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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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dem achteckigen Raum führte eine Wendeltreppe über mehrere Stockwerke nach oben. Das Innere des Turms verjüngte sich aus Gründen der Stabilität von Stock zu Stock. Ein durchgehender Fußboden war nur ganz oben eingezogen, wo die Seherin ihre Wohnung hatte. Aber dorthin lud sie mich nicht ein.
    Veleda runzelte die Stirn. Ich versuchte, mitfühlend zu klingen, als ich fragte: »Ist Frau Luna vorzeitig wieder erschienen?« Ich hatte es erraten. Veleda war noch zu keinem Entschluß gekommen, und die Unentschiedenheit quälte sie.
    »Zweierlei wollte ich Ihnen sagen, Falco.« Sie sprach rasch und stoßweise, als habe man sie unter Druck gesetzt. »Ich habe eurer Freilassung zugestimmt. Geht noch heute nacht. Niemand wird euch aufhalten.«
    »Besten Dank! Und was war das andere?«
    »Ich will Ihnen sagen, wie Munius Lupercus gestorben ist.«
    »Dann wissen Sie es also? Eine Ubierin aus Colonia hat mir etwas anderes erzählt.«
    »Ich weiß es jetzt«, erwiderte sie kühl. Offenbar hatte sie weniger mit Claudia Sacrata gemeinsam, als die sich einreden wollte. Veleda reichte mir einen purpurnen Stoffetzen, in den noch zwei Kleinodien aus ihrem Kuriositätenkabinett gewickelt waren – Miniaturspeere aus Silber, wie der Kaiser sie seinen Legaten für besondere Verdienste im Ausland verleiht. Lupercus hätte nach dem Abschluß seines fatalen Manövers in Vetera den dritten bekommen.
    »Dann ist er also hier gewesen?«
    »Nein, er war nie hier.« Sie sprach mit der ihr eigenen Sicherheit; vielleicht war sie auch froh, mit dieser schmutzigen Geschichte nichts zu tun zu haben. »Diese Auszeichnungen hat man mir erst später gebracht. Ich wünsche, daß Sie sie der Mutter des Mannes oder seiner Frau überbringen.«
    Ich dankte ihr, und dann erzählte sie mir, was geschehen war. Ich habe normalerweise nicht viel übrig für Legaten, aber diese Geschichte ging auch mir an die Nieren. »Haben Sie das dem Tribun Camillus erzählt, Veleda?«
    »Nein.«
    Nun, ich konnte sie verstehen. Zwischen ihr und Justinus hatten sich zarte Bande geknüpft, die ein solches Horrorszenario rasch wieder zerrissen hätte.
    Civilis hatte Munius Lupercus mit einer (wie Veleda sich ausdrückte) aus verschiedenen Stämmen gemischten Gruppe als Eskorte in Marsch gesetzt. Ich setzte ihr nicht mit Detailfragen zu; sie tat recht daran, keine Munition für gegenseitige Beschuldigungen zu liefern. Der Legat war verwundet gewesen; er hatte seine Festung verloren und mit angesehen, wie der Feind seine Legion hinschlachtete; er dachte, daß auch das Imperium auseinanderbrechen würde. Ob er dann um seine Freilassung gebettelt hatte oder um einen schnellen Tod, oder ob seine Bewacher nur die Geduld verloren und rasch zu Civilis und der Schlacht zurückwollten – das war im nachhinein nicht mehr zu klären. Auf jeden Fall beschimpften sie Lupercus plötzlich als Feigling und vollstreckten dann an ihm das Urteil, das Feiglinge nach ihrem Recht verdienten: Er wurde nackt ausgezogen, gefesselt, halb erdrosselt, in einen Sumpf geworfen und so lange mit Stangen niedergezwungen, bis er ertrunken war.
     
    Der Fairneß halber muß ich zugeben, daß Veleda sich anscheinend beim Erzählen genauso überwinden mußte wie ich beim Zuhören. »Die Krieger hatten mich um mein Geschenk gebracht, deshalb trauten sie sich lange Zeit nicht, mit der Wahrheit herauszurücken.«
    Ich stützte das Kinn in die Hand. »Diese traurige Wahrheit sollte mit Lupercus in jenem Sumpf begraben bleiben.«
    »Wenn ich seine Mutter wäre oder seine Frau«, meinte Veleda, »dann würde ich Bescheid wissen wollen.«
    »Meine Mutter und meine Zukünftige würden genauso reagieren – aber die sind beide Ausnahmen, genau wie Sie …«
    Komplimente machten sie offenbar verlegen. »Das ist alles, was ich Ihnen darüber sagen kann. Im übrigen bitte ich Sie und Ihre Männer, leise und ohne Aufsehen abzuziehen. Ich möchte den Fürsten, der Sie hergebracht hat, auf keinen Fall dadurch kränken, daß ich sein Geschenk in aller Öffentlichkeit austausche.«
    »Wo ist Camillus?« fragte ich mißtrauisch.
    »Oben. Ich habe noch mit ihm zu reden.« Veleda hielt inne, und dann, als könne sie all meine Gedanken lesen, sagte sie leise: »Natürlich wird Ihr Freund sich noch verabschieden.«
    Ich war verzweifelt. »Muß es denn unbedingt ein Tauschgeschäft sein?«
    »Den Tausch hat doch Ihr Tribun mir angeboten«, versetzte die Druidenpriesterin und lächelte weise.
     
    In dem Moment kam Justinus mit lautem

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