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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Das letzte Stück nach Moguntiacum, zu meinem Treffen mit der Vierzehnten, konnte ich dann per Schiff zurücklegen. Diese Alternativstrecke war nicht länger als die erste (redete ich mir ein) und hatte den Vorteil, daß ich direkt bei Argentoratum auf den Rhein stoßen würde, also am Stützpunkt eines gewissen Jungaristokraten, dessen Schwester ich verfallen war.
    Während ich noch düster auf die riesige Strecke starrte, die vor uns lag, kam der Friseur hereingekrochen; er war ganz grün im Gesicht.
    »Xanthus! Welche Unbill des Reisens hat dir denn das Leben vergällt? Knoblauch? Verstopfung? Oder hat man dich bloß geschröpft?«
    »Ich hab’ den Fehler gemacht, mir was zu trinken zu bestellen.«
    »Ach! Das passiert jedem mal.«
    »Ein Becher Wein kostet hier …«
    »Sag’s mir nicht, ich bin sowieso schon deprimiert. Die Gallier haben eben wahnwitzige Preisvorstellungen. Sie selbst sind verrückt auf Wein und zahlen sich dumm und dämlich dafür. Aber ein Volk, das allen Ernstes glaubt, eine Amphore mittelmäßigen Importweins sei so viel wert wie ein gesunder Sklave, ist einfach nicht vertrauenswürdig. Der Weinhändler hier wird dir natürlich nicht weniger berechnen, als er selbst gezahlt hat, bloß weil du in einer Stadt aufgewachsen bist, wo in der Schenke der Krug für einen halben As auf den Tisch kommt.«
    »Aber wie kommen die Leute denn hier über die Runden, Falco?«
    »Ich glaube, erfahrene Reisende bringen ihren eigenen Wein mit.«
    Er starrte mich entgeistert an. Ich lächelte mit der friedlichen Miene eines Mannes zurück, der vermutlich sein persönliches Quantum gesüffelt hat, während sein Begleiter draußen übers Ohr gehauen wurde.
    »Soll ich Sie rasieren, Falco?« Er klang gekränkt.
    »Nein.«
    »Sie sehen aus wie ein Wilder.«
    »Um so besser: Dann falle ich da, wo wir hin müssen, wenigstens nicht auf.«
    »Ich hab’ gehört, Sie wären ein Frauenheld.«
    »Die Frau, deren Held ich vielleicht bin, weilt gerade anderswo. Und jetzt leg dich schlafen, Xanthus. Ich hab’ dich ja davor gewarnt, mit deinen hübschen Schühchen ins Ausland zu tippeln.«
    »Ich hab’ Sie angeheuert, damit Sie mich beschützen«, brummte er und wickelte sich in die dünne Decke auf seinem schmalen Bett. Wir waren in einem kleinen Schlafsaal untergebracht. Massilia schwört darauf, seine Gäste dicht an dicht zu packen, wie Pökelfleisch auf einem Frachtkahn.
    Ich grinste. »Das ist die richtige Einstellung! Schließlich warst du auf Abenteuer aus. Und wer die erleben will, muß auch was aushalten können.«
    Kurz bevor die Lampe endgültig ihren Geist aufgab, ließ ich ihn noch zusehen, wie ich meinen Dolch prüfte und unter das dünne Kissen schob. Ich denke, er verstand die Botschaft. Schließlich war ich ein durchtrainierter Profi. Die Gefahr war mein Lebenselixier. Sollte auch nur eine Maus an den Dielen kratzen, so würde ich blitzschnell reagieren und den Barbier niederstechen. Und bei der Menge Rasierwasser, die er sich ständig ins Gesicht klatschte, würde ich ihn selbst im Stockfinsteren riechen. Ich wußte, wo ich meine Waffe am wirksamsten anzusetzen hatte. Was immer man ihm im Palast auch erzählt oder vielmehr nicht erzählt hatte – soviel war ihm bestimmt inzwischen klar.
    Der erste Tag in Gallien hatte ihn zu sehr mitgenommen, als daß er gleich in der ersten Nacht etwas riskiert hätte.
    Es warteten ja auch noch genug andere Gelegenheiten. Aber wann immer er sich entschließen sollte, die Drecksarbeit für Titus Cäsar zu verrichten, ich würde auf der Hut sein.

XII
    Wir erreichten Lugdunum. Ich will nicht sagen: ohne Zwischenfall. Unterwegs mußten wir eine Bande von Dorflümmeln in die Flucht schlagen, die in meinem Korb mit der symbolischen Eisenskulptur etwas vermuteten, was sie gut hätten verkaufen können. Dann nahm mich ein Weinschiffer ein Stück mit, auf dessen Kahn mir die Hand fast über Bord gefallen wäre. Tatsächlich hätte ich jedesmal, wenn wir ein Nachtquartier vor der Weiterreise räumten, beinahe Vespasians Geschenk an die Vierzehnte im Regal vergessen.
    In Arleate machte uns das Trinkwasser Probleme; dank des gallischen Bratfetts hingen wir kraftlos über der Reling, als wir an Valentia vorbeigerudert wurden; in Vienna setzte uns ein heikler Schweinebraten für einen Tag außer Gefecht; und als wir endlich in der Provinzhauptstadt ankamen, hatten wir einen furchtbaren Kater von dem Wein, mit dem wir versucht hatten, den Schweinebraten runterzuspülen. Die ganze

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