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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Zelt …«
    »Plus Geldkassette, Speere …«
    »Wahrscheinlich noch Proviant und die Sachen des Tribun …«
    »Ah, der Mann ist goldrichtig!« brummte Helvetius stolz. »Mithras, was für ein Kerl !«
    Es sah ganz so aus, als würde Camillus Justinus zumindest in Rom melden können, daß wir in germanische Gefangenschaft geraten waren. Er hatte Vorräte, Pferde und Orosius als Begleiter. Die Brukterer würden jetzt, wo wir ihnen ins Netz gegangen waren, nicht mehr auf Beute lauern. Justinus hatte also gute Chancen zu entkommen. Es war das Beste, worauf wir hoffen konnten. Was sonst war von einem vornehmen Offizier und einem zurückgebliebenen Rekruten zu erwarten?
    Normalerweise eine Dummheit. (Das hat Helvetius gesagt.)
    Die Ankunft der Pferde brachte für uns einen Ortswechsel mit sich. Das Gute daran war, daß wir den stinkigen Stall verlassen konnten; das Unangenehme, daß die Brukterer unsere ganze Habe in ihrem Dorf zurückbehielten, daß Ascanius keine Chance mehr hatte, der Haferbreiköchin den Hof zu machen, und daß die Herren Germanen zu Pferde (auf unseren Pferden) aufbrachen, während wir zu Fuß nebenher traben mußten. Sie waren flotte Reiter, und das Ziel unseres Marsches schien etliche Tagesreisen entfernt.
    »Sehen wir’s von der positiven Seite, Jungs! Immerhin geht’s nach Westen. Sie hätten uns ja auch weiter ins Landesinnere entführen können … Jetzt kommen wir mit jeder Meile der Heimat näher.«
    »Wie weit ist es denn bis Rom, Falco?«
    »Jupiter, du stellst vielleicht Fragen!«
    Als die Brukterer es leid wurden, uns mit irritierenden Pfiffen und unter schmerzhaftem Einsatz dorniger Knotenstöcke wie eine Schar Gänse neben sich her zu treiben, bildeten wir eine ordentliche Formation und zeigten ihnen, wie Reichsgründer marschieren. Selbst die Rekruten rissen sich jetzt am Riemen. Anfangs hatte ich Bedenken wegen Helvetius’ Diener, aber wie sich herausstellte, hatte der in zwanzig Dienstjahren nicht nur rüstig marschieren gelernt, sondern konnte sich auch gleichzeitig weiter beschweren.
    Wir fingen sogar an zu singen, ja, dachten uns ein Marschliedchen aus, das mit dem Vers begann: Wenn ich mit meinem Essensnapf zu meiner Liebsten stapf … In den nächsten Strophen ging es dann mit je einem anderen Teil der Legionärsausrüstung weiter (die sehr umfangreich ist), bis wir endlich bei der Herzallerliebsten ankamen, ein Höhepunkt, den wir bei gleichbleibender Stanzenform mit einem obszönen Kontrapunkt feierten. Die Rekruten waren begeistert. Es war das erste Mal, daß sie sich ihre eigene Weise erfinden durften.
    »Falco, was für ein Abenteuer! Das macht ja richtig Spaß, Zenturio!«
    »Nicht wahr? Sümpfe, Urwälder, Gespenster, Lichtungen voller Totenschädel und dazwischen eine dreckige, hungrige, angstgepeinigte Bande auf dem Weg in die Sklaverei – was könnte wohl lustiger sein?«
    »Falco, ich glaube, daß die Leute, deren Namen wir nicht aussprechen dürfen, uns retten werden. Was denken Sie, Zenturio?«
    Helvetius faßte seine Meinung in ein Wort. Einen Fachausdruck aus der Anatomie.
    Ich sagte, wenn die, deren Namen nicht genannt werden durften, so gescheit gewesen seien, auf schnellstem Wege in die Heimat zu fliehen, wäre ich bereit, Vorschläge zu unserer Rettung entgegenzunehmen. Keiner hatte ein Angebot.
    Wir sangen noch dreizehn Strophen Selbstgereimtes, um den karottenköpfigen Brukterern weiszumachen, daß sie einem echten Römer niemals den Schneid abkaufen könnten.
    Mit Blasen an den Füßen und unsere Angst, so gut es ging, überspielend, erreichten wir schließlich eine große Lichtung am Flußufer, wo schon mehrere Brukterer-Sippen sich um einen verdächtig hohen Turm versammelt hatten. Rings um den Turm hauste in schmucken, kleinen lehmverputzten Häusern ein rappeldürrer Germanenklan, der sich mit einer stattlichen Menge goldener Armreifen und juwelenbesetzter Mantelspangen schmückte. Dieses Gelichter erinnerte mich stark an die Pferdediebe aus den Pontinischen Sümpfen, die sich ihren Lebensunterhalt offiziell als Kesselflicker verdienen. Sie sahen genauso fragwürdig aus, wie man sie mir beschrieben hatte, aber jeder von ihnen besaß einen schicken Halsring, einen Gürtel mit Emaillebeschlägen und etliche Schwertscheiden aus Bronze oder gar Silber. Im Gegensatz zu den anderen trugen sie gleich mehrere Gewänder übereinander und hatten übergroße Stiefel an den Füßen. Sie hielten sich ein paar ansehnliche Jagdhunde als Schoßtiere, und auf dem

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