EISENHEIM: THRILLER: Erstes Buch (German Edition)
versuchte sich zu beruhigen. Forester hatte diese letzten drei Entführungen nicht so schnell gelöst, weil er sich in Details verstrickt hatte. Forester musste etwas über den Aufenthaltsort der kleinen Mädchen gewusst haben. Nur so war der schnelle Ermittlungserfolg zu erklären gewesen. Alles andere war Augenwischerei seinen Kritikern gegenüber. Das war genau das, was Forester betrieb: Augenwischerei. Er zeigte in eine Richtung, doch bewegte sich dieser Forester dann aber in die genau entgegengesetzte Richtung. Derek Forester konnte gerne weiter dieses Spielchen mit ihm spielen. Er hatte nichts zu befürchten und irgendwann würde er ihn entweder erwischen oder aufmischen.
Eisenheim meldete sich im Department ab und machte sich auf den Weg zu Rebecca und Dave. Sie hatte ihn bereits um zwölf zu erreichen versucht, doch jetzt erst, Minuten bevor Forester angerufen hatte, ihn an seinem Platz erreicht. Den Vormittag, wie auch die Mittagsstunden, war er mit Kollegen zusammengesessen, die versucht hatten, den Hintergrund von Todd Kingfields Person zu durchleuchten. Er musste zugeben, dass er für einen Partner eine sehr schlechte Informationsquelle gewesen war. Er hatte den zuständigen Detectives erklärt, er habe Kingfield erst bei den Ermittlungen im Fall Hanaa Cline kennengelernt. Was Kingfield privat getrieben hatte, war ihm bisher völlig fremd beziehungsweise auch egal gewesen.
Rebecca, fiel ihm nun wieder ein, hatte am Telefon seltsam geklungen, angespannt vielleicht – doch
das Wort seltsam traf es wohl am ehesten. Er sollte sofort zu ihnen nach Hause kommen. Sie und
Dave mussten ihm etwas zeigen.
Auf der Fahrt zu den Clines zerbrach sich Eisenheim den Kopf. Das Kokain vom gestrigen Abend setzte ihm zu. Er wusste, er machte einen Schritt nach vorne, um am Abend wieder in gewohnter Weise zwei Schritte zurückzugehen. Er wollte endgültig raus aus diesem Drogen- und Alkoholsumpf. Vor allem aber wollte er weg vom Heroin. Die Wahrheit aber war: Er war noch nicht soweit. Irgendetwas Unbewusstes hielt ihn in dieser Sucht gefangen. Weder war er geistig noch körperlich von den Auswirkungen des Heroins befreit. Jede Faser seines Körpers sehnte sich nach diesem finalen Kick, den bislang nur Heroin in ihm auslösen konnte. Das Koks und der Alkohol glichen eher einem Dämpfer für sein Gemüt. Ein Gemüt, das sich aber danach sehnte, mehr zu sein, freier zu sein. Welchen Preis aber zahlte er augenblicklich dafür? Sein Kokain- sowie auch Alkoholkonsum hatte seit Ende März drastisch zugenommen. Koks und Alkohol waren längst keine Pausenfüller mehr. Sie waren dauerpräsent in seinem Alltag geworden.
Es hieß, dass man nach zehn Tagen clean und nach fünf Tagen das Gröbste überstanden hätte. Das alles wäre kein Problem gewesen, dachte er, wenn nicht irgendjemand Hanaa entführt hätte. Es wäre alles kein Problem, würde ihn irgendjemand im Keller einsperren und den Schlüssel wegwerfen.
Abends war es am schlimmsten. Seine Nervosität stieg ins Unermessliche. Dann suchte und fand er tausend Gründe für diese Unruhe, für diese Nervosität und weitere tausend Gründe, um entweder nach der Flasche oder nach einer Ersatzdroge für das Heroin zu greifen. In Gedanken war er natürlich bereits von der Droge weg. Das Einzige, was ihm fehlte, war Zeit, um diesen Gedanken auch Realität in seinem Geist werden zu lassen. Für diesen Abend hatte er kein Gramm Koks mehr zur Verfügung und aus rein finanzieller Sicht würde dieser Zustand auch noch tagelang so weiter andauern. Das Gute war, dass er Kontakte hatte und wusste, wen er hochnehmen musste, um an seine tagtägliche Ration zu kommen. Zudem gab es noch das kleine Lebensmittelgeschäft gleich bei ihm um die Ecke. Würde er heute an kein Koks mehr kommen, blieb ihm nur die Möglichkeit, sich mit zwei Flaschen Whiskey die Nacht um die Ohren zu hauen. Das sollte reichen, um zumindest die Dämonen zu bekämpfen. Wollte er sich weiterhin auf seine Ermittlungen konzentrieren, würde er sich weiterhin nur mit den Ressourcen beschäftigen, die ihm zur Verfügung standen. Eisenheim kannte mittlerweile die Routine seines eigenen Suchtverhaltens und der damit immer deutlicher werdenden selbstagierenden Regeln dieser ungewollten Sucht nach noch mehr.
Rebecca stand bereits vor der Wohnungstür, als Eisenheim vom Treppenhaus in den Flur einbog. Ihr Gesicht zeigte sich wieder so gezeichnet wie in den ersten schrecklichen Tagen nach Hanaas Entführung. Als Freund der Familie
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