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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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unterstützte später Otho. Der brachte sie nach Rom. Dadurch standen die Legion und ihre eingeborenen Kohorten auf einmal in gegnerischen Lagern, und gleich nach der ersten Schlacht, bei Bedriacum …« Canidius brach traurig ab.
    Offenbar wollte er sich vor dem heiklen Thema drücken, deshalb sprang ich ein. »Ob die Vierzehnte Gemina vor Bedriacum tatsächlich dabei war, ist noch fraglich. Lieber behauptet sie, an dem Gefecht nicht teilgenommen zu haben, als daß sie eine Niederlage eingestehen würde.«
    Vespasian grummelte Unverständliches vor sich hin. Bestimmt dachte er, die Vierzehnte wolle sich bloß aus einer Blamage rausmogeln.
    Hastig nahm Canidius seinen Bericht wieder auf. »Nach dem Selbstmord Othos führte Vitellius die Legion und ihre Hilfstruppen wieder zusammen. Es kam zu einigen Konkurrenzkämpfen.« Dieser Euphemismus war einfach zum Lachen. Der Archivar hatte offenbar keine Ahnung, was der Kaiser wollte.
    »Halt!« rief ich. »Sie lassen ja das Spannendste aus. Seien Sie doch ehrlich: Es kam immer wieder zu Streit und Händel zwischen der Vierzehnten und ihren Batavern, und bei einem dieser Zusammenstöße wurde sogar Augusta Taurinorum niedergebrannt …« Dieses Desaster warf ein schlechtes Licht auf die bislang so gepriesene Disziplin der Vierzehnten Legion.
    Um endlich das heikle Thema hinter sich zu bringen, kam Canidius eilig zum Schluß. »Vitellius beorderte den Stamm der Vierzehnten nach Britannien zurück und gliederte die acht Bataverkohorten seinem persönlichen Gefolge an, bis er sie wieder nach Germanien verlegen konnte.« Noch mehr Politik. Canidius sah wieder ganz traurig aus.
    »In Germanien schlossen sich die Bataver dem Civilis an, was der Rebellion natürlich gehörigen Auftrieb gab.« Ich war heute noch wütend darüber. »Da Civilis ihr Stammesfürst ist, hätte der Kaiser eigentlich darauf gefaßt sein müssen, daß die Bataver überlaufen würden!«
    »Genug, Falco«, schnarrte Vespasian, der strikt dagegen war, einen anderen Herrscher zu kritisieren – auch dann nicht, wenn er ihn selbst entthront hatte.
    Er nickte Canidius aufmunternd zu, und der preßte hervor: »Die Vierzehnte kehrte zurück aus Britannien, um Petilius Cerialis beizustehen. Derzeit verstärkt sie die Truppen in Moguntiacum«, schloß er, hörbar erleichtert, seinen Bericht.
    »Wir haben leider nur die Festungen in Obergermanien halten können«, sagte Vespasian, an mich gewandt. »Moguntiacum kontrolliert gegenwärtig beide Gaue.« Wenn das Kastell, in dem die Vierzehnten stationiert war, eine so wichtige Rolle spielte, mußte Vespasian sich natürlich voll und ganz auf die Legion verlassen können. »Mein oberstes Ziel ist es, die Disziplin der Truppe zu straffen und alte, gegen uns gerichtete Stammesbande zu zerschlagen.«
    »Was wird aus den Streitkräften, die zum Gallierbund übergelaufen sind?« fragte ich neugierig. »Welche waren das noch gleich, Canidius?«
    »Die Erste Germanica aus Bonna, die Fünfzehnte Primigenia aus Vetera und die Sechzehnte Gallica aus Noväsium – ach, und die Vierte Macedonia aus …« Er hatte es vergessen, ein erstes Zeichen von Menschlichkeit.
    »Moguntiacum«, ergänzte der Kaiser und unterstrich damit, warum er dort gerade jetzt eine kaisertreue Legion brauchte.
    »Ergebensten Dank, mein Cäsar. Als Petilius Cerialis die Rädelsführer empfing«, erklärte der Archivar, »da sprach er zu den Meuterern …« Zum ersten Mal schielte Canidius nach dem Notiztäfelchen an seinem Gürtel. Diese bedeutende Ansprache wollte er denn doch im Wortlaut zitieren: » ›Von heute an sind die aufständischen Militärs wieder Soldaten ihres Landes. Von heute an seid ihr aufs neue rekrutiert und durch euren Eid dem Senat und dem römischen Volke zu Treue und Gehorsam verpflichtet. Der Kaiser hat alles Geschehene vergessen, und euer Oberbefehlshaber wird sich an nichts erinnern.‹«
    Ich versuchte, mir mein Entsetzen über diese Neuigkeit nicht direkt anmerken zu lassen. »Wir nennen die Umstände außergewöhnlich und lassen Nachsicht walten, Cäsar?«
    »Wir können es uns nicht leisten, vier Elitelegionen zu verlieren«, grollte Vespasian. »Die Verbände werden aufgelöst, die Männer moralisch aufgerüstet und nach einer Umerziehungsphase anderen Einheiten zugeteilt.«
    »Aber diese neuen Legionen werden vom Rhein abgezogen?«
    »Ja, weil es dazu keine vernünftige Alternative gibt. Die Grenzen werden künftig von den zuvor Cerialis und Gallis unterstellten Truppen

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