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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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würde ich deren Namen vermutlich in der Kaserne erfahren.

XXII
    Auf meiner Spurensuche stolperte ich irgendwann auch in den Hobbyraum des Legaten. Ein Blick genügte, und ich begriff, was Justinus gemeint hatte, als er Gracilis sportbesessen nannte: Diese Privatturnhalle war vollgestopft mit Gewichten, Hanteln, mit Bohnen gefüllten Säcken für Wurfspiele und all dem Brimborium, mit dem sich normalerweise Männer abgeben, die Angst davor haben, als schwächlich abgestempelt zu werden – wahrscheinlich, weil sie’s sind. An einer Wand hingen seine Speere und Jagdtrophäen. Ein trauriger Ägypter, dem es sicher besser gefallen hätte, einen König für seinen Einzug bei Osiris zu mumifizieren, saß mit untergeschlagenen Beinen an einem niedrigen Tisch und stopfte ein ziemlich kleines Reh aus. Mit Ägyptern zu reden ist reine Zeitverschwendung, und deshalb lasse ich es lieber gleich. Der Bursche hier konnte einen Bock präparieren, aber seine Philosophie über das Leben als immerwährenden Leidensstrom würde mir nicht helfen, seinen Herrn zu finden. Also nickte ich ihm bloß zu und ging meiner Wege.
    Endlich fand ich den Buchhalter, der mir eine endlose Liste düpierter Weinlieferanten, Kürschner, Buchmacher, Schreibwarenhändler und Importeure wohlriechender Essenzen vorlegte.
    »Beim Jupiter! Der Mann hält aber wirklich nichts davon, seine Rechnungen zu begleichen.«
    »Er ist nicht gerade geschäftstüchtig«, bestätigte der nachsichtige Schreiberling. Der Mann beherrschte sich vorbildlich. Er hatte geschwollene Augenlider und sah schrecklich müde aus.
    »Werfen denn die Güter des Legaten in der Heimat nichts ab?«
    »Aber ja doch! Nur sind sie leider fast alle mit Hypotheken belastet.«
    »Dann steckt er also in der Klemme?«
    »Das glaube ich nun wieder nicht.«
    Recht hatte er. Gracilis war Senator. Als solchem war es ihm vermutlich zur zweiten Natur geworden, am Rand des finanziellen Ruins entlangzubalancieren, daß er deswegen längst keine schlaflosen Nächte mehr hatte. Außerdem war sein Kredit durch die Heirat mit Mänia Priscilla bestimmt wieder gestiegen. Vor seinem nicht zu unterschätzenden politischen Prestige würde jeder kleine Kaufmann in der Provinz erst einmal kuschen. Und mit ein paar geschickten, wenn auch vielleicht nicht ganz einwandfreien Transaktionen würde Gracilis sich bald wieder aus seinen momentanen Finanznöten befreien.
    »Demnach haben Sie also keine Ahnung, warum Ihr Herr verschwunden sein könnte?«
    »Mir ist nichts bekannt, nein.«
    »Hat er Ihnen denn keine Anweisungen hinterlassen?«
    »Er plant nie sehr weit im voraus. Ich dachte, er sei für ein paar Tage auf Geschäftsreise. Weil doch auch sein Page fort ist.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Na, seine Freundin jammert schließlich laut genug vor Sehnsucht.«
    »Sie arbeitet auch hier im Haus?«
    »Nein, sie ist Kellnerin in der Medusa, eine Kneipe an der Principia Dextra.«
    Bevor ich ging, kritzelte ich noch die Namen der Gläubiger und den der Kellnerin auf mein Notiztäfelchen. Das Wachs war schon ganz hart geworden, solange hatte ich nicht mehr darauf geschrieben; höchste Zeit also, daß ich wieder richtig an die Arbeit ging.
    »Eine Frage noch: Ist Ihr Herr ein Frauenheld?«
    »Darauf erwarten Sie doch wohl keine Antwort von mir!«
    »Ach, nun drücken Sie mal ein Auge zu!«
    »Ich bin nur für die Buchführung zuständig.«
    »Meine Frage betrifft womöglich genau Ihr Ressort! Gracilis könnte doch zum Beispiel deswegen so schlecht bei Kasse sein, weil er sich kostspielige Mätressen hält …«
    Ich tat ihm den Gefallen und schlug als erster die Augen nieder. Wir wußten beide, daß ich andere Quellen finden konnte, die bereitwillig schlüpfrige Geschichten aussprudeln würden.
    Beschwingt verließ ich die Residenz. Einer Spur zu folgen ist gut für meinen Optimismus.
    Leider machte ich dann den Fehler, noch einmal mein Glück bei den überheblichen Chargen von der Vierzehnten Gemina zu versuchen.
     
    Die traditionelle republikanische Legion war immer ohne Lagerpräfekten ausgekommen. Und hier wie in vielen anderen Punkten denke ich, die alten Republikaner wußten, was sie taten. Heutzutage haben diese Präfekten einen übermäßigen Einfluß. Jede Legion ernennt einen und überträgt ihm weitreichende Verantwortung für Organisation, Drill und Ausrüstung der Truppe. In Abwesenheit von Legat und Erstem Tribun führt der Präfekt das Kommando, und dann wird’s gefährlich. Die Präfekten rekrutieren sich

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