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Eischrysanthemen

Eischrysanthemen

Titel: Eischrysanthemen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Murasaki
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hatte schon am Abend zuvor einen Einblick in Kiras Gefühlswelt bekommen und konnte sich die Vorsicht vorstellen, die Kira alles misstrauisch beäugen ließ. Schließlich wandte er den Kopf ab.
    „Ich muss ins Hotel zurück, mich umziehen und dann werde ich zur Probe abgeholt werden. Heute Abend haben wir eine Vorstellung.“ Kira entzog sich Vincents Armen und wollte zurück ins Zimmer, um sein Shirt zu holen, doch Vincent hielt ihn auf.
    „Kira“, begann er und hielt inne, als er seinen Blick sah. Nein, wenn er nun darauf bestand, es ihm zu erklären, würde er seinen Verdacht nur erhärten. „Ziehen wir uns an und dann frühstücken wir zusammen, bevor ich dich zurück ins Hotel bringe. Einverstanden?“
    Kira nickte, und Vincent ließ ihn erleichtert los. Im Geiste ärgerte er sich allerdings über Andrews, der ihm einen wundervollen Morgen verdorben hatte, nachdem sie sich am Abend zuvor so nah gekommen waren. Sein einziger Trost war, dass sein windiger Journalistenkollege Kira nicht bei ihm gesehen hatte.
    Leider wurde die Stimmung beim Frühstück nicht unbedingt besser, selbst wenn Vincent merkte, dass Kira sich bemühte, ihm nichts krummzunehmen. Dennoch war die Leichtigkeit des Abends, an dem so große Vertrautheit zwischen ihnen geherrscht hatte, nicht mehr wiederherzustellen. Daran war nichts zu machen, zumindest nicht in dem Moment, und so brachte Vincent Kira zurück zum Hotel. Von Vincents Wohnung war es nicht sehr weit, und der längere Spaziergang, bei dem sie sich über Belanglosigkeiten unterhielten, tat ihnen beiden gut. Jedoch nur, bis sie das Hotel erreichten und Kira abrupt stehen blieb. Vor dem Eingang lungerte der gleiche Mann herum, den Vincent schon in Kiras Garderobe in so vertraulicher Umarmung mit Kira gesehen hatte.
    „Es ist besser, wenn wir uns hier verabschieden“, sagte Kira ganz unverhofft.
    Vincent hob die Augenbrauen. Ihm war klar, dass er ihn noch locker diese paar Schritte hätte begleiten können, aber Kira schien sehr gelegen daran, dass der Abschied schon hier stattfand.
    „Ist alles in Ordnung? Ich meine, wegen ihm da“, meinte Vincent nach einigem Zögern und warf einen Blick zu dem jungen Mann, der eindeutig verstimmt aussah.
    „Mit ihm werde ich selbst fertig, aber es wäre dennoch besser, wenn wir uns hier verabschieden würden“, beharrte Kira auf seinem Wunsch und reichte Vincent die Hand. Nach der letzten Nacht hatte Vincent zumindest eine Umarmung erwartet, aber kein Händeschütteln! Dennoch ging er darauf ein und behielt Kiras Hand etwas länger in seiner, als es nötig gewesen wäre.
    „Ich hole dich dann nach der Vorstellung ab, okay?“ Vincent fühlte sich, als würde ihm Kira jeden Augenblick entschlüpfen wollen und so war er auch nur bedingt beruhigt, als er nickte und seine Hand dann Vincents entzog, um den Rest des Weges zum Hotel zu gehen. Unschlüssig blieb Vincent auf dem Bürgersteig stehen und sah zu, wie die beiden Männer aufeinandertrafen. Der Unbekannte begann auch gleich zu sprechen und deutete in Vincents Richtung, doch Kira blieb ruhig und hielt stur auf den Eingang des Hotels zu, was schließlich auch den Namenlosen dazu nötigte, ihm zu folgen. Jedoch nicht ohne Vincent vorher einen giftigen Blick zuzuwerfen. Vincent war klar, dass er sich in dem Moment keinen Freund gemacht hatte, nur das Wieso blieb ihm dabei völlig schleierhaft.

Am Abend war Vincent zu spät beim Theater. Die Vorstellung war schon etwas länger zu Ende, als er zum Bühneneingang ging, um auf Kira zu warten. Wahrscheinlich war er ohnehin noch beim Abschminken oder Umziehen, dachte Vincent und trat an die Loge des Pförtners, der ihn mittlerweile kannte. Er grüßte den Mann mit einem Lächeln, als dieser seine Zeitung senkte.
    „Wenn Sie auf den Japaner warten, der ist schon weg“, brummte er und legte seine Zeitung zusammen.
    Vincent sah ihn überrascht an und zwinkerte verwirrt, während er zu verstehen versuchte, warum Kira nicht auf ihn gewartet hatte. War ihm etwas dazwischen gekommen?
    „Hat er vielleicht eine Nachricht für mich hinterlassen?“, fragte er höflich nach, da er es durchaus zu schätzen wusste, dass der Pförtner ihm überhaupt etwas mitteilte, da er sonst nicht gerade gesprächig war.
    „Nein. Er ist abgeholt worden und fuhr weg“, fügte der Pförtner an und warf Vincent einen Blick zu, der klar besagte, dass er ihm nichts weiter zu sagen hatte.
    Vincent wusste nicht, was vorgefallen war, aber in seinem Magen begannen sich Dinge

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