EISENHEIM: THRILLER: Erstes Buch (German Edition)
runden, kleinen Tisch lag. Er schaltete den Fernseher ein und traf pünktlich auf die Sechs-Uhr-Nachrichten, während ihm klar wurde, wie sehr ihm die Geschichte des gestrigen Abends noch in den Knochen saß. Er wartete darauf, dass die Monster unter seinem Bett wieder verschwinden mögen. Die wichtigsten Nachrichten am Morgen konnten ihn daher auch nur auf surreale Weise beunruhigen. Er saß wie gebannt am Fernseher, als der Sprecher auf CNN den Zuschauern von der Aufdeckung eines Spionagerings erzählte, der seine Kreise bis zu hohen Militärs zog. Man hatte einen Verdächtigen verhaftet, einen Offizier auf der U.S.S. Nimitz. Mit Nachrichten wie diesen rückte auch in Foresters Bewusstsein, dass sich die Vereinigten Staaten immer noch im Kalten Krieg mit Moskau befanden und dass dieses Jahr Neunzehnhundertfünfundachtzig nun einen weiteren Höhepunkt nach der Wiederwahl Ronald Reagans zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gefunden hatte. Forester zeigte Interesse an dieser Spionagegeschichte und vergaß die vergangene Nacht, als ein Archivfilm abgespielt wurde, der offensichtlich den verhafteten Offizier während einer Übung des Militärs zeigte. Kurz musste er dabei an Eric denken. Natürlich würde er ihn zu dieser Geschichte befragen. Nach diesem Bericht folgten weitere Auslandsmeldungen sowie Wirtschafts- und Sportnachrichten. Forester schaltete um auf WBZ, einen in Boston ansässigen Sender. Die Monster meldeten sich wieder zu Wort, denn ihm wurde sogleich serviert, wonach er gesucht hatte … Diese Aufzeichnung fand in der gestrigen Nacht am Hafengelände statt. Jenem Hafengelände, dem er noch vor Stunden entflohen war. Eine junge Reporterin dokumentierte die Geschehnisse, die sich hinter ihrem Rücken abspielten. Forester entdeckte dort eine Schar von Polizei- und Krankenwagen, deren Licht die Nacht stroboskopisch erhellte. Die Hafenmeisterei war in dem ganzen Wirrwarr nur zu erahnen. Forester stellte den Apparat lauter, um jedes Wort klar und deutlich zu verstehen. Die Reporterin schien informiert, doch Fakten klangen anders: „Nach noch unbestätigten Informationen ging ein Notruf bei der Boston Police ein, dass sich ein schwer verletzter Polizist hier in dem alten Hafengebäude hinter mir befinden sollte. Soviel wir bislang von den anwesenden Beamten erfahren konnten, erlag der Beamte noch vor Ort seinen Verletzungen. Wie der Beamte verletzt wurde, ist uns derzeit noch nicht bekannt. Man verwies uns darauf, dass in wenigen Stunden, gegen acht Uhr, eine Pressekonferenz vor dem Hauptquartier stattfinden soll. Erschreckenderweise handelt es sich bei dem Opfer aber um einen Detective. Den Namen des Detectives konnte uns zu dieser frühen Stunde noch keiner der anwesenden Beamten mitteilen, auch nicht, warum sich der Beamte hier auf einem alten abgesperrten Hafenareal befand. Dieses Stück Land ist bekanntermaßen ein Ort, an dem sich Jugendgangs treffen, um Revierkämpfe durchzuführen. Auch die Drogenszene findet hier, auf einem von der Polizei eigentlich wenig frequentierten Gelände, ungestörten Zulauf, da dieser Bereich der Hafenpolizei untergeordnet ist … Einen Augenblick!“, die namenlose Reporterin fasste sich ans Ohr. Forester erkannte nun, dass die Dame einen kleinen Ohrknopf trug. Wenige Augenblicke später gefror das Bild und die Aufzeichnung wurde beendet. Ein Sprecher mit Seitenscheitel und einer auffällig roten Krawatte zog dafür das Thema nun auf ein Stück Blatt Papier, das er vorsichtig vom Tisch anhob: „Wie mir eben mitgeteilt wurde, handelt es sich bei dem Verunglückten um Detective Todd Kingfield!“
Forester schluckte. „Was hast du gesagt?“, flüsterte Forester erschrocken, „Kingfield?!“ Forester ließ die Fernbedienung fallen und erhob sich in einem Satz. Ein letztes Mal drehte er sich dem Fernseher zu, sah nun, dass die eingefrorene Bildberichterstattung vom Hafen weiterlief und ein Sarg zwischen mehreren leuchtenden Dienstwagen in den schwarzen Chevy Bedford der Gerichtsmedizin eingeladen wurde. Dann wandte sich Forester dem Fenster zu. Er drückte seine Stirn ans Glas und stützte sich mit den Händen an den seitlichen Wänden ab.
„Mist!“, fluchte er.
Gegen sieben Uhr war Forester geduscht und neu angekleidet. Seinen Mantel zog er über, obwohl für diesen Tag knapp zwanzig Grad angekündigt wurden, setzte sich in seinen Chevy Nova – nicht aber bevor er die Kenton Road nach Polizeifahrzeugen abgesucht hatte – und fuhr in Richtung Roxbury. Anfänglich
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