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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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zugehört.«
    »Und ich war der hergelaufene Gauner, dem gegenüber Vorsicht angebracht war …«
    »Nein, ich glaube, sie hat sich Ihre Worte zu Herzen genommen. Jedenfalls macht sie sich große Sorgen, und mir scheint, sie hat schon, bevor wir kamen, viel über die Zukunft nachgegrübelt. Deshalb hat sie wohl auch das Stammestreffen einberufen. Aber sie schreckt noch vor der Verantwortung zurück, die es bedeuten würde, dem Volk zu enthüllen, was sie kommen sieht.«
    »Schüren Sie ihre Ängste!«
    »Das brauche ich gar nicht. Veleda leidet auch so genug.«
    »Oh ihr Götter, schon wieder dieses übertriebene Mitleid – wie bei der kleinen Kellnerin aus der Medusa.«
    Ich hatte einen Witz machen wollen, aber Justinus ließ den Kopf hängen. »Die Kellnerin … ja … da muß ich mich noch bei Ihnen entschuldigen.«
    »Entschuldigen? Wofür?« Die Frikadellen in der Medusa schienen tausend Jahre zurückzuliegen.
    »Nachdem Sie schon nach Colonia abgefahren waren, hat es in der Taverne ein großes Spektakel gegeben. Irgendwem ist ein eigenartiger Geruch aufgefallen, und diesmal war nicht das Tagesgericht daran schuld. Um es kurz zu machen: Man hat die Leiche von Cerialis’ Pagen unter den Dielenbrettern im Hinterzimmer gefunden. Regina hat gestanden. Die beiden hatten einen Streit, dabei hat sie die Beherrschung verloren und ihm eine Amphore zu hart über den Schädel geschlagen.«
    Ich sagte, das sei immerhin mal eine Abwechslung, weil doch sonst immer die Kellnerinnen dran glauben mußten.
    »Aber Sie haben ihr gleich angesehen, daß was nicht stimmte. Also, Marcus, wie steht es mit der Dame im Turm?«
    »Ach was, ergreifen Sie einfach die Initiative – Sie haben doch offenbar eine ganze Menge guter Ideen. Was mich angeht, ich gehe Prophetinnen und weisen Frauen aus dem Weg. Meine Mutter hat mir beigebracht, daß ein anständiger Junge nicht mit heiligmäßigen Mädchen rummacht.«
    Wir kicherten noch, als der Mond wieder zum Vorschein kam.
    »Marcus.«
    »Justinus.«
    »Also eigentlich Quintus«, meinte er trocken, wie einer, der die Vorstellung nachholt, wenn im Bett schon alles gelaufen ist.
    »Danke, ich fühle mich geehrt. Ich habe deinen privaten Vornamen gar nicht gekannt.«
    »Den verrate ich auch nur wenigen Leuten«, sagte er ruhig. »Also, was mache ich jetzt? Geschenke austauschen, den Streit begraben …«
    »Warum nicht? Aber vergiß nicht die dritte Regel: Vorsicht walten lassen. Du sollst nicht enden wie Lupercus.«
    »Ah! Hätte ich beinahe vergessen: nach Lupercus fragen. «
    Ich war schon bereit, Lupercus zu vergessen, falls Veleda durch die Erinnerung womöglich auf blutrünstige Gedanken käme. »Vor allem muß ich sie überreden, euch freizulassen … Ich hoffe, ihr kommt wohlbehalten nach Hause.« Jetzt brach ihm doch die Stimme.
    » Wir? Aber doch nicht ohne dich! Hör zu, wenn du jetzt wieder raufkletterst in den Turm und Veleda in ihrem besten Gewand vorfindest, dazu die Haare eigens geflochten – dann vergiß das römische Reich und mach, daß du wieder rauskommst! Das rate ich dir, Quintus.«
    »Marcus, jetzt mach dich doch nicht lächerlich«, antwortete Justinus, und er, der doch immer so sanft und ausgeglichen war, klang auf einmal merkwürdig gereizt.
     
    Wenigstens hatte ich jetzt etwas zu tun, solange er fort war. Ich weckte Orosius, und wir krochen zu dem Versteck am Waldrand, wo Justinus und er Zelt und Vorräte gelassen hatten. Wir packten alles zusammen und schleppten es in die Nähe des Turms. Dann führten wir das Pferd mit der Geldkassette ans Tor, und ich machte mich mit einem vereinbarten Pfiff bemerkbar.
    Die Seherin höchstpersönlich drängte sich durch einen Pulk von Verwandten zur Tür. Justinus war nicht bei ihr. Sie war über alle Maßen blaß und hielt den Mantel, den sie übergeworfen hatte, krampfhaft über der Brust fest. Wir wuchteten die Kassette auf den Boden, und ich öffnete sie, um ihr das Silber zu zeigen. Veleda inspizierte den Schatz, indes ich mir alle Mühe gab, so anständig zu klingen wie Justinus. »Ich weiß, daß man die Brukterer nicht kaufen kann … Das, hohe Frau, ist auch nicht meine Absicht. Dies ist nichts weiter als eine Freundschaftsgabe des Kaisers.«
    »Ja, das hat Ihr Unterhändler mir bereits erklärt.«
    »Wo ist er?« fragte ich rundheraus.
    »In Sicherheit.« Sie amüsierte sich unverhohlen über meine Angst. »Sie sind Falco, nicht wahr? Ich will mit Ihnen sprechen.«
    Sie führte mich in die Eingangshalle ihres Turms. Von

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