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Eischrysanthemen

Eischrysanthemen

Titel: Eischrysanthemen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Murasaki
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zurück, dass das Interview mit Kira verschoben werden musste, er es aber auf jeden Fall rechtzeitig zuschicken würde.
    Was beim letzten Mal genau schiefgegangen war, dass sie im Bett gelandet waren, konnte sich Vincent nicht erklären. Ihm war nur klar, dass es beim nächsten Mal professioneller laufen musste. Er beschloss seinen besten Freund, Gabriel, anzurufen, der Halbjapaner und zudem ein äußerst charmanter schwuler Callboy war. Gut, er hatte fast sein ganzes Leben in England verbracht, aber manche kleine Eigenarten bewiesen, dass er nicht nur von einem Kulturkreis in der Kindheit beeinflusst worden war.
    Die Idee war gut, nur war Gabriel telefonisch leider nicht erreichbar. Vincent ließ es so lange klingeln, bis der Anrufbeantworter ansprang. Als er endlich seine Nachricht hätte draufsprechen können, hielt er inne. Nein, das war kein Thema für einen Anrufbeantworter, und so bat er Gabriel um einen Rückruf.
    Es war schade, dass Gabriel nicht da war, denn es wäre nicht schlecht gewesen, ein wenig moralische Unterstützung zu bekommen. Wahrscheinlich lag Gabriels Unerreichbarkeit an seiner neusten Bekanntschaft, die Vincent selbst nicht sonderlich geheuer war. Bei ihrem letzten Telefonat hatte Gabriel ihm erzählt, dass er sich in einen seiner Kunden verliebt hätte, worüber Vincent sich amüsiert hatte. So einen Blödsinn wie Liebe auf den ersten Blick gab es nicht. Wer das glaubte, der riskierte eben keinen Zweiten, bei welchem man die zahlreichen Fehler und Macken des anderen erkennen konnte.
    Vincent selbst hatte schon seit drei Jahren keine Beziehung mehr. Nachdem seine letzte Freundin ihn wegen eines anderen hatte sitzen lassen, war Vincent dazu übergegangen, Beziehungen aus dem Weg zu gehen. Es war nicht der Unwillen, sich wirklich auf jemanden einzulassen, als vielmehr der Schutz davor, am Ende wieder abserviert zu werden. So wie es gerade lief, lief es ganz gut. Fand Vincent zumindest. Nur jobmäßig hätte es eindeutig besser laufen können, aber daran arbeitete Vincent gerade.
    Mit diesem Gedanken setzte er sich an seinen Laptop und formulierte neue Fragen für morgen. Wenn er schon für jede Frage würde zahlen müssen, dann würde er auch alles bis ins kleinste Detail wissen wollen.

In dieser Nacht hatte Vincent schlecht geschlafen, woran eindeutig Kira Schuld hatte. Die viel gerühmte japanische Höflichkeit schien ganz spurlos an Kira vorübergegangen zu sein. Warum er sich so querstellte, war ihm dabei ganz besonders schleierhaft. Vincent fragte sich langsam, ob es nicht einfaches Desinteresse war. Kabuki war außerhalb Japans kaum bekannt und vielleicht wollte er die Europäer mit der gleichen Nichtachtung strafen, welche sie der Kunst an sich entgegenbrachten? Vincent wusste es nicht, aber seine Anspannung wuchs, als er das Theater erreichte und gleich vom Pförtner ins Auge gefasst wurde. Sich mit ihm herumärgern musste er allerdings nicht, da Kira auf ihn wartete.
    Um diese Uhrzeit war das Theater nur wenig belebt. Hier und da huschten verschlafene Mitarbeiter vorbei, die es nicht gewohnt waren, schon vormittags da zu sein.
    Kira führte Vincent in einen Probenraum, der erkennbar zu einer anderen Inszenierung gehörte. Überrascht sah sich Vincent in dem kleinen Raum um, bevor seine Augen mit einem fragenden Blick an Kira hängen blieben.
    „Die Putzfrau wird meine Garderobe wahrscheinlich bald überfallen und da dachte ich mir, dass wir hier ungestörter sein werden.“ Kira lächelte fein, als er das sagte, und ging zum Fenster, um den Vorhang zurückzuziehen.
    Das winterliche Morgenlicht erhellte den kargen Raum, dessen Wände unspektakulär weiß gestrichen waren. In einer Ecke stand ein Klavier, ansonsten gab es noch einen Tisch mit zwei Stühlen und ein Bett. Bei genauerer Betrachtung erkannte Vincent jedoch, dass es sich dabei um gar kein richtiges Bett handelte. Es waren Kisten, welche man zusammengestellt hatte. Darauf lag eine normale Matratze und auf dieser wiederum ein Laken. Ein sehr provisorisches Bett, das in Vincent die Frage aufkommen ließ, warum Kira gerade diesen Raum ausgesucht hatte. Das war ganz bestimmt kein Zufall.
    Kira setzte sich auf das behelfsmäßige Bett und deutete auf den Platz neben sich.
    „Setz dich doch, dann können wir anfangen. Außer natürlich, du hast es dir anders überlegt und willst nun kein Interview mehr“, sagte Kira amüsiert, was leichten Ärger in Vincent hochschwappen ließ. Nein, er würde ganz sicher nicht kneifen! Er nahm

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