EISENHEIM: THRILLER: Erstes Buch (German Edition)
Tag formte sich so etwas wie ein ungespieltes Lächeln auf Eisenheims Lippen. Er hatte gar nicht gewusst, dass ihn Puppenspielerei so amüsieren konnte. Ein wenig war er aber auch angetan von Forester. Denn Tatsache war nun mal auch: Rebecca und Dave Cline hatten den Privatdetektiv auch deshalb angeheuert, weil seine Institution versagt hatte.
Forester saß in seinem Chevy und zog die beiden Zettel aus seiner Manteltasche hervor. Er hatte
auch die Skizze des blonden Hünen mitgehen lassen. Es wäre zu umständlich gewesen, alte Zeitungen nach dem Phantombild zu durchkämmen. Auch die Clines hatten sämtliche Unterlagen. Doch wenn ihnen dies auch noch nicht bewusst war: Sie brauchten diese Unterlangen für sich selber. Es war etwas, woran sie sich selber festhalten und orientieren konnten. Er hatte deshalb auch darauf bestanden, sich seine eigenen Unterlagen zu besorgen. Forester teilte die Zettel und besah sich die Namen der Augenzeugen. Ein Name der beiden Zeugen, die die Tat aus einer größeren Entfernung beobachtet hatten, war von der Skizze in seiner Erinnerung hängengeblieben. Er verglich diesen nun mit den sechs Namen auf dem Zettel. Edwin Jones – seine Telefonnummer stand auf dem Zettel – hatte eigenartigerweise dieselbe Telefonnummer wie der Name auf der Liste unter Jones. Ein gewisser Thomas Edwards. Beide hatten auch dieselbe Adresse in Roslindale. Forester sah auf die Uhr und stellte fest, dass es wenige Minuten vor acht war. Er sah quer über die Tremont Street zum Haupteingang des Police Departments. Kameras und Mikrofone waren in Stellung gebracht. In wenigen Minuten, dachte Forester, würde es losgehen. Er stellte das Radio an und wählte den nächstbesten Sender, der hier seinen Van auf der Tremont geparkt hatte. Dann setzte er seinen Chevy in Bewegung, hielt am nächsten Drive-in, besorgte sich einen Kaffee und lauschte gespannt der Pressekonferenz, nachdem er seinen Chevy mit quietschenden Bremsen auf einem Parkplatz zum Stehen gebracht hatte. Die Fakten, die Forester dem Polizeisprecher im Radio entnahm, waren dünn, aber doch umso überraschender für ihn. Kingfield, wie er aus dem Radio erfuhr, war von einer Achtunddreißiger tödlich getroffen worden. Dass dies aber mit dessen eigener Waffe geschehen sein sollte, die man neben der Leiche gefunden hatte, konnte Forester nur langsam nachvollziehen. Schließlich hatte er selbst Kingfield in der graugesichtigen Dunkelheit der Nacht nicht erkennen können. Eine kleine Handfeuerwaffe wie eine Achtunddreißiger fiel unter diesen Umständen kaum noch auf. Sie konnte sehr wohl unter Kingfield selbst oder sonst irgendwo in der Dunkelheit hingefallen sein. Dass Kingfield wiederum mit seiner eigenen Waffe erschossen wurde, führte Forester zu zwei Überlegungen. Es schien ihm denkbar, dass Kingfield nach einem Handgemenge entweder erschossen oder zuvor entwaffnet und dann gezielt getötet worden war. Forester stellte zwar diese Überlegungen an, doch eher unbewusst. Sie waren für seine bisherigen Ermittlungen nicht wirklich relevant. Forester hatte zunächst vor, jene beiden Männer zu kontaktieren, die die Entführung aus größerer Distanz beobachtet hatten. Danach wollte er sich noch einmal mit den Eltern von Hanaa Cline treffen. Forester ließ sich noch einmal von seinem Radio ablenken. Der Pressesprecher der Polizei kam nun zu dem eigentlich wichtigsten Punkt in der Kingfield-Ermordung: Sie suchten den anonymen Anrufer, von dem sie ausgehen mussten, dass dieser nur ein Augenzeuge gewesen sein konnte. Der Pressesprecher wies darauf hin, dass sie seine Hilfe dringend benötigten, mehr nicht. Forester wurde nun klar, dass dieser Punkt alleine ausschlaggebend dafür gewesen war, die Pressekonferenz so kurzfristig und so früh anzusetzen. Sie wollten den anonymen Tippgeber zur Kontaktaufnahme animieren, bevor ihn die Medien als Mittäter abstempeln konnten. Wenn Behörden in solch einer Situation je eine reelle Chance hatten, dass sich anonyme Anrufer oder gar Zeugen meldeten, dann immer nur in den ersten Stunden, in denen ihr Gewissen am deutlichsten belastet und noch nicht abgestumpft war. Forester wusste nun – und das beruhigte ihn ein wenig – die Polizei tappte noch vollkommen im Dunklen; genau wie er. Forester parkte seinen Chevy an der nächsten Telefonzelle und wählte die Nummer von Jones und Edwards in Roslindale. Jones meldete sich sogleich mit melodiöser Stimme am anderen Ende der Leitung. Forester erklärte ihm kurz, wer er war
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