Eischrysanthemen
sich gerade wie im falschen Film vorkam. Aber er schaltete schnell und legte seinerseits einen Arm um sie.
„Tja, nun weißt du ja, wer mein Besuch ist“, begann Vincent, worauf Marianne auch gleich übernahm.
„Und wir wären jetzt lieber wieder alleine. Um zu frühstücken, jetzt, wo ich den Kaffee habe“, sagte sie heiter, nachdem sie ihren Kopf an Vincents Schulter gelehnt hatte.
Andrews sah aus, als würden ihm Worte auf der Zunge liegen, die dann doch unausgesprochen blieben. Er blickte zwischen Vincent und Marianne hin und her, bis er schließlich mit den Schultern zuckte.
„Dann will ich das junge Glück nicht stören“, brummte er und lächelte säuerlich, bevor er sich umdrehte, um nach unten zu gehen.
Vincent sah ihm angespannt nach, und erst als Andrews die erste Halbetage hinter sich gebracht hatte, entspannte er sich.
„Komm, wir sollten nachsehen, ob er auch tatsächlich das Haus verlässt“, sagte Marianne und drückte ihm die Kaffeedose in die Hände, bevor sie sich an Vincent vorbei in die Wohnung drängte. Ihr Ziel war das Küchenfenster. Vincent folgte ihr. Von dort aus würden sie sehen können, ob Andrews tatsächlich ging oder ob er vor dem Haus herumlungern würde. Vincent hielt den Atem an, aber es schien ewig zu dauern, bis Andrews tatsächlich auf der Straße erschien und sich eine Zigarette anzündete. Er hob den Kopf, und Vincent zog Marianne vom Fenster weg, damit er sie nicht sah.
„Das war ziemlich knapp“, sagte Vincent und atmete erst einmal durch, bevor er die Kaffeedose wegstellte und Marianne betrachtete, die ihre Haare mit den Fingern zu glätten versuchte.
„Wie bist du überhaupt dazu gekommen rauszuschauen?“, fragte er verwundert und vergaß in dem Moment ganz, dass Kira noch im Schlafzimmer war.
„Ich wollte gerade mit Yoga anfangen, als ich Stimmen im Hausflur hörte. Da bin ich flink zur Tür gelaufen und sah auch gleich diesen Idioten. Du wirktest nicht gerade glücklich, da schnappte ich mir eben die Kaffeedose und tja ... Übrigens, schicke Unterhose“, sagte sie zwinkernd.
Vincent stieg Hitze ins Gesicht.
„Auf jeden Fall bist du zur rechten Zeit gekommen, ich schulde dir etwas, aber, nun ja ...“ Vincent wusste nicht, wie er Marianne möglichst höflich aus der Wohnung bekam. Es war nett gewesen, dass sie ihm geholfen hatte, aber noch lieber wäre es ihm, wenn sie jetzt ginge, denn Vincent wollte wieder zurück zu Kira, der mit etwas Glück vielleicht sogar noch schlief.
„Hab schon verstanden“, sagte Marianne rasch und schnappte sich die Dose, um beschwingt in den Flur zu gehen. „Wir haben hier immerhin dünne Wände, weißt du?“, redete sie fröhlich weiter, während Vincent sie zur Tür brachte. „Erzähl mir nachher, wer’s war“, schnurrte sie gespielt sinnlich, ehe sie Vincent lachend einen Kuss auf die Wange drückte und die Wohnung verließ.
Die Tür hinter ihr fiel ins Schloss, und Vincent berührte seine Wange. Wahrscheinlich ahnte sie nicht einmal, wie sehr sie ihm geholfen hatte. Mit dem Gedanken drehte er sich um und stockte, als er Kira in der Schlafzimmertür stehen sah. Er hatte seine Hose bereits angezogen und die Arme verschränkt. Auf seinem Gesicht lag ein nichtssagender Schleier, der Vincent nichts Gutes ahnen ließ.
„Guten Morgen. Tut mir leid, wenn du durch den Krach geweckt worden bist. Eigentlich ist es hier morgens nicht so“, versuchte Vincent mit einem Lächeln zu erklären, welches leider nicht erwidert wurde.
„Wer war diese Frau von eben?“, wollte Kira auch gleich wissen. Die Frage kam so schnell und kühl, dass kein Zweifel daran bestand: Kira war eifersüchtig. Vincent hätte sich darüber freuen sollen, denn das zeugte von Interesse, aber die Art, wie Kira ihn ansah, ließ Vincent erschaudern.
„Sie ist nur meine Nachbarin. Eben war Andrews, der Kerl von gestern, vor der Tür und sie hat mir geholfen ihn zu verscheuchen“, erklärte Vincent und ging auf Kira zu, der wie eine verschlossene Auster wirkte, selbst als Vincent die Hände auf seine Hüften legte. Die vor der Brust verschränkten Arme lösten sich nicht und auch der Blick verlor nicht seine Kühle.
„Sie hat dich geküsst.“ Dieser Kommentar bestätigte Vincents Befürchtungen.
„Das war nur freundschaftlich, wirklich. Marianne ist lediglich eine gute Freundin“, versuchte es Vincent noch einmal und wusste nicht, wie er es sonst verständlich machen sollte. Jeder andere hätte daraus kein Drama gemacht, aber Vincent
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