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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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eine zweite Flasche Wein, dann ließ ich den einbeinigen Soldaten sein warmes Essen genießen, während ich wie ein ehrbarer Bürger nach Hause spazierte.
    Ich wäre besser in der Kneipe geblieben und hätte mich dort betrunken. Leider hatte ich den Palastfriseur ganz vergessen. Er wartete in meiner Wohnung – mit zauberhaftem Lächeln, ekelhaften kirschroten Schuhen und einem großen Weidenkorb.
    »Ich hab’s doch versprochen!«
    »Ja, ja, Sie haben mich gewarnt.«
    Fluchend packte ich einen Griff und versuchte, den Korb näher heranzuziehen. Er rührte sich nicht vom Fleck. Ich stemmte mich gegen eine Bank und zog aus Leibeskräften. Das bleischwere Ding schleifte mit schmerzhaftem Quietschen gerade mal ein Dielenbrett weiter. Ich schnallte die dicken Gurte ab, und wir spähten in den Korb. Da lag das neue Feldzeichen der Vierzehnten.
    Xanthus war entsetzt. »Was um alles in der Welt ist das?«
    Ich reise am liebsten mit leichtem Gepäck (wenn es denn überhaupt sein muß). Der Kaiser hatte ein Schmuckstück von genau der Sorte ausgesucht, die man auf einer langen Reise nicht gern im Rucksack rumkollern hat. Er bürdete mir für die Fahrt nach Germanien die Verantwortung für eine zwei Fuß große, derb geschmiedete Menschenhand auf. Sie war vergoldet, aber unter der gleißenden Oberfläche bestand die Skulptur, die ich durch halb Europa schleppen sollte, aus massivem Eisen.
    Seufzend sah ich den Friseur an. »Je nachdem, ob der Experte, den man konsultiert, ein Optimist oder ein Realist ist, wird dieses Monstrum als großmütige Geste internationaler Freundschaft dargestellt – oder als Symbol erbarmungsloser Militärmacht.«
    »Und? Was denken Sie?«
    »Ich denke, daß ich mir das Kreuz kaputtmache, wenn ich diesen Klotz durch Europa schleppe.«
    Ich ließ mich auf die Bank plumpsen. Wer mochte diesem zarten Knaben geholfen haben, den Korb hier heraufzuwuchten? »Na schön, du hast das Ding abgeliefert. Worauf wartest du noch?«
    Der zwielichtige Palastkurier schlug verschämt die Augen nieder. »Ich hätte Sie gern was gefragt.«
    »Raus damit!«
    »Darf ich mitkommen nach Germanien?«
    Das untermauerte meinen Verdacht, Titus habe das Bürschchen auf mich angesetzt. Was mich nicht einmal überraschte. »Ich muß mich wohl verhört haben.«
    Er kannte einfach keine Scham. »Ich hab Ersparnisse, wissen Sie – und mein Gesuch auf Freikauf hab ich auch schon gestellt. Aber bevor ich mich irgendwo niederlasse, möchte ich schrecklich gern die Welt sehen …«
    »Beim Jupiter!« grummelte ich in den Kragen meiner Tunika. »Ist schon schlimm genug, wenn einen so ein Dummkopf von Barbier schneidet, während er sich erkundigt, ob der Herr den Sommer in seiner Villa in der Campania zu verbringen gedenkt. Aber daß so ein Windhund mit in die Ferien will – also das schlägt ja wohl dem Faß den Boden aus!«
    Xanthus sagte nichts.
    »Hör zu, Junge, ich soll als kaiserlicher Gesandter zu den Barbaren. Warum um alles in der Welt sollte ein Barbier dieses Elend mit mir teilen?«
    »Vielleicht«, meinte Xanthus mißmutig, »brauchen die Leute ja auch in Germanien mal ’ne anständige Rasur.«
    »Was siehst du mich dabei an?« Ich rieb mir das Kinn –tatsächlich, kratzige Stoppeln.
    »Tu ich ja gar nicht.« Sein Grinsen war die reinste Beleidigung. Wenn sich unter seiner modisch gestutzten Mähne erst mal eine Idee festgesetzt hatte, war Xanthus nicht mehr zu bremsen. »Hier vermißt mich bestimmt keiner. Und Titus will mich sowieso loswerden.« Das konnte ich mir allerdings vorstellen. Titus wollte mir seinen privaten Messerwetzer an die Fersen heften. Da war es doch besser, wenn ich Xanthus in eine gottverlassene Provinz mitnahm, bevor er das Messer zückte.
    »Titus kann von mir aus deinen Reisepaß mit gepökeltem Fisch bestreichen und unter Wasser verspeisen – ich fahre allein. Wenn Titus dich von deinem Amt entbinden will, dann soll er dir eine Abfindung zahlen, mit der du in den Thermen einen Friseurstand eröffnen kannst.«
    »Ich falle Ihnen bestimmt nicht zur Last!«
    »Offenbar muß man ohne Ohren geboren sein, um mit Schere und Rasiermesser zu reüssieren.«
    Ich schloß die Augen, um ihn auszusperren, obwohl ich wußte, daß er dadurch nicht wirklich verschwinden würde.
    In mir reifte ein Entschluß. Inzwischen war ich überzeugt, daß Titus diesem parfümierten Clown meine Kehle als Streichriemen für sein Rasiermesser andienen wollte. Wenn ich mich auf das Spiel einließ – wenigstens zum Schein –,

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