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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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bitter. »Ja, freilich – aber diese Gemeinschaft ist zwölftausend Mann stark! Und der Legat hat seine ganze Legion brüskiert, ganz zu schweigen von seiner rachsüchtigen Frau, einer Mätresse, die sich in alles einmischt, zahlreichen Gläubigern, und Angehörigen der hiesigen Zivilbevölkerung.«
    »Wen meinst du damit?« fragte Helena.
    »Nun, zum einen hat er versucht, den Rebellen aufzuspüren, hinter dem ich her bin.« Sie erkundigte sich nicht näher nach Civilis. Justinus hatte ihr anscheinend gestern abend alles Nötige erzählt. »Und dann war er offenbar noch in einen Streit um Militärlizenzen verwickelt.«
    »Oh, sowas kann natürlich leicht ins Auge gehen, wenn man sich nicht auskennt. Um was für Lizenzen geht’s denn?« fragte sie neugierig.
    »So genau weiß ich das auch noch nicht. Das heißt – unter anderem um Töpferwaren.«
    »Wie bitte?«
    »Ja – wahrscheinlich dieses rote Steingutgeschirr.«
    »Für die Armee? Ist denn damit viel zu verdienen?«
    »Sicher! Denk doch mal nach: Sechstausend Mann in jeder Legion brauchen Schüssel und Becher. Dazu kommen dann noch Kochtöpfe und Servierschüsseln für jedes Zehner-Zelt. Des weiteren feines Tafelgeschirr für die Zenturionen und Offiziere und dann noch all der Edelnippes für den fürstlichen Haushalt des Statthalters. Und die Legionen sind nicht kleinlich. Für die Armee ist das Beste gerade gut genug. Samnisches Tafelgeschirr ist zwar relativ haltbar, aber wenn man es zu hart anfaßt, geht es natürlich schon kaputt; also gibt es dauernd Nachbestellungen.«
    »Aber muß man das Geschirr denn aus der Heimat oder Gallien holen?«
    »Nein. Wie ich höre, gibt es auch hier vor Ort Töpfereien.«
    Sie tat so, als wolle sie das Thema wechseln. »Hast du eigentlich schon eine Kompottschale für deine Mutter gefunden?«
    »War es das, was sie sich gewünscht hat? Eine Kompottschale?« fragte ich scheinbar ahnungslos.
    »Oh Marcus! Du hast keine gekauft!«
    »Erraten.«
    »Ich wette, du hast nicht mal danach gesucht.«
    »Oh doch, gesucht habe ich, und wie. Aber es war alles zu teuer. Mama hätte nie gewollt, daß ich soviel Geld ausgebe.«
    »Marcus, du bist furchtbar! Wenn es hier Töpfereien gibt«, meinte Helena entschlossen, »dann wirst du mich hinbringen, damit ich ihr eine kaufen kann. Und während ich das Geschenk für deine Mutter aussuche, kannst du dich nach Spuren umschauen.«
     
    Helena Justina vergeudete keine Zeit. Mir selbst überlassen, hätte ich leicht noch eine halbe Woche damit verplempern können, ihrem Bruder bei seinen Untersuchungen im Fall des getöteten Soldaten zu helfen. So aber mußte Justinus allein zurechtkommen. Ich konsultierte ihn allerdings kurz in einem anderen Fall und bat ihn, den Hausierer suchen und einsperren zu lassen.
    »Was hat der Mann verbrochen?«
    »Das lassen Sie im Haftbefehl erst mal lieber offen. Ich will den Kerl nur in Reichweite haben. Außerdem geht’s um das, was er tun wird. «
    Unterdessen hatte Helena sich erkundigt, wo es in Moguntiacum die besten Keramikwaren gab, und kaum, daß ich mein Frühstück heruntergeschlungen hatte, trabte ich auch schon brav als Eskorte neben ihrem Tragesessel her zur Festung hinaus. So ganz ungelegen kam mir der Ausflug freilich nicht, denn ich mußte Justinus noch beibringen, daß meine Nichte seinen Weinkrater zerbrochen hatte. Bis jetzt war mir keine plausible Erklärung für das Desaster eingefallen.
    Helena und ich hatten das Kastell am späteren Vormittag verlassen. Draußen herbstelte es bereits sehr: Obwohl die Sonne schon vor etlichen Stunden aufgegangen war, schimmerte das Gras am Wegrand immer noch feucht, und es ging ein frischer Wind. Die Baumkronen hingen voller Spinnweben, und wann immer mein Pferd unter einen tiefhängenden Ast geriet, mußte ich mir die Augen reiben. Helena lugte lachend aus ihrem Tragesessel, mußte sich aber zur Strafe gleich darauf selbst ein paar Fäden aus den Wimpern zupfen. Nun ja, das war ein guter Vorwand, um anzuhalten und ihr behilflich zu sein.
    Die Töpferwerkstätten von Moguntiacum waren sehr bescheiden im Vergleich mit dem Gewerbehof, den Xanthus und ich in Lugdunum besucht hatten. Aber man merkte doch, daß die germanischen Handwerker sich zum Wettstreit gegen ihre Rivalen in Gallien rüsteten. Deren Position war freilich durch die Unterstützung der Originalfabrik in Arretinum gefestigt. Die hiesigen Töpfer konnten sich auf keine Mutterfirma berufen. Das Geschirr in ihren Auslagen war von

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