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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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ungeheuerlich!« empörte sich Helena. »Rom dürfte sich nicht einmal dem Verdacht aussetzen, solche Geschäftsmethoden zu sanktionieren. Und der Legat sollte einen Boykott über Lugdunum verhängen und jede verfügbare Lizenz an Moguntiacum vergeben!«
    Unwillkürlich lächelte ich über ihr leidenschaftliches Plädoyer. »Nach allem, was ich über Florius Gracilis gehört habe, dürfen wir auf seine Moral wohl nicht bauen. Außerdem weiß ich, daß er dringend Geld braucht.«
    »Willst du damit sagen, er läßt sich bestechen?« Helenas Eltern hatten versucht, ihr ein behütetes Leben zu schenken, und das war ihnen zum Teil auch gelungen. Aber seit sie mich kannte, hatte sie genug gesehen, um sich über nichts mehr zu wundern. »Ist Gracilis korrupt , Falco?«
    »Das wäre ein schwerwiegender Vorwurf. So weit will ich nicht gehen.« Jedenfalls jetzt noch nicht. Ich wandte mich wieder dem Töpfer zu. »Julius Mordanticus, ich arbeite für den Kaiser. Ihre Probleme gehen mich zwar nicht direkt an, könnten sich aber mit meinem Auftrag überschneiden.«
    »Und wie lautet Ihr Auftrag?« fragte er gespannt.
    Ich sah keinen Grund, hinterm Berg zu halten. »Vor allen Dingen soll ich mit Civilis Verbindung aufnehmen. Im Augenblick weiß zwar niemand, wo er steckt, aber ich glaube, der Legat sucht nach ihm. Es könnte allerdings auch sein, daß Gracilis der bruktischen Seherin Veleda auf der Spur ist.«
    »Wenn er sich rüber aufs andere Rheinufer gewagt hätte, wäre er ein Narr!« Mordanticus sah mich an, als wäre schon der Gedanke daran irrsinnig.
    »Sagen Sie das lieber nicht. Vielleicht muß ich selbst bald nach drüben.«
    »Na, dann machen Sie sich auf einiges gefaßt! Aber für Gracilis wäre es bestimmt das Todesurteil.«
    »Vielleicht reist er ja inkognito.«
    »Ein römischer Offizier wird früher oder später unweigerlich entdeckt. Hat sein Ausflug was mit den Lizenzen zu tun?« fragte Mordanticus, in Gedanken schon wieder bei seinem eigenen, drängenden Problem.
    »Nein, dabei geht es um politischen Lorbeer für Florius Gracilis. Aber ich denke, Sie und ich, wir haben ein gemeinsames Anliegen. Ich möchte nichts versprechen, aber falls mir der Legat über den Weg läuft, werde ich versuchen, ihn auf Ihre Lizenzprobleme anzusprechen. Das versichere ich Ihnen. Und vielleicht kann ich ihn sogar überzeugen, wenn ich im Namen Vespasians für Sie eintrete.« Der Name des Kaisers hatte aus irgendeinem Grund Gewicht. Wahrscheinlich war das in einer Stadt, die Nero mit einem Denkmal ehrte, nicht anders zu erwarten. Mordanticus schaute so dankbar drein, als hätte ich seinen kostbaren Liefervertrag eben selbst unterzeichnet. »Könnten Sie mir nicht ein Treffen vermitteln, Mordanticus? Haben Sie eine Ahnung, wo der Legat sich im Moment befindet, oder vielleicht sogar, wo ich Julius Civilis finden kann?«
    Der Töpfer schüttelte den Kopf, versprach jedoch, sich umzuhören. Er wirkte immer noch ziemlich mitgenommen. Wir verabschiedeten uns, damit er seinen Kollegen mitteilen konnte, was mit ihren beiden Unterhändlern geschehen war; eine Aufgabe, um die ich ihn wahrhaftig nicht beneidete. Er hatte mir erzählt, daß beide Tote Kinder hatten.

XXXIII
    Um ungestört mit ihr sprechen zu können, führte ich Helena zur Jupitersäule; zumindest war das meine Ausrede.
    Gemächlich wanderten wir um das Monument herum, das zwei Finanziers, die sich in Rom lieb Kind machen wollten, im Namen der Gemeinde gestiftet hatten, und heuchelten Bewunderung für den vierseitigen Obelisken. Er sah gar nicht einmal übel aus, vorausgesetzt, man konnte sich für eine Huldigung an Nero erwärmen. Den Säulenschaft schmückten die üblichen Konterfeis olympischer Lieblinge: Romulus und Remus als Beweis dafür, daß eine ungewöhnliche Mutter der Karriere eines Mannes nicht im Wege stehen muß; Herkules, wie er mit gewohnt haariger Großspurigkeit den Halbgott spielte; und endlich Castor und Pollux, die freilich ihre Pferde auf getrennten Paneelen tränken mußten, als ob sie sich verkracht hätten. Hoch droben thronte eine riesige Bronzestatue von Göttervater Jupiter, der, ganz Rauschebart und Schlappsandalen, einen besonders zackigen Donnerkeil schwang, eine Rarität, die auf jedem Schickeriatreffen Furore gemacht hätte. Leider war das Denkmal zu sehr frequentiert, als daß ich Helena in seinem Schatten hätte in den Clinch nehmen können. Natürlich wußte sie, daß das meine Absicht gewesen war, und sie schien enttäuscht zu sein. Da

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