuchten im Grindelviertel nahe der Uni Uta Bergers WG.
Die Spurensicherung war schon da gewesen, und Eberhard durchforstete nun Utas
Zimmer nach verwertbaren Hinweisen, während Pete in der erschreckend
wohlaufgeräumten Küche saß und mit Sonja und Carsten plauderte, einem
Studenten-Pärchen, das mit Uta die Wohnung geteilt hatte. Die beiden waren
genau der Typ Ken und Barbie, den Pete nicht ausstehen konnte. Da er aber
aufgrund seiner Klamotten und seines Aussehens selbst wie der Prototyp des
erfolgreichen Yuppies wirkte, hielten ihn solche glattgebügelten
Dünnbrettbohrer immer für ihresgleichen und biederten sich an.
    Â»Man soll ja nicht schlecht über Tote reden, aber wieso eigentlich,
die merken doch nichts mehr«, kicherte Sonja verlegen und zupfte am
blütenweißen Kragen ihrer Bluse, »jedenfalls war Uta eine total langweilige
Pute.«
    Â»So schlimm war sie nun auch wieder nicht«, warf Carsten ein und
gefiel sich sichtlich in seiner Großzügigkeit, »ein bisschen verklemmt, aber
immerhin hat sie sich an die WG-Vorschriften gehalten.«
    Â»Welche wären?« Pete versuchte, sich seinen Ärger über diese beiden
gefühllosen Charaktereunuchen nicht anmerken zu lassen.
    Â»Absolute Sauberkeit vor allem in den sensiblen Bereichen wie Küche
und Bad, keine Partys auf dem eigenen Zimmer, auch nicht ohne vorherige
Absprache, striktes Rauchverbot und keine gemeinsame Kasse.«
    Â»Und auf dem Joghurt im Kühlschrank Namensschildchen?«, fragte Pete.
Carsten nickte ohne eine Spur von Ironie.
    Â»Ach ja, und für Uta galt noch was Besonderes«, fügte Sonja eifrig
hinzu, »nicht, dass Sie das falsch verstehen, wir haben nichts gegen Ausländer.
Aber Uta hat im Nebenfach Orientalistik studiert. Und nach allem, was in
Hamburg so in den letzten Jahren mit Arabern gelaufen ist, wegen nine eleven,
Sie verstehen schon, also, jedenfalls haben Carsten und ich Uta gesagt, wir
wollen die nicht hierhaben. Die Araber.«
    Carsten lachte verlegen: »Nicht, dass uns irgendwann die GSG 9
stürmt und wir vorbestraft sind, weil Uta aus Versehen einen Islamisten zum Tee
in unsere Bude gebracht hat. Schließlich studieren Sonja und ich Jura.«
    Â»Naiv genug für so was war sie ja, also schon ein wenig … dämlich.
Und man sieht es den Kerlen ja nicht an, obwohl … ich habe echt immer ein komisches Gefühl bei diesen dunkelhäutigen
Bartträgern, die sind doch alle nicht richtig integriert. Wollen sie ja auch
gar nicht. Und wie die ihre Frauen unterdrücken! Ich kann absolut nicht
verstehen, wie Uta Arabisch studieren konnte. Absurd, aber so war sie«, fügte
Sonja kichernd hinzu und zupfte wieder an ihrer Bluse. Sie wandte sich an
Carsten: »Diese grässliche Kuh, die sie mal von der Theatergruppe angeschleppt
hat, erinnerst du dich?« Ohne Carstens Zustimmung abzuwarten, blickte Sonja
wieder zu Pete und schüttelte missbilligend den Kopf: »Wer spielt denn
heutzutage noch in einer Theatergruppe? Das ist doch alternativer Mief, also
ehrlich. Schönes Hemd, was Sie da tragen. Dries van Noten?«
    Pete erhob sich unwillig und ging zu Eberhard in Utas Zimmer.

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