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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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spielen. Da meine Antwort womöglich das einzig Freundliche war, was er in diesem Leben zu hören bekam, hatte ich nicht das Herz, mit ihm zu schimpfen. »Sprich langsam, und vergiß nicht zu lachen, Lentullus!«
    Möglich, daß er meinen Rat nicht ganz verstanden hat. Es ist nicht leicht, so geschliffen und selbstsicher wie üblich zu sprechen, wenn man mit dem Gesicht nach unten auf dem Waldboden liegt, die Nasenlöcher sich ins modernde Laub bohren und ein hünenhafter Krieger mit nacktem Oberkörper (der meinen Witz bestimmt nicht verstanden hatte) einem den Fuß ins Kreuz rammt und herzhaft dazu lacht.

XLIX
    Oh ihr Götter, wie ich solche ungeschlachten, jovialen Einfaltspinsel hasse! Man weiß nie, ob sie sich einfach nur über einen lustig machen oder ob sie sich ausgiebig und mit schallendem Gelächter mokieren, um einen dann fröhlich mit der Axt zu köpfen …
    Der Riese, der mich gefangengenommen hatte, zerrte mich halbwegs auf die Füße, nahm mir Schwert und Degen ab, die er zwar geringschätzig verlachte, aber trotzdem behielt, und schubste mich dann über die kleine Lichtung zu seinen Kumpanen. Dann ermunterten sie Lentullus, aus der Grube herauszukrabbeln, indem sie ihn mit ihren Lanzen pieksten. Er brachte auch den Hund mit herauf, der seine Treue sofort dadurch bewies, daß er schleunigst das Weite suchte.
    Die heitere Jagdgesellschaft stellte uns nebeneinander und taxierte ihren Fund wie Naturforscher, die ein seltenes Käferpaar vergleichen. Der Trupp wirkte nicht übermäßig gebildet. Wahrscheinlich zählten sie Beine und Fühler eines erbeuteten Krabbeltieres, indem sie sie einfach ausrissen. Ich spürte plötzlich ein nervöses Zucken in Gliedern, die ich gar nicht hatte.
    Sie waren alle größer als wir. Für die zweite Gruppe, die bald darauf mit Triumphgeheul unsere Kameraden aus dem Lager heranschleppte, galt dasselbe. Sie hatten auch unseren vermißten Souvenirjäger Probus samt Freund dabei. Vermutlich waren die zwei ihnen als erste in die Falle gegangen.
    Ich sah sie mir alle genau an. Helvetius hatte ein blaues Auge und fluchte sich die Seele aus dem Leib, und von den Rekruten waren ein paar auch nicht gerade mit Samthandschuhen angefaßt worden. Am schlimmsten hatte es offenbar den Diener des Zenturio erwischt, was aber nicht unbedingt von der Grausamkeit der Brukterer zeugte; dieser Jammerlappen forderte eine Abreibung geradezu heraus. Unsere Jungs erzählten mir später, sie hätten sich relativ brav gefangennehmen lassen. Schließlich waren wir ja angeblich in friedlicher Absicht unterwegs. Die Krieger hatten plötzlich wie aus dem Boden gewachsen vor den Zelten gestanden. Helvetius hatte sich an die Vorschrift gehalten und diplomatische Verhandlungen aufnehmen wollen. Erst, als die Krieger unsere Rekruten hart anfaßten, befahl er ihnen, die Waffen zu ergreifen. Doch da war es bereits zu spät. Wir hätten im Kampf sowieso praktisch keine Chance gehabt – wir waren zu wenige und so weit weg von daheim.
    Danach hatten die Krieger den Wald nach versprengten Nachzüglern durchgekämmt. Nun waren sie offenbar überzeugt, mit Lentullus und mir sei der Fang komplett.
    »Falco, was ist denn mit …«
    »Was immer du gerade sagen wolltest, Lentullus – tu’s nicht! « Justinus und Orosius waren nicht da. Sie waren jetzt unsere letzte und einzige Hoffnung, auch wenn ich mir nicht auszudenken wagte, worauf. »Nimm ihre Namen nicht in den Mund – ja, denke nicht mal an sie, vielleicht kann ja einer dieser Waldmenschen Gedanken lesen.«
    Womöglich waren sie schon im Hades; wir würden ihnen sicher bald folgen.
    Zu meiner unsagbaren Erleichterung brachten sie uns nicht in den Druidenhain. Jedenfalls nicht sofort.
    Inzwischen war es dunkel geworden. Die Brukterer manövrierten uns Richtung Fluß, wollten aber offenbar nicht direkt ans Ufer, was mich ebenfalls erleichterte. Wenn sie mich nämlich als Leckerbissen für ihren Flußgott aus einem Boot geworfen hätten, dann wäre meine Seele ihm sofort in die schwimmhautbewehrten Hände gefallen. Ich konnte nämlich nicht schwimmen. Und auch für die Rekruten hatte ich da wenig Hoffnung; sie waren bestimmt im gleichen Trainingsprogramm gewesen wie ich seinerzeit – und Wassersport gehörte nicht zur Ausbildung.
    Umzingelt von Germanenkriegern stolperten wir weiter. Sie hatten offenbar großen Spaß daran, ihre Witze über uns zu reißen. Schlimmeren Schaden fügten sie uns zum Glück nicht zu, aber wir hüteten uns wohlweislich auch, sie zu

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