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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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ruderten, andere warfen Ballast über Bord, um ihnen die Arbeit zu erleichtern, und der Rest hing in der Takelage – zu singen begannen.
    Helvetius kriegte allmählich die Pumpe in Gang.
    Da ließ ich Ascanius ans Ruder und ging nach achtern, um herauszufinden, was Veleda mit unserem Tribun angestellt hatte.

LV
    »Holla-he, Massinissa!« Justinus war zu höflich, um sich über mein Grinsen zu beschweren. »Freut mich, daß das Amulett geholfen hat.«
    »Oh ja, das hat es!« Er sagte das in einem ganz merkwürdigen Ton.
    Ich schlüpfte in die Rolle des guten Onkels. »Du siehst müde aus, Quintus.«
    »Halb so schlimm.«
    »Gut! Ich hatte schon Angst, das käme von ’nem gebrochenen Herzen.«
    »Wie gut, daß dem nicht so ist«, antwortete er, viel zu still.
    »Sie ist zu alt für dich, ihr habt keine Gemeinsamkeiten, und deine Mutter ist mit Helena und mir schon genug gestraft.«
    »Natürlich«, sagte er. Wenigstens das mit mir und Helena hätte er anstandshalber bestreiten können.
    »Tja, Quintus Camillus, freut mich, daß du das alles philosophisch siehst. Du bist ein feiner Kerl und hast es verdient, dich ein bißchen zu amüsieren, bevor du dich an das langweilige Leben eines Senators gewöhnst. Aber wir wissen doch beide, daß das, was dort im Turm passiert ist, ein Erlebnis der Größenordnung war, die schon manchen ernsthaften Mann aus der Bahn geworfen hat.«
    »Der Senat kommt für mich nicht in Frage.«
    »Nicht so hastig, mein Freund! Ich denke, so ein Amt hat durchaus was für sich, wenn du die Langweiler und Heuchler zu ertragen lernst. Schließlich mußt du nur einmal im Monat in der Curia erscheinen und kriegst dafür in allen Theatern Logenplätze.«
    »Bitte, Marcus, du brauchst mich nicht aufzuheitern.«
    »Schon gut. Aber eins interessiert mich noch: Bist du geflohen, oder hat die Dame dich an die Luft gesetzt?«
    »Mir war es ernst mit meinem Tauschangebot. Ich habe ihr gesagt, daß es meine Pflicht sei zu bleiben.«
    »Ach, weißt du, manche Frauen können die hochtrabenden Typen mit den ehernen Prinzipien nicht ausstehen.«
    Er schwieg.
    »Möchtest du darüber reden?«
    »Nein.«
    Wir schauten ins aufschäumende Kielwasser. Für mein Sicherheitsbedürfnis war das Schiff zu langsam, dem Tribun ging es zu schnell. Kein Wunder! Erst war er überwältigt und dann, noch ehe er sich zurechtfinden konnte, auch schon wieder fortgerissen worden. Jetzt fand er sich im Ansturm seiner Gefühle nicht zurecht.
    »Du solltest dir was zurechtlegen«, riet ich. »Es werden dich noch andere löchern außer mir – vor allem die ganz oben. Ein junger Offizier, dem eine Privataudienz bei so einem prominenten Vertreter des Feindes gewährt wurde, muß allerhand erklären.« Ich wandte mich zum Gehen.
    Da fragte Justinus plötzlich in ironischem Ton: »Du, Marcus, was ist eigentlich aus Massinissa geworden?«
    Ich blieb stehen. »Nachdem er seiner Prinzessin den Laufpaß gegeben hatte? Er lebte noch viele Jahre hochgeachtet und widmete sich dem König und so.«
    »Ah, ja, natürlich!« Ich wartete. Er zwang sich, das offizielle Tagesgeschäft rasch hinter sich zu bringen. »Als ich wieder nach oben kam, hatte sie sich bereits entschieden. Sie wird ihrem Volk klarmachen, daß die Utopie vom freien gallischen Reich ein unerfüllbarer Traum ist. Daß Rom zumindest zu unseren Lebzeiten das westliche Rheinufer nicht hergeben wird. Daß die Freiheit in ihrem eigenen Territorium wichtiger ist als ein sinnloser Krieg … Aber wird man auf sie hören?« Er klang verzweifelt.
    »Sie übt nie Druck aus, das ist ihr Erfolgsgeheimnis. Wenn man den Menschen ihre Entscheidungsfreiheit läßt, wählen sie manchmal den steinigeren Weg.«
    »Oh ja!« Er seufzte schwer.
    »Ist es ihr sehr nahegegangen?« Mir kam der Gedanke, daß er sie vielleicht hatte trösten müssen.
    Er antwortete nicht, sondern stellte statt dessen eine Gegenfrage: »Was wird nun aus ihr?«
    »Entweder sie wird eine ätherische Spinnerin oder sie heiratet einen stämmigen rothaarigen Riesen und bekommt in zehn Jahren neun Kinder.«
    Nach kurzem Schweigen sagte Justinus: »Sie hat mir prophezeit, daß, wenn die Stämme im Osten ihr Nomadenleben wieder aufnehmen und sich gegenseitig die Weidegründe abjagen, das zum Untergang der Brukterer führen wird.«
    »Möglich wär’s.«
    Wir hörten Ascanius nach Ablösung rufen. Da ich Helvetius schlafen geschickt hatte, damit er später ausgeruht die Wache übernehmen konnte, mußte ich selbst gehen. »Eins

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