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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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nämlich aus dem Kreis der Hauptleute, die auch nach Erreichen der Pensionsgrenze aktiv bleiben wollen; mit anderen Worten, sie sind zu alt, zu pedantisch und zu langsam. Ich kann sie nicht leiden. Aus Prinzip nicht. Es war nämlich ein Präfekt, dessen Beschränktheit beim Aufstand der Briten den Ruf der Zweiten Augusta ruiniert hatte.
    In Moguntiacum hatten sie nur einen, der für das ganze Lager verantwortlich war. Und da die Vierzehnte weit mehr Erfahrung hatte als die Erste Legion, hatte sie auch den Präfekten gestellt.
    Er saß in einem Büro, dessen übertriebene Größe sicher seiner unterentwickelten Persönlichkeit schmeichelte. Als ich hereinkam, las er gerade in einer Schriftrolle und machte sich nebenher emsig Notizen. Er hatte sich sein Nest mit Absicht eher spartanisch eingerichtet. Sein Klappstuhl mit dem rostigen Eisenrahmen und der Kartentisch, an dem er saß, sahen aus, als hätten sie schon in Actium gedient. Es sollte so aussehen, als wäre dieser Mann lieber draußen im Feld aktiv. Meiner Ansicht nach gehörten solche Leute wie er im Lager angebunden und geknebelt – falls Rom seinen Ruf als Militärmacht nicht ganz verspielen wollte.
    »Sextus Juvenalis? Ich bin Didius Falco, der Kurier Vespasians.«
    »Ach ja, ich habe schon gehört, daß irgendein Wurm seinen Kopf aus einem Loch im Palatin gesteckt hat.« Er schrieb mit Federkiel. Typisch!
    Nachdem er die Feder vorsichtig, damit es nur ja keine Kleckse gab, auf das Tintenfaß gelegt hatte, nahm er mich ins Verhör: »Woher kommen Sie? Ausbildung, Werdegang?«
    Ich nahm nicht an, daß er an meinen Tanten in der Campania interessiert war, also übersprang ich ein paar Etappen meines bewegten Lebens. »Wehrdienst in einer unserer Provinzen abgeleistet, dann fünf Jahre Kundschafter.«
    »So? Und, noch in Uniform?« Das war der einzige gesellschaftliche Maßstab, den er kannte. Wahrscheinlich langweilte er alle Welt zu Tode mit seinen verbohrten Theorien von den traditionellen Werten und den gräßlichen alten Haudegen, deren Namen außer ihm schon niemand mehr kannte.
    »Nein, ich arbeite jetzt freiberuflich.«
    »Ich habe nichts übrig für Soldaten, die vorzeitig aus der Legion ausscheiden.«
    »Hatte ich auch nicht anders von Ihnen erwartet, Präfekt.«
    »War Ihnen das Heer nicht mehr gut genug?«
    »Ich hatte mir eine böse Speerwunde eingefangen.« Gar so schlimm war sie freilich nicht, aber: »Dadurch kam ich raus.«
    » Wo raus?« hakte er nach. Der Mann hätte Privatermittler werden sollen.
    »Aus Britannien«, gestand ich resigniert.
    »Ah, Britannien! Kennen wir, kennen wir!« Er fixierte mich mißtrauisch.
    Ich wappnete mich. Es gab kein Entrinnen. Wenn ich noch mehr Ausflüchte machte, würde er mit seinem Argwohn auch so draufkommen. »Dann kennen Sie ja sicher auch die Zweite Augusta.«
    Sextus Juvenalis rührte sich kaum, aber auf seinen Zügen malte sich die Verachtung so grell, als hätte ein Chamäleon eben die Hautfarbe gewechselt. »So, so, die Zweite! Na, ihr habt ziemlich viel Pech gehabt«, höhnte er.
    »Allerdings, das hatten wir – und zwar mit einem Präfekten namens Pönius Postumus!« Das war der Trottel gewesen, der den Befehl zum Angriff gegen die Icenier ignoriert hatte. Nicht einmal wir hatten je erfahren, warum. »Dieser Pönius Postumus hat uns, die Zweite, genauso verraten wie euch.«
    »Ich habe gehört, er hätte dafür bezahlt.« Schaudernd vor Neugier senkte Juvenalis die Stimme. »Es heißt, Postumus sei nach der Niederlage in sein Schwert gefallen. Ist er gefallen, oder wurde er gestoßen?«
    »Was meinen Sie?«
    »Wissen Sie’s?«
    »Ja.« Ich war schließlich dabei. Wie all meine Kameraden. Aber was in jener schrecklichen Nacht geschah, ist das Geheimnis der Zweiten Augusta.
    Juvenalis starrte mich an, als wäre ich der Wächter vor den Toren des Hades, der seine Fackel nach unten richtet. Aber er erholte sich rasch wieder. »Wenn Sie bei der Zweiten waren, dann sollten Sie sich hier in acht nehmen. Besonders«, setzte er drohend hinzu, »wenn Sie als Vespasians Spitzel kommen.« Ich machte keine Anstalten, das zu bestreiten. »Oder ist Ihr Freund, der Lackaffe, der Spitzel?«
    »Ah, Xanthus ist Ihnen also schon aufgefallen?« Ich lächelte leise vor mich hin. »Ich weiß wirklich nicht, was für eine Rolle er spielt. Und ich will es auch gar nicht wissen.«
    »Wo haben Sie ihn denn aufgegabelt?«
    »Er ist ein ungebetenes Geschenk von Titus Cäsar.«
    »Als Belohnung für geleistete Dienste?«

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