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Eischrysanthemen

Eischrysanthemen

Titel: Eischrysanthemen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Murasaki
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Tascheninhalt auf dem Boden zu verteilen. Aber auch diese Tat bewahrte ihn nicht davor sich daran zu erinnern, wie Kira auf seinem Schoß gesessen und gestöhnt hatte, während Vincent sich mit ihm zusammen bewegte.
    Verzweifelt presste er die Hände auf die Augen und ließ sich zurück auf den Teppich sinken, doch die Erinnerung war immer noch da. Wie hatte er es nur soweit kommen lassen können? Er verstand sich selbst nicht. Er stand nicht auf Männer! Sondern auf Frauen! Auf vollbusige, blonde Frauen, die ganz eindeutig weiblich aussahen. Leider war unbestreitbar, dass er mit Kira geschlafen hatte und er hatte sich mehr als willig in dem Moment gezeigt, Alkohol hin oder her.
    Unsicher dachte er an Kira zurück, der, als er nackt über Vincent gewesen war, nicht im Geringsten an eine Frau erinnert hatte. Seine Gesichtszüge waren eindeutig männlich gewesen, ebenso wie der Körperbau, der an die Gestalt eines Schwimmers erinnerte, wenn auch etwas schlanker. Ganz zu schweigen von dem Schwanz. Unwillkürlich musste Vincent seinen Bauch berühren. Kira war auf ihm gekommen, daran erinnerte er sich noch ziemlich genau, weswegen er ungelenk aufstand und ins Badezimmer stolperte. Er musste duschen, denn er wollte nichts, aber auch gar nichts von diesem Kerl an sich zurück behalten! Aber nicht mal nach zweimaligem von Kopf bis Fuß Einseifen wurde es besser. Vincent fühlte sich danach nicht wirklich wohler und nicht einmal, nachdem er sich auf seinem Sofa, im Handtuch eingewickelt, zusammengerollt hatte, wollte das ungute Gefühl verschwinden. Alles, was er wollte, war vergessen, aber das war das Einzige, was er nicht konnte.
    Erst nach einer ganzen Weile raffte er sich doch dazu auf seine Unterlagen durchzusehen, welche er am Abend zuvor erstellt hatte. Er brauchte Ablenkung und wenn es nur das elendige Interview war. Er griff nach seiner Mappe – und stockte. Weißes Papier leuchtete ihm entgegen, klar und unberührt, und so sehr Vincent auch herumblätterte, er konnte kein einziges beschriebenes Blatt finden. Er hatte die Blätter doch in der Bar eingepackt! Da war er sich ganz sicher, und je länger er auf das Chaos auf seinem Wohnzimmerboden blickte, desto klarer wurde ihm, dass er nicht vergessen hatte sie einzupacken, sondern dass Kira sie herausgenommen haben musste! Eine andere Erklärung gab es nicht. Vincent stand auf, ging zum Schreibtisch und durchsuchte diesen, fand aber auch keine Batterien, sondern lediglich die leere Verpackung, die er gestern geöffnet hatte.
    „Dieser miese, kleine ...“, murmelte er halb entgeistert und halb wütend. Nun war da kein Zweifel mehr, dass Kira ihn hereingelegt hatte. Er war es, der die Batterien aus dem Diktiergerät genommen und er war es auch, der Vincents Notizen entwendet hatte. Zorn flammte in Vincent auf, als die kleinen Mosaiksteinchen sich zusammenfügten, bis er schließlich sogar sein Entsetzen vergaß, dass er mit Kira im Bett gelandet war. Alles war ein abgekartetes Spiel gewesen, und Vincent hatte sich wie ein Idiot einwickeln lassen!
    Was er nun tun würde, stand für ihn schon klipp und klar fest. Er würde zu Kira gehen und die Unterlagen zurückfordern! Ein Blick auf die Uhr verriet, dass es beinahe Nachmittag war und Kira ganz sicher schon im Theater sein musste, denn sie spielten so gut wie jeden Abend, bis auf die Tage, an denen das Theater ohnehin geschlossen war. Wutentbrannt lief Vincent ins Schlafzimmer, um sich anzuziehen. Er war wild entschlossen, dem Kerl die Meinung zu geigen und noch mehr!
    Leise fluchend verließ er die Wohnung und fuhr direkt ins Theater, wo er jedoch am Bühneneingang vom Pförtner aufgehalten würde.
    „Mein Name ist Vincent Wood, ich bin Journalist und möchte zu Mr. Miyamoto“, formulierte Vincent seinen Wunsch möglichst höflich, während der Pförtner einen Blick in seine Unterlagen warf und dann den Kopf schüttelte.
    „Nicht eingetragen“, sagte er kurz und wollte Vincent die Tür auch schon wieder vor der Nase zuschlagen, als Vincent ihn aufhielt.
    „Ich bin zwar nicht eingetragen, weil das alles ungeplant war, aber ...“, weiter kam er nicht, als ihn von hinten eine Hand traf. Vincent stolperte einen Schritt nach vorn.
    „Was machst du denn hier? Versuchst dich reinzuschleichen?“ Diese raue Stimme gehörte einem der Bühnenarbeiter, mit dem Vincent sich vor einigen Monaten angefreundet hatte, als dieser noch an einem anderen Theater arbeitete. Frank hatte ein halb vom Bartwuchs überwuchertes

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