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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Gepolter die Wendeltreppe herunter. »Was ist denn nun aus Lupercus geworden?«
    »Der Legat«, begann ich zögernd, denn ich mußte mir meine Antwort zurechtlegen, während ich redete, »der Legat ist auf dem Weg hierher hingerichtet worden. Näheres wird sich jetzt, nach so langer Zeit, nicht mehr feststellen lassen.«
    Veleda preßte die Lippen zusammen, aber sie widersprach nicht. Dann ging sie an Justinus vorbei nach oben und ließ mich mit ihm allein. Auf der Treppe verrutschte ihr Mantel, die Kapuze glitt herab, und ich sah, daß ihr üppiges blondes Haar jetzt zu einem Zopf geflochten war, so dick wie mein Handgelenk. Justinus und ich vermieden jeden Augenkontakt.
    Als sie außer Hörweite war, sagte ich ärgerlich: »Zu dumm! Jetzt habe ich glatt vergessen, sie nach Pferden zu fragen.«
    Justinus lachte. »Nicht nötig! Ich habe sie schon um das gebeten, was du vorhin vorgeschlagen hast.«
    Sie war tatsächlich auf meinen albernen Vorschlag eingegangen. »Quintus, du Teufelsbraten! Hoffentlich kommst du nie zu mir und willst dir was borgen … So was von Überredungskunst! Aber die Dame hat offenbar noch nicht genug von deiner Beredtsamkeit. Paß nur auf, daß du dir beim Süßholzraspeln nicht die Zunge abbeißt! Sie will, daß wir rasch verschwinden, aber wir müssen warten, bis es hell wird …«
    »Ich … ich habe hier noch etwas zu erledigen, Marcus.« Er wirkte nervös und angespannt.
    »Das haben schon zu viele gute Männer gesagt und dann eine vielversprechende Karriere in den Wind geschlagen, ohne daß Vater Staat ihnen diesen Idealismus je gedankt hätte. Sei kein Narr, Quintus – tote Helden nützen keinem! Sag ihr, der Tauschhandel ist abgeblasen. Ich will dich bei uns haben, bevor wir aufbrechen, Tribun. Ich lade alles ein, und dann warten wir auf dich, egal, wie lange es dauert.« Wir beide waren für Helvetius und unsere Rekruten verantwortlich. Wir wußten beide, was geschehen mußte.
    »Brecht auf, sobald es Tag wird«, sagte Justinus knapp, die Hand schon auf dem Treppenpfosten. Ein kurzes Nicken noch, dann lief er wieder nach oben.
    Ich sah ihm nach und war mir unsicher, ob er morgen früh mit uns kommen würde. Ja, ich hatte sogar das ungute Gefühl, der Tribun wisse es womöglich selbst noch nicht.
    Dagegen war ich sicher, daß Veleda genau wußte, was sie für Pläne mit ihm hatte.
     
    Draußen weckte ich leise die Kameraden, versammelte sie im Kreis um mich und berichtete im Flüsterton, was geschehen war.
    »Veleda läßt uns entwischen, aber ihre Vettern sind vielleicht nicht dafür, darum müßt ihr ganz leise sein. Dank unseres furchterregenden Unterhändlers kriegen wir sogar einen schwimmenden Untersatz für die Heimfahrt.« Ich machte eine Pause, um die Spannung zu erhöhen, und fuhr dann fort: »Jetzt ist nur die Frage, wie viele von euch Strandgammlern sich auf einer Liburne auskennen?«
    Wie ich gehofft hatte, war das ausnahmsweise einmal kein Problem. Schließlich war die Erste Adiutrix nicht umsonst mit ausgemusterten Matrosen von der Misenum-Flotte aufgefüllt worden. Unsere Rekruten waren die beste Mannschaft, die ich hätte wählen können, um das Flaggschiff des Legaten heimzubringen.
     

B UCH VI
    WIEDER NACH HAUSE (VIELLEICHT)
    GERMANIA LIBERA, BELGICA
UND OBERGERMANIEN
    November 71 n. Chr.
     
     
     
    »Civilis hatte sich entsprechend einem bei den
    Barbaren üblichen Gelübde nach dem Beginn des
    Krieges gegen die Römer das Haupthaar lang wachsen
    lassen und rot gefärbt. Erst nach der Vernichtung der
    Legionen schnitt er es ab.«
    Tacitus, Historien , IV, 61.
     

LIV
    Wir schafften es, an Bord zu gehen, ohne daß die Brukterer etwas merkten. Zuerst wollte ich den Hausierer nicht mitnehmen, überlegte es mir dann aber anders. Die beiden Pferde, auf denen Justinus und Orosius zum Turm geritten waren, hatten unsere Gastgeber beschlagnahmt, doch die vier anderen ließen sich die Laufplanke hinaufbugsieren; wahrscheinlich, weil sie nicht sehen konnten, wo wir sie hinführten.
    Leise mühten wir uns im Dunkeln, verhedderte Taue zu entwirren und verkeilte Ruder freizubekommen. Mit einer erfahrenen Mannschaft an Bord ist eine Liburne schneller als jedes andere Schiff, aber unser Segler war nicht gut gewartet, wir waren zu wenig Leute, und keiner von uns kannte das Boot, geschweige denn den Fluß, den wir hinaufrudern mußten. Ein paar unserer Rekruten huschten am Kai entlang und schlugen die Kähne leck, die uns vielleicht hätten verfolgen können, aber der Krach

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