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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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darüber. Und die Leute freuen sich schon darauf, wenn er eines Tages mit rotem Kopf und Stroh an den Hosen wieder zum Vorschein kommt. Aber so, wie die Dinge stehen, sitzt er womöglich noch jahrelang in seinem Unterschlupf fest.« Es war wirklich eine gute Geschichte – und ein Hinweis auf die Ängste, die wahrscheinlich auch meinen Civilis plagten. »Jedenfalls will Civilis mit so einem Feigling bestimmt nichts zu tun haben. Nein, da tut er sich eher mit Classicus zusammen.«
    »Wer ist denn das?« fragte Helena.
    »Ein Stammesführer bei den Treverern. Der, der Colonia zwischendurch auf die Seite der Rebellen gebracht hat. Und in Moguntiacum hat er ein paar römische Tribune hinrichten lassen, weil die dem germanischen Bund den Treueeid verweigert haben …«
    »Nette junge Offiziere, die Sie kannten?«
    »Den einen oder anderen schon, ja.« Wie immer sagte Claudia das in ihrer ausdruckslosen Art, aber vielleicht ging es ihr ja doch nahe. Sie sah älter aus heute abend und schien der Vergnügungen müde.
    »Verzeihen Sie – ich wollte Sie nicht unterbrechen.«
    »Ja, richtig, wir sprachen von Classicus. Also, nachdem mein General die Treverer geschlagen hatte, zog ihr Anführer heim und mogelte sich irgendwie durch. Heute lebt er sehr zurückgezogen. Die Römer haben ihm erlaubt, auf seinem Gut zu bleiben.«
    »Wir haben versprochen, keine Vergeltung zu üben«, bestätigte ich. »Aber wir wissen, wo er ist, und beim ersten Fehler kommt er in Acht und Bann. Würde er es wirklich riskieren, Civilis aufzunehmen?«
    »Nicht bei sich zu Hause, nein. Aber er könnte ihm vielleicht einen Unterschlupf besorgen. Ja …« Claudia nickte so, als sei sie selbst davon überzeugt, »… Augusta Treverorum ist bestimmt das aussichtsreichste Jagdrevier, Marcus Didius.«
    Damit mochte sie ja recht haben, aber mir half es trotzdem nicht weiter, denn ich hatte nun einmal beschlossen, zuerst die Seherin Veleda aufzuspüren. Die Hauptstadt der Treverer lag über hundert Meilen südwestlich tief in der belgischen Provinz; mein Weg dagegen führte erst weit hinauf in den Norden und dann weiter in östlicher Richtung. Im Vergleich zu Augusta Treverorum lag Vetera, wo ich mit meiner Suche beginnen wollte, wesentlich günstiger. Sollte Civilis wirklich bei den Treverern untergetaucht sein, dann würde ich mir die Jagd nach ihm für später aufheben müssen.
    Mit Helenas Hilfe hatte ich zwar einiges aus Claudia Sacrata herausbekommen, aber jetzt schien mir die Informationsquelle doch zu versiegen. »Es war reizend von Ihnen, uns ohne Anmeldung zu empfangen, aber jetzt wollen wir Sie nicht länger aufhalten. Außerdem sagt mir mein untrügliches Gefühl, daß Helenas Frisur jeden Moment abstürzen kann …« Ihre neue Zofe hatte ihr mit dem Brenneisen einen Kranz von Korkenzieherlocken gebaut, die anmutig das Gesicht umrahmten. Aber dafür hatte es vorhin in ihrem Zimmer beängstigend nach abgesengten Haarspitzen gerochen.
    »Ach ja«, sagte Claudia verständnisvoll, »das ist in der Tat immer ein Grund zur Panik.«
    Als wir aufstanden, fragte Helena: »Und wie geht es jetzt weiter, Marcus?«
    »Ich werde mich wohl zu dem Ausflug ans Ostufer entschließen müssen.«
    »Nach Germania Liberal Wo die streitbarsten und wildesten Krieger der Welt hausen!« rief Helena.
    Ich lächelte. »Wahrscheinlich haben auch die irgendwo einen sentimentalen Punkt.«
    »Und die Frauen sind noch schlimmer!« gab sie besorgt zurück.
    »An wutschnaubende Frauen bin ich gewöhnt, Liebste.«
    Sie wandte sich an Claudia. »Ist diese Veleda jung oder alt?«
    »Jung genug.«
    »Und ist sie schön?«
    »In Männeraugen wahrscheinlich schon«, gab die Kurtisane von Legaten und Generälen so bissig zurück, als sei äußere Schönheit allein nun wirklich kein Verdienst.
    Sie brachte uns hinaus. Ich sah ihre silbrig umrahmten Augen aufblitzen, als sie entdeckte, daß Helena in einem Tragesessel gekommen war. Sie half Helena mit viel Theater hinein, drapierte ihr dann noch die Stola kunstvoll um die Schultern und zündete mit einer Kerze unsere Laternen an, damit die Nachbarn das Schauspiel auch entsprechend würdigen konnten. Dann tätschelte sie Helena begütigend den Arm und sagte: »Um Veleda machen Sie sich mal keine Sorgen. Die stecken Sie noch allemal in die Tasche.«
    »Ich werde ja nicht dabeisein!« gab Helena kläglich zurück.

XXXIX
    Als wir uns unserer Pension näherten, flitzten zwei kleine Gestalten im Dunkel davon. Offenbar hatten sie auf der Lauer

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