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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Verrückte, die überzeugt war, Nero sei ihr Vater (daß ich das beweisen sollte, brachte mich darauf, daß die Ärmste plemplem war); und ein Rattenfänger. Er war der interessanteste Kunde, aber er brauchte ausgerechnet einen Staatsbürgerschaftsnachweis. Das hätte zwar nur einen leichten Arbeitstag im Büro des Zensors bedeutet, aber selbst für faszinierende Persönlichkeiten wollte ich mich auf keine Fälschung einlassen.
    Petronius Longus schickte mir eine Frau, die wissen wollte, ob ihr Mann, der vorher schon einmal verheiratet gewesen war, womöglich aus erster Ehe Kinder habe, die er ihr verschwieg. Ich konnte ihr mitteilen, daß im Geburtenregister keine eingetragen waren, stieß aber in den Unterlagen auf eine weitere Ehefrau, von der der Mann meiner Klientin nie offiziell geschieden worden war. Diese Frau lebte inzwischen glücklich mit einem Geflügelkoch (›glücklich‹ meine ich hier im landläufigen Sinn; in Wirklichkeit war sie vermutlich genauso vom Leben enttäuscht wie alle anderen). Ich beschloß, meiner Klientin nicht die Augen zu öffnen. Ein guter Privatermittler beantwortet genau die Fragen, die man ihm gestellt hat – und verschwindet dann diskret von der Bildfläche.
    Petros Fall brachte immerhin soviel ein, daß wir uns eine Seebarbe zum Abendessen leisten konnten. Vom restlichen Geld kaufte ich Rosen für Helena, in der Hoffnung, dadurch als aussichtsreichster Kandidat dazustehen. Es wäre ein schöner Abend geworden, hätte sie mir nicht gerade bei der Gelegenheit eröffnet, daß ihr anscheinend selbst vielversprechende Aussichten winkten: Titus hatte sie in den Palast eingeladen, mit ihren Eltern, aber ohne mich.
    »Laß mich raten – ein romantisches Diner, das im staatlichen Haushaltsplan nicht verbucht wird? Wann soll’s denn stattfinden?«
    Ich spürte ihr Zögern. »Am Donnerstag.«
    »Und hast du vor hinzugehen?«
    »Ich möchte eigentlich nicht.«
    Ihr Gesicht wirkte angespannt. Falls ihre stinkvornehme Familie je Wind bekam von einer möglichen Verbindung zwischen ihrer Tochter und dem Star des Kaiserhofes, dann würde Helena unter schier unerträglichen Druck geraten. Daß sie zu Hause ausgezogen war, solange ihre Eltern keine anderen Pläne mit ihr hatten, war eine Sache. Ihr Vater hatte mir ja offen gesagt, daß er sie, die schon eine gescheiterte Ehe hinter sich hatte, nicht zu einer zweiten Heirat drängen wolle. Camillus Verus war eine Ausnahmeerscheinung: ein zartbesaiteter, gewissenhafter und rührender Vater. Bestimmt gab es trotzdem Ärger daheim, nachdem Helena durchgebrannt war. Sie hatte zwar das meiste von mir ferngehalten, aber ich habe schließlich kein Brett vor dem Kopf. Ihre Familie wollte sie zurückhaben, bevor ganz Rom erfuhr, daß sie sich mit einem armen Schlucker von Privatermittler eingelassen hatte, und bevor die Satiriker diesen Skandal zu ebenso schlüpfrigen wie verkaufsträchtigen Oden verarbeiteten.
    »Marcus, oh Marcus, ich möchte gerade diesen Abend mit dir verbringen …« Helena schien durcheinander. Ihrer Meinung nach hätte ich offenbar ein Machtwort sprechen sollen, aber gegen diesen Rivalen konnte ich nichts unternehmen; den Korb mußte sie Titus schon selbst geben.
    »Schau mich nicht so an, Liebste. Ohne Einladung gehe ich nirgends hin.«
    »Das ist ja ganz was Neues!« Ich hasse ironische Frauen. »Marcus, ich werde Papa sagen, daß ich schon ein Rendezvous habe, das ich unmöglich absagen kann – mit dir.«
    Für mich war das ein reines Ausweichmanöver. »Bedaure«, sagte ich kurz angebunden. »Aber ich muß am Donnerstag nach Veii. Einer von den Mitgiftjägern hat mich beauftragt, für ihn eine Witwe zu überprüfen.«
    »Kannst du das nicht verschieben?«
    »Wir brauchen das Geld. Nutze du nur deine Chance!« höhnte ich. »Geh in den Palast und amüsier dich. Titus Cäsar ist der harmlose Sprößling einer langweiligen Bauernfamilie. Du wirst schon mit ihm fertig, mein Schatz – vorausgesetzt, daß du das auch willst!«
    Helena wurde noch bleicher. »Marcus, bitte, bleib hier bei mir!« Etwas in ihrem Ton machte mich stutzig. Aber inzwischen hatte ich mich schon so ins Selbstmitleid hineingesteigert, daß ich nicht mehr zurückkonnte. »Mir liegt sehr viel daran«, warnte Helena, und es klang gefährlich ernst. »Ich werd’s dir nie verzeihen, wenn …«
    Das gab den Ausschlag. Die Drohungen einer Frau bringen das Schlimmste in mir zum Vorschein. Ich fuhr nach Veii.
    Veii war eine Sackgasse. Irgendwie hatte ich mir sowas

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