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Eischrysanthemen

Eischrysanthemen

Titel: Eischrysanthemen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Murasaki
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noch einen ganzen Haufen anderer Probleme. Gabriel kommt mit seinem Leben sehr wohl klar und hat seriöse Kunden.“ Es hätte ihm egal sein können, was Kira da sagte, war es aber nicht. Tatsächlich machte es ihn wütend. Einzig das Wissen, dass es nichts bringen würde mit Kira zu streiten, hinderte ihn daran, noch leidenschaftlicher für Gabriel Partei zu ergreifen.
    „Klingt fast so, als würdest du dich in der Branche verhältnismäßig gut auskennen. Bist du etwa auch einer seiner Kunden?“
    Bei so viel Dreistigkeit blieb sogar Vincent die Spucke weg. Er wollte gerade den Mund aufmachen, um zu protestieren, als ihm Kira dazwischen fuhr. „Das war doch nur ein Scherz. Du meine Güte, du bist vielleicht steif.“ Er lachte und zwinkerte Vincent zu, der den Blick säuerlich erwiderte. „Keine Sorge. Mir ist schon klar, dass du keine Erfahrung hast, sonst hättest du dich vorgestern nicht so angestellt.“
    Vincent presste die Lippen zusammen und verkniff sich den Hinweis, dass es ohne Alkoholeinwirkung anders gelaufen wäre.
    „Wir sollten anfangen“, sagte er schließlich entschlossen, und wieder begann das Frage- und Antwortspiel, wobei Vincent, wie schon beim ersten Interviewversuch zuvor, beim aktuellen Stück begann, sich innerlich dagegen wappnend, abermals spöttische und kurze Antworten zu erhalten. Allerdings überraschte Kira Vincent nicht wenig, denn er ließ sich nahezu leidenschaftlich zu dem Thema aus. Vincent kam mit seinen Notizen kaum nach. Dennoch unterbrach er Kira nicht, sondern ließ ihn reden, warf hier und da eine kleine Frage ein, um dann weiter zu schreiben.
    Die Ausführlichkeit der Antworten hatte leider zur Folge, dass sie nur wenige Fragen abgearbeitet hatten und Vincents Finger schon wehtaten. Doch er würde sich nicht beklagen, wenn er bei dieser Tauschsache eine wirklich gute Story bekam.

„Ich würde sagen, das war genug für heute.“ Kira streckte sich bei diesen Worten, und Vincent hörte seinen Rücken knacken. Ihm selbst erging es gar nicht anders, denn über längere Zeit in dieser vorgebeugten Position zu sitzen, war nicht sonderlich bequem. Er musste zugeben, dass er zu gern eine kleine Pause eingelegt hätte. Doch wie spät war es eigentlich? Bald würden sicherlich die Vorbereitungen für die Abendvorstellung beginnen. Bevor er nach seiner Uhr suchen konnte, die er nie am Handgelenk trug, sondern stets in seiner Tasche, da sie ihn sonst störte, meldete sich Kira wieder zu Wort.
    „Das wäre wohl damit die Zeit für meine Gegenleistung“, verkündete er mit einem verschmitzten Lächeln. Vincents Rücken verspannte sich noch etwas mehr.
    „Und was soll ich tun?“, erkundigte er sich betont ruhig. Er versuchte sich gar nicht erst vorzustellen, was Kira von ihm verlangen konnte.
    „Wie wäre es mit einem Kuss?“ Kira lachte leise, und Vincents Kehle wurde ganz trocken. „Nach der letzten Nacht ist das sicherlich nicht zu viel verlangt, findest du nicht?“ Dieser leichte Sarkasmus in Kiras Stimme ärgerte Vincent schon fast mehr, als die Röte, die sich über seinen Hals auszubreiten begann. Es war kindisch, sich wegen eines Kusses so zu genieren, aber es war auch weniger der Kuss, als viel mehr die Anspielung auf die gemeinsame Nacht, die in Vincent Unwohlsein auslöste. Dennoch beruhigte er sich damit, dass Gabriel ständig andere Männer küsste, ganz zu schweigen von anderen Dingen. Außerdem hatte er Kira schon in der Nacht zuvor geküsst, und wenn man es genau nahm, dann war da auch kein großer Unterschied zwischen dem Küssen einer Frau oder eines Mannes. Ein Mund blieb ein Mund, ganz gleich, wem er gehörte. Der einzige Unterschied waren vielleicht die Bartstoppeln.
    Dennoch kostete es Vincent Überwindung, seine Unterlagen zur Seite zu legen und näher an Kira heranzurücken, der ihn mit unverhülltem Interesse betrachtete. Jetzt oder nie, dachte Vincent, überwand die letzten Zentimeter und presste seinen Mund auf Kiras.
    Es war ein kurzer, keuscher Kuss. Schließlich hatte Kira den Kuss nicht konkretisiert, und Vincent gedachte nicht mehr zu geben, als unbedingt nötig war. Doch so einfach wollte ihn Kira nicht vom Haken lassen. Seine Hand legte sich auf Vincents Nacken, zog ihn fester heran, bis Vincent seinen Mund leicht öffnete.
    Wie schon in der Nacht zuvor geriet der Kuss wie von selbst leidenschaftlicher. Bis Vincent merkte, dass er bei diesem Kuss etwas zu viel Initiative ergriff. Mit einem letzten Nippen an Kiras Lippen zog er den Kopf

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