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EISENHEIM: THRILLER: Erstes Buch (German Edition)

EISENHEIM: THRILLER: Erstes Buch (German Edition)

Titel: EISENHEIM: THRILLER: Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saul Peterson
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Kollegen. Jene, die sogleich nach ihrer Ankunft von Kingfields Tod erfuhren, kamen ebenso rasch an seinen Tisch gelaufen, wie sie dann auch schon wieder verschwanden. Wie in einem Slapstick-Film sah er sich dabei unzählige Hände schütteln und Phrasen dreschen: „Ja, ganz schrecklich. Habe es auch erst gerade erfahren!“, während ihm zum tausendsten Male die Schulter geklopft wurde.
    Etwas an dem Fall stank zum Himmel, doch Eisenheim konnte es, so sehr er sich auch auf das fehlende Detail besann, nicht zwischen den Unterlagen und den protokollierten Zeugenaussagen auffinden. Immer wieder geriet er dabei auch an die Grenzen seiner eigenen Möglichkeiten, was bei ihm dafür sorgte, dass er nur noch aus seiner Haut rauswollte. Hass und Wut kochten in ihm hoch, während ihm war, als würde er sogleich explodieren. Eisenheim verlor dabei aber auch nicht die stichhaltige Möglichkeit aus den Augen, dass etwas anderes als seine eigenen begrenzten Möglichkeiten dafür verantwortlich schienen, dass er so mit sich zu kämpfen hatte, um nicht komplett die Kontrolle über sich zu verlieren.
    Er war weiter auf Entzug; auch wenn er soff wie ein Loch und kokste, als gäbe es kein Morgen. Er war auf Entzug von der ganz harten Droge und dieses Wissen wiederum flößte ihm die nötige Kraft ein, stets seinen Fuß auf der Bremse zu halten und nicht – wie wild geworden – seinen Schreibtisch
    gegen die Wand zu fahren. Vor Jahren noch, kurz nach Kathys Tod, hätte er diesen Kampf verloren.

    Die Entführer waren seiner Meinung nach sehr unkonventionell an ihre Tat herangegangen. Sie hatten nicht auf die Dunkelheit der Nacht gewartet, um sich lautlos an ihr Opfer heranzuschleichen. Sie hatten sich das kleine Mädchen am helllichten Tage, vor den Augen ihrer Mutter und zahlreicher Passanten, im Franklin Park geschnappt. Die Aussagen von sechs Augenzeugen deckten sich bis auf ein Detail. Einer der sechs Zeugen sprach von der Möglichkeit eines zweiten Täters, hingegen fünf fest davon überzeugt waren, dass hier nur eine Einzeltäter am Werk gewesen war. Mal wieder schweiften Eisenheims Blicke über die selbst angefertigte Skizze, die den Franklin Park und den Bereich, der The Wilderness genannt wird, zeigte. Zwei Männer hatten in etwa einhundert Meter Entfernung gestanden und waren durch das Geschrei der Mutter in ihrem Rücken auf die gewaltsame Tat aufmerksam geworden. Einer der beiden Männer war auf die Mutter zugerannt und hatte dabei im näheren Umkreis der Tat, unter einer alten Eiche, einen weiteren, dunkelhäutigen Mann ausgemacht, der die Tat beobachtet hatte. Laut seiner Zeugenaussage war dieser fragwürdige Afroamerikaner, während dieser kräftige weiße Hüne Hanaa ihrer Mutter entrissen hatte, die ganze Zeit unter dieser alten knorrigen Eiche gestanden. Und als der weiße Hüne mit dem Kind in den dichten Büschen, hinter diesen alten knorrigen Eichen, entwischt war, hatte dieser dunkelhäutige Mann sogar die Verfolgung des Kindes aufgenommen. Die Aussage dieses einen Zeugen hatte Kingfield zu Protokoll genommen und aufgrund seiner Sehschwäche sogleich auch als sehr bedenklich eingestuft. Bis jetzt lag kein Bekennerschreiben oder eine Lösegeldforderung auf dem Schreibtisch. Nichts an diesem Fall deckte sich mit der Vorgehensweise einer klassischen Entführung. Eisenheim fehlte ein neuer Ansatz. Gestern saß er genau hier an dieser Stelle und hatte mit Kingfield bereits festgestellt, dass alle Hinweise aus der Bevölkerung im Sande verlaufen waren. Alle Zeugenaussagen, die sich darauf stützten, einen weißen Riesen mit einem kleinen blonden Mädchen aus dem Franklin Park flüchten gesehen zu haben, hatten sich nach knapp acht Wochen als Sackgasse erwiesen. Diese Zeugenaussagen waren alle unbrauchbar. Einige hatten das seltsame Paar in ein Taxi steigen sehen, andere in einen Van, wieder andere konnten sich weder an den Wagentyp noch an die Wagenfarbe erinnern. Nur diese Gestalt des bald zwei Meter großen weißen Mannes war den meisten in ihr Gedächtnis gemeißelt worden. Die Zeugenaussagen wiesen genau an dieser Stelle große Eindeutigkeit auf, was Eisenheim und Kingfield aber nicht wirklich weitergebracht hatte. Denn der Mann war ein Geist: Niemand hatte ihn nach der Tat gesehen. Es gab keine Vorgeschichte oder gar eine Akte über ihn. Selbst die State Police hatte bei ihrer Fahndung nach diesem Hünen keinen Erfolg gehabt.
    „Sie sehen aber nicht wie jemand aus, der gerade seinen Partner verloren hat!“

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