Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
und war bis heute ungeküßt …« Jedenfalls nahm ich das an. Bei jedem anderen hätte ich mich gefragt, ob er seinen fließenden Germanendialekt von einem Mädchen gelernt hatte. »Und bis jetzt hat ihm auch noch niemand in einem Druidenhain mit scharfer Sichel die Kehle durchgeschnitten, Zenturio!«
    »Schlafen Sie ein bißchen, Falco. Sie wissen doch, wie er ist, wenn ihn ein Thema gepackt hat. Falls die Dame genauso gesprächig ist wie er, dann haben wir eine lange Nacht vor uns.«
     
    Es wurde meine längste Nacht in Germanien. Als er zurückkam, lagen die anderen in tiefem Schlaf. Ich hatte nach ihm Ausschau gehalten.
    Es war finster. Der Mond hatte sich hinter einer breiten Wolkenbank versteckt, aber unsere Augen waren an die Dunkelheit gewöhnt. Er sah, wie ich aufstand. Wir tauschten einen Händedruck und unterhielten uns dann flüsternd. Justinus wirkte beschwingt, ja erregt.
    »Ich habe Ihnen so viel zu erzählen!« Sein Adrenalinspiegel hätte kaum höher steigen können.
    »Was ist los? Sind Sie beurlaubt?«
    »Veleda will ein bißchen allein sein. Wenn der Mond wieder rauskommt, muß ich zurück, und dann wird sie mir sagen, ob’s Krieg gibt oder Frieden.« Er hielt erschöpft inne. »Ich hoffe bloß, daß ihre Mondvorhersage stimmt …«
    Ich betrachtete den Himmel. Die schweren Gewitterwolken, die sich bislang nicht entladen hatten, würden jetzt wohl langsam abziehen. »Doch, sie hat recht – und wie jede Zauberei, die was taugt, fußt sie auf Beobachtung, nicht auf Prophezeiungen.«
    Wir hockten uns unter einen Baum. Er drückte mir etwas in die Hand. »Ein Messer?«
    »Ja, gehört Ihnen. Sie hatte alle ihre Geschenke auf einer Truhe liegen, da habe ich’s gleich erkannt und gesagt, daß es meinem Schwager gehört.«
    »Danke – auch für das Kompliment. Es ist mein bestes Messer, aber wenn sie jetzt Gastgeschenke austeilt, dann wüßte ich was Nützlicheres.«
    »Ich glaube, das Messer hat sie mir gegeben, um zu beweisen, daß sie unvoreingenommen ist und sich nicht durch Gaben beeinflussen läßt.«
    »Oder sie ist auf ganz was anderes aus.«
    »Zyniker! Um was hätten Sie denn an meiner Stelle gebeten?«
    Ich machte einen albernen Vorschlag, und er lachte. Aber seine Aufgabe war zu wichtig, um darüber zu witzeln. »Marcus, ich kann ihr gar nichts anbieten. Wir hätten wirklich Geschenke mitbringen sollen.«
    »Wozu haben wir die Geldkassette?«
    »Aber das ist der Sold für unsere Rekruten!« Der Junge war von einer seltenen Einfalt.
    »Die würden lieber weiterleben, als tot und ausbezahlt sein.«
    »Ah!«
    »Ich hole das Geld. Orosius kann mir zeigen, wo ihr es versteckt habt. Aber nun erzählen Sie mir, worüber Sie mit Veleda gesprochen haben.«
    »Es war wirklich ein Erlebnis!« Ominöser Auftakt. »Wir haben uns rund ums Forum geschwatzt. Ich habe für die Mission des Kaisers getan, was ich konnte, und ihr gesagt, wir müßten alle akzeptieren, daß die Stämme auf dem westlichen Rheinufer sich aus freien Stücken für Rom entschieden haben, der Kaiser aber keine Expansionsabsichten in Richtung Osten hat, ja, den Rhein nicht überschreiten wird, solange wir nicht von drüben bedroht werden.« Justinus senkte die Stimme. »Marcus, ich bin mir nicht sicher, ob wir uns dafür auf Dauer verbürgen können.«
    »Aber Tribun! Das ist Politik. Passieren kann alles mögliche, zur Zeit gärt es an der Donau, aber vielleicht geschieht auch nichts, und wir wollen doch nicht unnötig die Pferde scheu machen. Außerdem ist sie klug genug, ihre eigenen Schlüsse zu ziehen.«
    »Ich habe mit solchen Verhandlungen überhaupt keine Erfahrung. Ich fühle mich so schlecht gerüstet.«
    Unsere einzige Hoffnung war, daß Veleda seiner Integrität, seinem naiven Rechtsglauben und seiner Lauterkeit vertrauen würde.
    »Nur Mut! Wenigstens hört sie zu. Bevor Sie Ihren großen Auftritt hatten, habe ich selbst versucht, mit ihr zu diskutieren …«
    »Ein bißchen davon habe ich mitbekommen. Orosius und ich, wir hatten uns nämlich hinter den Bäumen versteckt; nicht so nahe, daß wir alles hätten verstehen können, aber zum Beispiel das über die neu gestärkte Macht der Legionen, das habe ich mitbekommen.«
    »Man muß sie davon überzeugen, daß es glatter Selbstmord wäre, sich gegen die disziplinierte römische Kriegsmaschinerie zu stellen.«
    »Marcus, das weiß sie längst.« Das klang nach Loyalität mit ihr.
    »Geredet hat sie aber ganz anders.«
    »Was Wunder! Schließlich hat ihr ganzes Volk

Weitere Kostenlose Bücher