EISENHEIM: THRILLER: Erstes Buch (German Edition)
verheimlichen versucht? Wenn es stimmte, was Susan gesagt hatte – und er bezweifelte nicht, dass Susan tatsächlich gewusst hatte, wovon sie sprach – dann hatten die Clines eine gute Bekannte, die auch schon im Boston Opera House aufgetreten war. Was gab es an dieser Frau, dass es wert gewesen war, die Verbindung zu ihr zu verheimlichen?
Forester sah sich am nächsten Tag bereits am Boston Opera House vorfahren. Irgendjemand dort würde ihm Näheres über die verstorbene Sopranistin zu erzählen wissen.
Forester trank seinen Kaffee. Er hatte vergessen, dass es Samstag war und es somit fraglich schien, ob er Eisenheim heute noch im Department erreichen würde. Er rief von den Collins aus im Department an.
Es war kurz nach drei Uhr, als er von einem Wachhabenden mit Detective Eisenheim verbunden wurde. Forester kam gleich zur Sache:
„Edwin Jones‘ Aussage – wer hat die aufgenommen, Sie oder Kingfield?“
Eisenheim vermutete nicht viel hinter dieser Frage. Er antwortete ohne zu murren: „Kingfield.“
„Wie ist die gängige Praxis bei Protokollen?“, Forester zögerte. Angestachelt durch den Versuch der Clines, ihre Bekanntschaft mit einer Sopranistin zu verheimlichen, wollte bei Forester etwas Unbewusstes die Führung übernehmen. Jones und die Clines gaben ihm Rätsel auf. Für etwas in Foresters Gespür war dies eine Unbekannte zu viel. Die Gleichung musste ausgewogen sein. Er spürte, dass es an der Zeit war, Druck zu machen.
„Haben Sie die Protokolle Ihres Kollegen gegengefragt?“ Foresters Stimme hatte einen fordernden Ton an sich. Eisenheim würde sich von nun an daran gewöhnen müssen.
Was einst nur als ein reines Verhörmanöver bei Verbrechen gegolten hatte, wurde mittlerweile auch bei harmlosen Protokollaufnahmen angewandt. So wurde sichergestellt, dass Zeugen auch bei zwei verschiedenen Beamten immer dieselben Aussagen trafen, oder zumindest spätestens dann Fehlerquellen in den Protokollaufnahmen auftauchten.
Eisenheim antwortete kurz: „Nein. Wieso hätte ich das tun sollen?“
Forester ging nicht darauf ein. Bevor er wieder auflegte, versuchte Forester, noch Spuren zu verwischen. Er erzählte Eisenheim etwas völlig aus dem Kontext Gegriffenes. Forester wusste, es würde Eisenheim nicht interessieren. Doch erzählte er Eisenheim – der nun auch so tat, als würde es ihn wirklich interessieren – dass er den Vormittag mit den Clines im Park verbracht hatte und dass er auch weiterhin vorhatte, die Clines auf dem Laufenden zu halten. Mit anderen Worten: Neuigkeiten würde Eisenheim immer direkt nur von den Clines erfahren. Dann legte Forester in dem Wissen auf, Eisenheim ein Rätsel als Hausaufgabe mitgegeben zu haben.
Smalltalk war nun mal nicht seine Stärke.
Früh am Abend brach Forester nach einem gemeinsamen Abendessen mit den Collins wieder auf. Im Radio wurde dieses Mal aber über einen neu aufgedeckten Spionagering in New York berichtet, was Forester erneut veranlasste, Eric zu erreichen. Wie gewohnt hielt er an einer Telefonzelle, wählte Erics Nummer in Washington und hinterließ auf dem Anrufbeantworter nur die Signaltöne der Wähltasten 2 und 3. Eric hatte ihm bereits am Abend zuvor von dem durch den DIA in New York inhaftierten Chinesen erzählt, jedoch nicht, wieso er sich hier in Boston rumtrieb. Denn das tat er mit Sicherheit. Forester bedachte dabei nur die Zeit, die zwischen seinem letzten Anruf und Erics Auftauchen in seiner Wohnung vergangen war.
Gegen sechs Uhr dreißig kam Forester zu Hause an. Er fand er eine einzige Nachricht auf seinem Anrufbeantworter. Es war Edwin Jones. Laut Timer seines Anrufbeantworters hatte Jones gegen ein Uhr Mittag versucht, Forester zu erreichen. Er bat höflich um eine weiteres Treffen mit Forester. Forester wählte als Erstes die Nummer, die Edwin Jones ihm auf dem Anrufbeantworter hinterlassen hatte. Doch zu Foresters Überraschung meldete sich nicht Edwin Jones, sondern ein Polizist.
Eisenheim
Detective Eisenheim legte den Hörer vorsichtig zurück auf die Gabel des Telefons. Er empfand Foresters Anruf als sehr verstörend. Er verstand nicht, worauf der schwarze Privatermittler hinauswollte. Entsprach die Aussage Edwin Jones nicht der Wahrheit? Hatte Kingfield nicht alles protokolliert? Hatte er selber Fehler bei den Aussagen übersehen? Eisenheim kam nicht drauf und wenn er ehrlich war, empfand er diese Art Foresters als reine Besessenheit, ihm das Leben schwer zu machen. Was hatte Forester mit ihm vor?
Eisenheim
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