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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Vorkommnisse, die mir während meines Aufenthalts auffallen, zu untersuchen. Sie haben ganz recht: Ich wäre dankbar für jeden Hinweis auf Gracilis’ Verbleib. Bitte sprechen Sie ganz offen.«
    Sie antwortete nicht gleich, sondern musterte mich erst einmal unverhohlen. Ich ließ die Musterung ruhig über mich ergehen, und als sie sich ein Urteil gebildet hatte, hieß sie uns mit einer Handbewegung, ebenfalls Platz zu nehmen.
    Offenbar hatte sie sich schon zurechtgelegt, was sie sagen wollte; jedenfalls sprach sie präzise und ohne Stocken. Gracilis war tatsächlich verschwunden. Seine Freundin Julia machte sich große Sorgen. Sie hatte mich sprechen wollen, weil sie fand, daß entweder »andere Elemente« die Sache zu leicht nähmen oder mehr wußten, als sie zugeben wollten, und etwas vertuschten. Es war unvorstellbar, daß Gracilis einfach verreiste, ohne Julia vorher Bescheid zu sagen.
    »Bespricht er auch militärische Belange mit Ihnen?«
    »Natürlich nur, soweit sie nicht der Geheimhaltung unterliegen.«
    »Natürlich«, wiederholte ich. Justinus neben mir hatte Mühe, sich seine Mißbilligung nicht anmerken zu lassen. »Sagen Sie, gnädige Frau, hatte er vielleicht Sorgen in letzter Zeit?«
    »Gracilis ist unheimlich gewissenhaft. Er regt sich über die geringste Unregelmäßigkeit auf.« Aha, mit anderen Worten: ein Choleriker, wie? Ein Vorgesetzter, der seine Untergebenen schurigelte und seiner Frau auf die Nerven ging. Seine Geliebte hatte dagegen in zehn Jahren vermutlich gelernt, das zu ignorieren. Vielleicht, dachte ich, war das ja von Anfang an Julia Fortunatas Rolle in seinem Leben: ihn zu beruhigen und ihm den Rücken zu stärken.
    »Und worüber war er besorgt? Können Sie mir ein Beispiel geben?«
    »Sie meinen, seit wir in Germanien sind? Zunächst einmal die politische Situation ganz allgemein. Er fürchtete, Petilius Cerialis sei vorschnell nach Britannien versetzt worden und der Aufstand hier noch längst nicht vollständig niedergeschlagen. Gracilis hatte vielmehr das Gefühl, bei den Stämmen gäre es weiter.« Diese Frau sprach über Politik wie ein Mann. Ob Gracilis selbst seine Sorgen so flüssig formulieren konnte oder ob er es vielleicht seiner Mätresse überließ, seine Gedanken in Worte zu fassen? Als sie freilich beschrieb, wie er, als Kommandeur vor Ort, die Lage einschätzte, da bekam ich doch zum ersten Mal Achtung vor der Autorität dieses Mannes. Doch natürlich hatte er in ihr auch eine glänzende Fürsprecherin.
    »Und wie war seine Beziehung zur Truppe?«
    »Nun, er wußte natürlich, daß die Vierzehnte Legion einen großen Erfahrungsvorsprung besaß und daher ihre Kameraden von der Ersten sehr stark mitziehen mußte.« Mit anmutiger Geste entschuldigte sie sich bei Justinus für diese Herabsetzung der Ersten; ihre Feinfühligkeit überraschte uns nicht. Justinus lächelte kläglich zurück.
    »Fällt Ihnen sonst noch etwas ein? Hatte er vielleicht Geldsorgen?«
    »Nicht übermäßig.«
    »Oder Probleme mit seiner Frau?«
    »Ach, ich denke, mit der wird er schon fertig!« Wieder erlaubte sie sich einen Anflug von Bitterkeit und einen leicht verächtlichen Ton, hatte sich freilich gut in der Gewalt. Julia Fortunata wußte, daß sie die Stärkere war.
    »Und andere Frauen?« fragte ich obenhin. Ihr Schweigen war Tadel genug. »Also, was hat ihn am meisten beschäftigt? Die Situation unter den aufrührerischen Stämmen?«
    »Er hatte die Theorie, daß Häuptling Civilis sich nicht mit der Niederlage abfinden, sondern versuchen würde, wieder eine Gefolgschaft um sich zu scharen.«
    »Und hatte er Beweise dafür?«
    »Nichts Konkretes, nein.«
    Ich lächelte. »Hatte er sich entschlossen, etwas gegen Civilis zu unternehmen?«
    »Er würde gern zu Ende führen, was Petilius Cerialis versäumt hat. Schließlich ist Gracilis ehrgeizig. Gelingt es ihm, Civilis das Handwerk zu legen, dann würde das sein Prestige in Rom erhöhen und ihm den Kaiser zu Dank verpflichten. Aber soviel ich weiß, hatte er keine konkreten Anhaltspunkte.«
    Für einen Kurier, der Prestigezuwachs und kaiserlichen Dank ebenfalls bitter nötig hatte, klang das natürlich sehr beruhigend! »Hat der Legat sich in dem Zusammenhang auch für Veleda interessiert?«
    »Er hat nie von ihr gesprochen.« Das klang verdächtig nach Loyalität. In Wahrheit faszinierte die berühmte Seherin den Legaten wahrscheinlich ebenso sehr wie jeden anderen Mann.
    »Demnach hatte er also noch nichts unternommen und Ihres Wissens

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