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Eischrysanthemen

Eischrysanthemen

Titel: Eischrysanthemen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Murasaki
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etwas erwidern konnte, griff Kira bereits nach dem Gürtel des Bademantels, als würde er Vincent damit in die Flucht schlagen wollen.
    „Und jetzt wäre ich gerne alleine, um mich umzuziehen“, fügte er an, was eine Aufforderung war für Vincent zu gehen. Mit einem letzten Abschiedsgruß verließ Vincent Kira.

Vincent hatte das Hotel schon fast verlassen, als er aufgehalten wurde. Eine Stimme, auf die er im Augenblick sehr gut hätte verzichten können. Andrews.
    „Vincent! Was machst du denn hier?“ Die penetranten Worte gehörten einem nicht sonderlich großen, leicht rundlichen Mann, dessen spärliche Haare ihre beste Zeit schon vor Jahren gehabt hatten. Mit übermäßiger Sorgfalt waren sie über den runden, fast kahlen Schädel gekämmt worden, um eine Fülle zu simulieren, die nicht vorhanden war. Da Vincent lieber seinen Gedanken nachgegangen wäre, als sich mit einem Kollegen abzugeben, den er ohnehin nicht sonderlich mochte, hielt sich seine Begeisterung über das Treffen in Grenzen.
    „Ich hatte hier zu tun und du?“, antwortete Vincent möglichst vage und warf demonstrativ einen Blick auf seine Uhr, um anzudeuten, dass er nur wenig Zeit hatte, um Höflichkeitsfloskeln auszutauschen.
    „Das Gleiche wie du. Ein Politiker, mal sehen, was draus wird“, gab Andrews mit einem Lachen zurück und sah nicht danach aus, als wollte er Vincent schnell gehen lassen. „Du siehst angespannt aus. Hast du dich aufgeregt? Liegt wohl an diesem arroganten Schauspieler, hm?“
    Vincent staunte, wie gut dieser Kerl informiert war, aber er verkniff sich jegliche Gefühlsregung. Er kannte Andrews gut genug, um zu wissen, dass er eine gute Spürnase hatte.
    „Es lief nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte“, antwortete Vincent sehr vorsichtig und diplomatisch, da ihm klar war, dass eine Nichtbeantwortung der Frage nur Neugierde hervorrufen würde. Auf der anderen Seite wollte er über Kira nicht sprechen.
    „Und was für Querelen macht der Gute? Soll ich ihn mal aufsuchen? Ich hörte, dass er sehr attraktiv sein soll“, meinte Andrews und rieb an seinem Ohrläppchen.
    „Nein!“, entfuhr es Vincent. Diese Vorstellung war ein Albtraum. „Nein, ich komme schon klar. Es ist einfach nur ... schwierig, wegen ... wegen der Sache mit dem Job“, rettete er sich vor seinem Ausbruch und zuckte andeutungsweise mit den Schultern.
    Andrews sah ihn einen Moment neugierig an und dann lachte er wieder. Scheinbar freundschaftlich schlug er Vincent auf die Schulter.
    „Kopf hoch. Mach dich nicht verrückt. Wenn’s nicht der ist, dann eben ein anderer.“ Damit verabschiedete er sich.
    Nein, er würde sich für Kira nicht interessieren. Da war keine Story hinter, mit der man Geld machen konnte. Das war der Grund, warum Vincent sich beruhigte und mit seinen Problemen beschäftigte, als er das Hotel nun wirklich verließ.

Nachdem Vincents Entschluss, das Interview mit Kira abzubrechen, ins Wanken geraten war, verbrachte er den Rest des Tages vor seinem Laptop. Doch er wollte nicht an dem Text feilen, den er bereits über Kira verfasst hatte, sondern beschloss, sein seit Monaten unbeachtetes Buchmanuskript herauszuholen und zu überarbeiten. Eigentlich sorgte jede Absage, die er diesbezüglich bekam, für mehrere Wochen Stillstand, aber nach dem Treffen mit Kira fühlte er sich beschwingt und zufrieden.
    Bis tief in die Nacht blieb er vor dem Laptop sitzen, was sich am nächsten Tag auch gleich rächte. Noch immer verschlafen, aber unfähig in den Schlaf zurückzugleiten, drehte sich Vincent auf die Seite. Er wurde immer wacher und seine Gedanken begannen, um Kira zu kreisen. Um genauer zu sein, um das Geschehen vom Tag zuvor, als sie sich wild und leidenschaftlich geliebt hatten. Die Erinnerung blieb nicht ohne Folgen, lockte Vincent immer mehr, bis er ihr schließlich nachgab, und noch immer etwas verschlafen die Hand über seinen nackten Bauch in seine Shorts gleiten ließ. Vincent musste an Kiras Hand denken, die schmaler gewesen war und sich ganz definitiv anders an seinem Schwanz angefühlt hatte. Vor seinem inneren Auge sah er Kira, der sich lustvoll unter ihm wand und zu ihm hochblickte. Das Gesicht halb ins Kissen gepresst begann er, seine Hand auf und ab zu bewegen. Die Erinnerungen wurden klarer, sein Atem schneller und sein Unterleib immer wärmer. Die Müdigkeit schmolz dahin, während Vincent ins Kissen keuchte. Es fehlte nicht mehr viel zu seiner Erlösung, als das Telefon klingelte. Nein, er würde nicht

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