Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
geschützt.«
    »Dazu sind aber nicht alle neun Legionen nötig.« Jetzt begriff ich endlich, vor welcher Entscheidung der Kaiser stand. »Die Vierzehnte Gemina könnte also entweder nach Britannien zurückgehen oder in Moguntiacum Stammquartier beziehen. Canidius hat uns doch gerade erzählt, daß dies ursprünglich ihr Standlager war. Was haben Sie beschlossen, Cäsar?«
    Vespasian zierte sich. »Ich überlege noch.«
    »Hat mein Auftrag etwas mit diesen Überlegungen zu tun?« Ich weiß nun mal gern, woran ich bin.
    Er schien verärgert. »Greifen Sie mir gefälligst nicht vor!«
    »Cäsar, es liegt doch auf der Hand. Unter Cerialis hat uns die Vierzehnte gute Dienste geleistet, davor aber war sie höchst unberechenbar. Und seit ihrem Sieg über die Icenier könnte sie den Beinamen ›Die Eigensinnige‹ tragen …«
    »Unterstehen Sie sich, eine tüchtige Legion schlechtzumachen!« Vespasian war ein altmodischer General. Er mochte einfach nicht glauben, daß auch eine Einheit mit untadeligem Ruf irgendwann über die Stränge schlagen kann. Geschah es allerdings und er bekam den Beweis dafür, dann kannte er kein Erbarmen. »In Moguntiacum stehen zwei Legionen, aber es sind auch unerfahrene Truppenteile darunter. Ich brauche also die Vierzehnte – vorausgesetzt, ich kann ihr trauen.«
    »Die Legion ist dort aufgebaut worden«, sagte ich nachdenklich. »Und es gibt kein besseres Mittel, Soldaten in Schach zu halten, als die wachsamen Augen der jeweiligen Großmütter … Außerdem liegt Moguntiacum näher als Britannien, was die Überwachung erleichtert.«
    »Falco, was halten Sie davon, die Vierzehnte einmal ganz diskret unter die Lupe zu nehmen?«
    »Cäsar, wo denken Sie hin! Ich habe während des Schlamassels mit den Iceniern in der Zweiten Augusta gedient. Die Vierzehnte erinnert sich bestimmt noch gut daran, wie wir sie damals im Stich gelassen haben.« Ich kann mich zwar in einer Schlägerei behaupten, aber fünftausend rachsüchtige Berufssoldaten in die Schranken zu weisen, die allen Grund hatten, mich zu zerquetschen wie eine Bohrassel an der Wand eines Badehauses – also, das ging denn doch entschieden zu weit. »Cäsar, die sind imstande, mich in ungelöschtem Kalk zu begraben und feixend zuzugucken, wie ich verbrutzle!«
    »Das zu vermeiden, wäre doch ein guter Prüfstein für Ihre Fähigkeiten«, frotzelte der Kaiser.
    Ich versuchte gar nicht erst, meine Nervosität zu verbergen. »Was genau ist mein Auftrag, Cäsar?«
    »Nicht viel, Falco, nicht viel! Ich möchte der Vierzehnten ein neues Feldzeichen schicken, zur Belohnung dafür, daß sie sich in jüngster Zeit in Germanien so brav geführt hat. Und Sie sollen es überbringen.«
    »Klingt ja ganz einfach«, brummte ich dankbar, suchte schon nach dem Haken an der Sache. »Und während ich in Ihrem Namen diese hohe Auszeichnung überreiche, soll ich die Stimmung in der Truppe sondieren und herausfinden, ob sie Ihre Wertschätzung verdient?« Vespasian nickte. »Bei allem Respekt, Cäsar, aber falls Sie vorhaben, die Vierzehnte zu schleifen, warum lassen Sie sich dann nicht vom kommandierenden Legaten einen entsprechenden Disziplinarbericht schreiben?«
    »Das wäre nicht zweckmäßig.«
    Ich seufzte. »Heißt das, Sie haben auch mit dem Legaten Probleme, Cäsar?«
    »Natürlich nicht«, antwortete Vespasian mit Nachdruck. In der Öffentlichkeit mußte er so reagieren, solange er keinen handfesten Grund hatte, um den Burschen aus dem Verkehr zu ziehen. Mir schwante, daß ich just diesen Grund beibringen sollte.
    Ich mäßigte mich im Ton. »Verzeihung, Cäsar, aber können Sie mir vielleicht etwas über den Mann erzählen?«
    »Ich kenne ihn nicht persönlich. Er heißt Florius Gracilis und wurde vom Senat für eine Kommandeursstelle vorgeschlagen; dagegen hatte ich nichts einzuwenden.« Es ist ein Mythos, daß alle öffentlichen Ämter vom Senat vergeben werden. In der Praxis kommt niemand am Veto des Kaisers vorbei. In der Regel schlug Vespasian auch seine eigenen Kandidaten vor, aber mitunter schmeichelte er der Senatsversammlung schon einmal damit, daß er ihr den Vortritt ließ und sie irgendeine Dumpfbacke nominieren durfte. Diesem Legaten nun schien Vespasian zu mißtrauen – aber fürchtete er unverfrorene Korruption oder ging es bloß um normale Inkompetenz?
    Ich ließ es auf sich beruhen. Schließlich hatte ich meine eigenen Quellen, wenn es darum ging, einem Senator auf den Zahn zu fühlen. Gracilis war vermutlich ein ganz normaler

Weitere Kostenlose Bücher