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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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alle sehr hart werden. Aber Rom hatte sich noch nie mit Sentimentalitäten abgegeben.
    »Sind Ihre Preise denn konkurrenzfähig?«
    Er sah mich mißbilligend an. »Für eine Offerte an die Legionen sind unsere Preise goldrichtig! Außerdem fallen bei uns ja keine Transportkosten an. Ich glaube nie und nimmer, daß Lugdunum unser Angebot unterbieten kann.«
    »Es sei denn durch Betrug! War Gracilis bei Ihren Verhandlungen verständnisvoll?«
    »Er hat uns nie direkt geantwortet. Ich habe den Eindruck, daß unsere Appelle den Mann völlig kalt ließen.«
    Ich runzelte die Stirn. »Wär’s möglich, daß man ihn geschmiert hat?«
    Mordanticus zuckte die Achseln. Er war einer jener übervorsichtigen Geschäftsleute, die grundsätzlich keine Kritik an jemandem üben, mit dem sie vielleicht später einmal zusammenarbeiten müssen. Meiner Meinung nach würde er mit diesem diplomatischen Kurs nicht weiterkommen. »Machen Sie sich doch nichts vor, Mordanticus!« drängte ich. »Florius Gracilis ist dieses Frühjahr bestimmt auf demselben Weg durch Gallien gereist wie ich jetzt. Er hat eine junge Frau, die sich wahrscheinlich ein neues Tafelservice gewünscht und ihn zu den Werkstätten von Lugdunum geschleift hat. Ihre Konkurrenten konnten ihn dort bestechen, noch bevor er seinen Dienst angetreten hat. Und das wissen Sie auch, nicht wahr? Die mächtigen Fabrikherren in Lugdunum haben den Legaten in der Tasche.«
    Ohne mir direkt zu antworten, erklärte Mordanticus: »Die hiesigen Töpfer wollten einen letzten Versuch machen, um das Problem zu klären. Wir haben Bruccius zu unserem Sprecher gewählt und ihn nach Lugdunum geschickt, wo er einen Kompromiß aushandeln sollte. Mit ein bißchen gutem Willen reicht das Geschäft für uns alle. Diese Schurken in Lugdunum sind einfach gierig. Dabei machen sie wirklich glänzende Umsätze mit den Legionsaufträgen aus Britannien und Spanien. Und von ihren südlichen Häfen aus beliefern sie den ganzen ligurischen Golf mitsamt der Balearenküste.« Er sprach wie einer, der sich gründlich mit den verschiedenen Absatzmärkten beschäftigt hat. »Daß wir hier so bequem vor Ort waren, hat die aus Lugdunum schon immer gefuchst. Und nach dem Aufstand sahen sie dann ihre Chance, uns dazwischenzufunken.«
    »Wir müssen wohl annehmen, daß Bruccius und sein Neffe dort ihr Möglichstes versucht, aber nichts erreicht haben. Ich hatte schon auf dem Markt das Gefühl, daß es jeden Moment zu einer Schlägerei kommen könnte, aber als ich Ihre Freunde dann am Abend ihres Todes in einem Lokal beim Abendessen sah, waren sie noch unverletzt. Offenbar hatten sie die Hoffnung aufgegeben, sich mit dem Pack in Lugdunum verständigen zu können, und waren mit der schlechten Nachricht unterwegs nach Hause. Aber daß man sie dann ermordet hat«, setzte ich nachdenklich hinzu, »kann nur bedeuten, daß noch nicht endgültig geklärt ist, wer die Lizenz bekommt.«
    »Wie kommst du darauf?« fragte Helena.
    »Nun, warum sollten die Lugdunenser die beiden Unterhändler umbringen, wenn sie das Abkommen sicher in der Tasche gehabt hätten? Ich nehme an, die gallischen Töpfer fürchteten Bruccius und seine Überredungskunst. Mit den Rheinlegionen praktisch vor der Haustür und dem zuständigen Legaten ständig in Reichweite, konnte ein Konkurrent wie Bruccius ihnen ernsthaft gefährlich werden. Und darum haben sie ihn aus dem Weg geräumt. Die Mörder folgten ihm und seinem Neffen weit genug von Lugdunum fort, und dann töteten sie die beiden an einer Stelle, wo sie wahrscheinlich kein Mensch je gefunden hätte.«
    »Aber warum?« fragte der Töpfer ratlos. »Was nützt es, zwei umzubringen, wenn noch so viele von uns übrig sind?«
    »Aus dem ältesten Motiv der Welt, mein lieber Mordanticus! Wer zwei aus einem Verband tötet – oder besser noch, sie einfach verschwinden läßt –, der jagt den übrigen Angst ein.«
    »Uns nicht!« erklärte Mordanticus entschlossen. »Wir werden niemals aufgeben, und genausowenig die Lugdunenser ungeschoren davonkommen lassen!«
    »Sie sind ein willensstarker Mann, aber ich muß Sie warnen: Andere werden nicht so denken. Sie dürfen nicht vergessen, daß viele Ihrer Kollegen Frauen haben, die nicht gern Witwen werden wollen. Und was wird aus den kinderreichen Familien, wenn sie ihren Ernährer verlieren? Und was wird aus jenen Töpfern, die einfach mehr vom Leben haben wollen als einen ewigen Wirtschaftskrieg, den sie vielleicht nie gewinnen?«
    »Aber das ist

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