EISENHEIM: THRILLER: Erstes Buch (German Edition)
McGuires kurzfristige Entscheidung basierte auf fundiertem Wissen. Er wusste zum einen ganz genau, wer Edwin Jones war, zum anderen, wie sein Detective tickte. Hätte er sonst bei den Clines angerufen?
Eisenheim machte sich sogleich auf den Weg. Bevor er ging, versicherte er Rebecca und Dave, dass er ihnen bald mitteilen könnte, wer hinter der Aktion mit der Pizzaschachtel steckte. Dass einer der Hauptzeugen im Entführungsfall vor wenigen Minuten ermordet in seiner Wohnung aufgefunden wurde, teilte er ihnen nicht mit.
Das ganze Szenario nahm nun an Fahrt auf. Eisenheim wusste die Entwicklung zu deuten. Jetzt musste er nur genau beobachten und er würde vielleicht eine grobe Ahnung davon bekommen, was Forester bereits zu wissen schien.
Man fand Edwin Jones‘ Leiche in dessen kleinem Haus, das er mit Thomas Edwards zusammen bewohnte, kurz hinter der Haustür im Eingangsbereich. Er lag auf dem Bauch und sein Kopf wies Richtung Tür. Eisenheim schien es, dass Jones die Messerattacke, so wie er da lag, nicht hatte kommen sehen können, dennoch von ihr so schnell überrascht worden war, dass er es nicht mehr bis zur Tür geschafft hatte. Sein Hals wies einen sauberen Kehlschnitt auf und das Schnittmuster deutete auf eine sehr scharfe Waffe. Niemand hatte bisher die Leiche angefasst. Jones hatte viel Blut verloren – er lag in einem großen See davon. Seine Kleidung war bis hinunter zu seiner Jeans seitlich von seinem eigenen Blut getränkt.
Eisenheim erfuhr sogleich von zwei Officers , die als Erste an diesem Tatort angelangt waren, dass die Polizei von einem Nachbarn verständigt worden war, nachdem Jones‘ Hund nicht mehr zu bellen aufgehört hatte. Ein Nachbar war daraufhin an die Haustür gegangen, hatte durch den Briefschlitz gesehen und den leblosen Körper von Edwin Jones auf dem Boden liegen sehen und daraufhin sofort die Polizei verständigt.
Genau wie Eisenheim es sich vorgenommen hatte, ließ er das ganze Spektakel auf sich wirken, während in seinem Hinterkopf weiter nur Forester herumgeisterte. Wenn es ihm gelingen würde, einen Vorsprung in den Ermittlungen um Hanaas Entführung rauszuschlagen, dann war es dieser Augenblick. Hier und jetzt!
Eisenheim sah sich im Haus um, überprüfte jedes Zimmer, kontrollierte den Anrufbeantworter im Wohnzimmer und erkundigte sich schließlich bei jenen Beamten, die als Erste am Tatort angekommen waren. Es hatte keine Spuren von Einbruch gegeben, ebenso hatte der Zustand des Hauses bei ihrer Ankunft keine Spuren von Raub aufgewiesen.
Schließlich erkundigte sich Eisenheim nach Edwin Jones‘ Lebensgefährten Thomas Edwards. Niemand hatte ihn gesehen. In der Küche fand Eisenheim einen Flyer der beiden Ladengeschäfte von Jones und Edwards auf dem Tresen vor und wählte beide Nummern. Es war Samstagnachmittag, für gewöhnlich waren die Geschäfte um diese Uhrzeit noch geöffnet.
Eisenheim rechnete fest damit, dass er dort noch jemand erreichen würde. Unter der ersten Nummer meldete sich ein junger Mann, der in Jones‘ Geschäft arbeitete. Eisenheim erkundigte sich sogleich nach Jones und Edwards. Eisenheim notierte sich seinen Namen und wollte von dem jungen Angestellten wissen, wann er Jones oder Edwards das letzte Mal gesehen hatte.
Der Mann beantwortete die Fragen Eisenheims in dem Wissen, einen Detective in der Leitung zu haben, aber ohne jeglichen Verdacht in die Frage Eisenheims hineinzuinterpretieren.
Jones hatte wie üblicherweise samstags den Laden schon um ein Uhr mittags verlassen. Edwards war ihm nur am heutigen Morgen begegnet, als er für Edwards und Jones Kaffee besorgt hatte. Eisenheim wählte daraufhin die zweite Nummer und fand eine Frau mittleren Alters am Telefon wieder. Auf Eisenheims Frage nach Edwards und Jones zeigte sie sich anfänglich etwas kratzbürstig. Doch teilte sie ihm schließlich mit – nachdem Eisenheim sich als Detective zu erkennen gegeben hatte – dass Edwards vor wenigen Stunden sein Geschäft verlassen hatte. Etwa gegen ein Uhr, so wie er und Jones es für gewöhnlich an jedem Samstag taten.
Eisenheim schritt zurück in den Eingangsbereich. Mittlerweile war die Spurensicherung am Werk. Jones‘ Leiche wurde aus ihrem eigenen Blut emporgehoben und auf das schwarze stabile Plastik eines Gerichtsmedizinersacks verfrachtet. Eisenheim fiel nun auch der kleine Yorkshire Terrier auf, der seitlich davon in einem antik-goldenen Louis-Seize-Sessel saß und mit gespitzten Ohren die absurde Szene beobachtete, in der seine
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