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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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auch keine Pläne für die unmittelbare Zukunft?«
    »Alles, was ich Ihnen dazu sagen kann, ist, daß der Legat mit Problemen rechnete. Und im übrigen«, erklärte sie in einem Ton, der durchklingen ließ, für einen Profi hätte ich doch nun schon genug Informationen, um aktiv zu werden, »im übrigen kümmert Florius Gracilis sich mit großem Engagement um alles, was die Legion betrifft, angefangen von der Qualität der Kornvorräte bis hin zu den Lizenzen für das Eßgeschirr der Soldaten!«
    Ich stutzte. »Nach den Wirren des Bürgerkrieges sind sicher sehr viele Lieferverträge neu ausgehandelt worden?«
    »Ja, gewiß. Und wie gesagt, Gracilis kümmert sich auch um diese Kleinigkeiten gern persönlich.« Was ich mir lebhaft vorstellen konnte!
    »Wie stehen denn die Lieferanten zu ihm?«
    »Das können Sie sich ja wohl denken!« versetzte Julia Fortunata scharf. »Die Erfolgreichen rühmen seinen Sachverstand, und die, die ihren Vertrag verloren haben, intrigieren gegen ihn.«
    Wie immer, wenn ich eine Spur wittere, spürte ich ein Prickeln im Nacken. Ich fragte mich, ob der Legat für einen lukrativen Liefervertrag wohl auch schon mal mehr bekam als lobenswerte Dankesworte – oder ob die Verlierer an der Korrektheit seines Geschäftsgebarens zweifelten … Natürlich mußte ich meinen Verdacht sehr behutsam umschreiben: »Gab es in letzter Zeit vielleicht Probleme mit Vertragsabschlüssen, die eventuell mit dem Verschwinden des Legaten zu tun haben könnten?«
    »Nein.« Ich denke, sie hat gewußt, wovon sie sprach. »Er hat nichts dergleichen auch nur angedeutet.«
    Ich hatte das Gefühl, Julias Sorge um Gracilis ginge viel tiefer, als ihre gelassenen Worte erkennen ließen. Aber sie war wohl zu stolz – sowohl um ihret- wie um seinetwillen –, als daß sie ihre kühle Selbstbeherrschung aufgegeben hätte.
    Ich ließ ihr das letzte Wort. Sie versprach, sich zu melden, falls ihr noch etwas einfallen sollte, das uns weiterhelfen mochte. So, wie ich sie einschätzte, würde sie nicht aufhören, über das Schicksal ihres Geliebten nachzugrübeln, bis sie die Antwort gefunden hatte.
    Hoffentlich würde es nicht die sein, vor der sie sich fürchtete. Ihn würde ich wahrscheinlich verachten, aber sie mochte ich.
     
    Auf dem Rückweg nach Moguntiacum fragte Justinus: »Was haben Sie für einen Eindruck?«
    »Eine charakterstarke Frau, die einem Schwächling die Stange hält. Das Übliche, wie Ihre sarkastische Schwester sagen würde.«
    Er überging meine Anspielung auf Helena. »Hat uns dieses Gespräch irgendwas gebracht?«
    »Das wird sich zeigen. Ich wette, Gracilis’ Verschwinden hängt mit Civilis zusammen.«
    »Meinen Sie?«
    »Na ja, entweder das, oder Seine Hochwohlgeboren hat sich auf unsaubere Geschäfte eingelassen, sei’s ein Futterschwindel für die Reiterei oder irgendeine Mauschelei mit den Geschirrlieferanten. Im Interesse des Nationalstolzes würde ich es vorziehen, ihn in Geiselhaft eines gefährlichen Aufrührers zu wissen, als zu erfahren, daß der Trottel sich einen von diesen roten Frühstückspötten hat über den Kopf hauen lassen!«
    Camillus Justinus lächelte verständnisvoll. Dann sagte er nachdenklich: »Ich glaube, mir wäre der Pott lieber!«

XXVI
    Justinus befehligte die Nachtwache, und so galoppierten wir denn eilig zur Festung zurück, als die Dämmerung hereinbrach. Kurz vor dem Tor bat ich ihn, mein Pferd mitzunehmen, weil ich noch eine Runde drehen und mich ein wenig mit dem Schauplatz vertraut machen wollte. Das kann ich nun mal besser auf Schusters Rappen.
    Nachdem wir uns getrennt hatten, ging ich also auf Entdeckungsreise. Das Kastell erhob sich ein ganzes Stück hinter den geschäftigen Uferkais, die ich deshalb links liegenließ. Die Zivilisten wohnten hauptsächlich im Schutz der Festung, wo ein gut funktionierender Aquädukt die Siedlung mit Wasser versorgte. Auf der anderen Seite standen, in einiger Entfernung zum Militärstützpunkt, eine Zollstelle und die Jupitersäule, die hier in der fernen Provinz ein Lippenbekenntnis zum Palatin bedeutete. Da die Inschriften in der Regel peinlich gedrechselte Worthülsen waren, legte ich mir meine eigene Version zurecht: Lang lebe Nero, der Gefährte der olympischen Götter. Dafür beten die Bürger unserer Stadt (in der inständigen Hoffnung, daß Nero uns dafür ein Theater baut). Offenbar war das Timing schlecht gewesen, denn ich konnte nirgends ein Theater entdecken.
    Von seiner leichten Anhöhe aus bot das Kastell einen

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