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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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mindestens drei Stunden vergangen waren, seit ich sie zuletzt in den Armen gehalten hatte, war ich es auch.
    »Ich werde dich wohl zu einer Kahnpartie mit Picknick auf dem Rhein einladen müssen«, flüsterte ich ihr zu.
    »Juno! Ist das nicht zu gefährlich?«
    »Zugegeben, für eine beschauliche Bootsfahrt im Herbst ist Germanien nicht gerade der rechte Ort.«
    »Aber du wirst dich flußabwärts wagen, oder?« fragte sie mit so betont ruhiger Stimme, daß ich die Angst dahinter spürte.
    »Ich werd’s wohl müssen, Liebste.« Sie war krank vor Sorge. Und das wiederum machte mich krank.
    Ich hatte Helena in eine mißliche Lage gebracht. Sie versuchte nie, mir einen Auftrag auszureden; schon deshalb nicht, weil auch ihr viel daran lag, daß ich genug Geld zusammenbekam, um mich in den Mittelstand einzukaufen. Denn nur so würden wir heiraten können, ohne daß es einen Skandal gab. Dafür aber brauchte ich vierhunderttausend Sesterzen – für einen windigen Habenichts vom Aventin eine ungeheure Summe. Ein Vermögen, wie ich es nur mit illegalen Geschäften (für die ich mich natürlich niemals hergeben würde) oder mit gefährlichen Aufträgen verdienen konnte.
    »Immerhin ist es schon mal ein Lichtblick«, meinte sie fröhlich, »daß du in politischer Mission hergekommen und gleich in einen handfesten Töpferkrieg reingeschlittert bist.«
    »So sieht’s aus, ja.«
    Helena lachte. »Wenn du so lammfromm ja sagst, dann denkst du in der Regel das Gegenteil.«
    »Stimmt. Ich halte das Konkurrenzgerangel der Töpfer für ein Randproblem.« Trotzdem würde ich den Töpfern helfen, wenn sich das irgendwie bewerkstelligen ließ. »Diese Handwerker hatten mit dem üblichen Behördenkram zu kämpfen. Irgendein Idiot, der es bei seinem Verdienst aus unseren Steuergeldern eigentlich besser wissen sollte, hat die Ausschreibung vermasselt. Das passiert immer wieder. Mein Pech ist bloß, daß sich Florius Gracilis jetzt eingemischt hat und sich obendrein mit Civilis arrangieren will, obwohl Vespasian das doch mir aufgetragen hat.«
    Wenn ich mich aber schon in ein Gefahrengebiet wagte, dann sollte mir dort gefälligst kein Hanswurst von Senator in die Quere kommen, der nicht mal mit einem simplen Vertrag für Küchengeschirr fertigwerden konnte. Nun sah es leider so aus, als würde Gracilis den Unruheherd vor mir erreichen und Zeit haben, mit seinen tolpatschigen Annäherungsversuchen die prekäre Stimmung unter den Stämmen vollends aus dem Gleichgewicht zu bringen.
    »Hast du eigentlich auch mal Glück, Falco?«
    »Nur an dem Tag, als ich dich traf.«
    Darauf ging sie nicht ein. »Du hast vorhin von Civilis gesprochen. Wie willst du den denn finden?«
    »Das wird sich schon irgendwie ergeben.«
    »Und was ist mit der Seherin?«
    »Veleda?« Ich grinste. »Von der hat dir Justinus wohl auch erzählt, was?«
    »Klingt wie ’ne Neuauflage von der Geschichte mit der Witwe aus Veii«, maulte Helena spöttisch.
    »Wenn’s weiter nichts ist – mit der werde ich schon fertig.«
    Helena Justina schimpfte mich einen Schwerenöter und Gigolo; ich nannte sie eine zynische Hexe ohne jede Treue und Loyalität; sie schlug mich mit dem perlenbewehrten Zipfel ihrer Stola; ich drängte sie gegen die Säulenplinthe und küßte sie so lange und ausgiebig, bis sie mehr oder minder schwachgeworden und ich in höchstem Grade erregt war.
    »Ich frage lieber nicht«, sagte sie, als ich sie widerstrebend freigab, bevor unser mondänes römisches Treiben öffentliches Ärgernis erregte, »wie du das Schicksal des Legaten von Vetera ausforschen willst. Er soll irgendwo auf der anderen Seite des Flusses verschwunden sein, habe ich gehört.«
    »Er wurde besagter Veleda als Freundschaftsgabe übersandt.«
    Helena schauderte. »Das heißt, du mußt auf jeden Fall nach Germania Libera?«
    »Wenn du nicht willst, daß ich gehe, dann bleibe ich.«
    Ihre ernste Miene verdüsterte sich noch mehr. »Sag das nicht – sag sowas nie wieder –, es sei denn, du meinst es wirklich ehrlich, Marcus.«
    Helena verlangte von mir immer absolute Aufrichtigkeit. »Na schön, ich verspreche dir, nicht zu gehen, wenn ich das Rätsel auf irgendeine andere Weise lösen kann.«
    »Oh, du wirst gehen«, antwortete sie. »Du wirst gehen, das Rätsel lösen und damit wenigstens der Familie dieses armen Mannes einen kleinen Trost spenden. Und darum darf ich nicht einmal versuchen, dir die Reise auszureden.«
    Die Familie von Munius Lupercus war mir völlig schnuppe. Der Kerl

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