Eisenhand
anschließend Bericht erstatten.
Jeder Depp würde das fertigbringen. Vielleicht sogar ich.
Das Schicksal des ehrenwerten Munius Lupercus in Erfahrung bringen.
Wer das ist? Ich will es Ihnen sagen: Nur der kommandierende Legat der Legion in Vetera, jenem Kastell, das fast bis zum Hungertod ausgeharrt hatte, bevor die sich ergebenden Truppen allesamt niedergemetzelt wurden. Alle außer Lupercus. Ihn hatten die Freiheitskämpfer über den Rhein geschickt, als Geschenk für ihre abgrundtief böse Seherin.
Veleda das Handwerk legen, wenn möglich.
Richtig geraten: Veleda ist besagte Priesterin.
Den Verbleib von Julius Civilis in Erfahrung bringen.
»Oh ihr Götter!« Selbst für meine leidvolle Geschichte ekelhafter Aufträge war diese letzte Aufgabe einfach unerhört.
Den Verbleib von Julius Civilis in Erfahrung bringen, seines Zeichens Stammesführer der Bataver, und seine künftige Kooperation innerhalb eines befriedeten Galliens und Germaniens sicherstellen.
Vespasian hatte bereits zwei Oberbefehlshaber in voller Purpurrüstung nebst neun bewährten Legionen ausgesandt, um Civilis zurückzugewinnen. Egal, was der Tagesanzeiger treuherzig von seiner Säule im Forum herab berichten mochte, jeder Versuch war gescheitert. Und jetzt schickte Vespasian mich los.
»Schlechte Nachrichten?« fragte Xanthus mit nervös bebender Stimme.
»Schlecht? Katastrophal!«
»Aber Sie fahren doch nach Germanien?« Das hatte ich vorgehabt, bis ich diese Liste der Unmöglichkeiten zu lesen bekam. Jetzt konnte mein Reiseziel nur noch in der entgegengesetzten Richtung liegen. »Ich beneide Sie, ehrlich!« schwärmte der Friseur mit der seinem Stand eigenen Taktlosigkeit. »Ich wollte immer schon mal was vom Imperium außerhalb Roms kennenlernen.«
»Unbequemlichkeit kannst du doch hier viel billiger haben. Versuch’s doch mal an einem heißen Nachmittag mit dem Circus Maximus. Oder mit einem schlechten Stück im Theatrum Pompeii. Kauf dir einen Becher Wein auf dem Forum. Meeresfrüchte tun’s auch. Oder versuch’s zur Abwechslung mit den Weibern. Oder wenn du dir unbedingt was Exotisches einfangen willst, dann schwimm im August eine Runde durch den Tiber … Xanthus, ich muß dringend nachdenken. Also halt gefälligst den Mund. Nein, hau besser gleich ab. Und wenn’s geht, komm mir nicht mehr unter die Augen mit deinem gräßlichen roten Schuhwerk!«
»Das wird nicht gehen«, erklärte er süffisant. »Ich komme morgen wieder und bringe Ihnen das Paket, das Sie nach Germanien mitnehmen sollen.«
Ich bedankte mich für die Warnung und beschloß, am nächsten Tag nicht daheim zu sein.
X
Ich hätte diese Mission ablehnen sollen. Und eigentlich hatte ich das auch vor.
Aber ich brauchte das Geld. Dringend. Das Honorar konnte sich sehen lassen – falls ich am Leben blieb und es einfordern konnte. Außerdem lag mir daran, aus Rom wegzukommen, bevor die Blicke, die Titus Cäsar mir neuerdings zuwarf, zu Schlimmerem führten. Vor allem aber konnte ich es ohne Helena einfach nicht mehr aushalten in meiner Bude.
Armut hätte ich verkraften können. Vielleicht hätte ich es sogar mit Titus aufgenommen. Aber die Sehnsucht nach Helena machte mich fertig. Ihretwegen blieb ich traurig in meinem elenden Loch an der Brunnenpromenade hocken und konnte mich nicht einmal dazu aufraffen, auf den Palatin zu stürmen, um mich beim Kaiser zu beklagen. Helena war auch der Grund dafür, daß ich dringend nach Germanien wollte. Ja, ich wollte dorthin, selbst wenn ich einen Winter in einer Provinz aushalten mußte, die durch eine kaum erstickte Rebellion jeden Hauch von Komfort verloren hatte und wo mich Aufgaben erwarteten, die riskant bis haarsträubend, ja, unmöglich waren.
Titus hatte ich gesagt, Helena Justina sei zu ihrem Bruder gefahren. Ich hatte ihm das erzählt, weil ich es für die Wahrheit hielt.
Trotzdem hatte ich Titus vielleicht ein klein wenig an der Nase herumgeführt. Helena hatte einen Bruder namens Älianus, der in Baetica die hohe Schule der Diplomatie erlernen sollte. Sie hatte einen zweiten mit Namen Justinus. Den kannte ich persönlich. Ich war ihm in einem Lager begegnet, in dem er als Militärtribun diente. Das Kastell hieß Argentoratum. Und Argentoratum liegt in Obergermanien.
Am nächsten Tag traf ich meine Vorbereitungen. Ein Palastsekretär, den ich mir für solche Fälle warmhielt, versprach mir Kopien von Protokollen über den Civilis-Aufstand. Außerdem beantragte ich einen
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