EISENHEIM: THRILLER: Erstes Buch (German Edition)
Washington. Auf der Amory hielt er an der nächstbesten Telefonzelle und wählte Trevors Nummer, während ihm das Wort Paranoia in den Sinn kam. Es ging niemand am anderen Ende der Leitung an den Apparat. Dies konnte alles oder auch nichts bedeuten. Forester dachte nach.
Trevor war jung, gestern war Samstag, sicher war er gestern in irgendeinem Club gewesen; jetzt schlief er bestimmt noch. Schließlich war heute Sonntag. Forester ermahnte sich zur Beruhigung. Er würde später in Al‘s Bar anrufen. Nein, Forester wiederrief sich, er konnte nicht bis zum Abend warten. Er entschied sich, sicherheitshalber noch einen Anruf zu tätigen, um dann direkt zu Trevor zu fahren. Forester griff wieder zum Hörer und wählte dieses Mal Erics Nummer in Washington, wartete, bis der Anrufbeantworter seinen Dienst tat, und drückte nur wieder diese beiden Ziffern zwei und drei . Sein Verlangen mit Eric zu sprechen, hatte zwar keinen neuen Höhepunkt erreicht, aber er rechnete damit, dass dies bis zum Abend durchaus der Fall sein würde.
Als Eisenheim zurück in die Wohnung gekehrt war und Dave mit dem Stück Draht zwischen seinen Fingern unter genau der Lampe hatte stehen sehen, die zuvor Forester noch untersucht hatte, war ihm etwas klar geworden: Genau dieses Stück Draht hatte dieses Fass zum Überlaufen gebracht, von dem er Sekunden zuvor noch geglaubt hatte, daraus irgendeine Geschichte schöpfen zu können, um Dave und Rebecca nicht weiter zu beunruhigen.
Das war Geschichte und Dave war nun auf der Hut. Eisenheim wusste aus dem Bauch heraus, dass er jetzt mit Dave und Rebecca reden musste. Mit einem versteinerten Nicken wies er Dave an, ihm zurück in den dunklen Flur vor die Tür zu folgen, und auch Rebecca lief ihnen beiden sogleich hinterher. Instinktiv hatte sie aus dem fragwürdigen Verhalten von Forester und Eisenheim lesen können, dass irgendetwas mit ihrer Wohnung nicht stimmte.
Vor der Wohnungstür unterrichtete Eisenheim Dave und Rebecca mit leiser Stimme, dass Forester Informationen darüber besaß, dass sie als Familie bereits vor der Entführung Hanaas beobachtet worden waren. Ebenso schien es Forester gesichert, dass ihre Wohnung verwanzt war. Der blaue Draht in Daves Fingern sowie die vergessene Pizzaschachtel, die die Clines gestern in ihrer Wohnung nach dem Parkbesuch gefunden hatten, webten dabei ein ganz eigenständiges Bild vor den Augen der Clines, das Eisenheim nun für seine Erzählung zu nutzen wusste. Den Mord an einem der Hauptzeugen, Edwin Jones, verschwieg er jedoch. Das konnte er Dave und Rebecca noch nicht zumuten. Während Dave gefasst und überlegt auf Eisenheim wirkte, spiegelte sich in Rebecca nur das pure Entsetzen wieder. Lauthals, so schien ihm, wollte sie ihre Frustrationen und Ängste hinausschreien. Sie presste ihre beiden Hände vor den Mund, damit genau das nicht geschehen konnte. Eisenheim griff stützend nach ihrem Arm, während Rebecca sich an Daves Schulter anlehnte. Leise begann sie in sich hinein zu schluchzen.
„Das ist wegen Kathy!“, sagte Dave plötzlich. Seine Blicke wanderten vom blauen Draht in seinen Händen auf zu Eisenheim.
„Hast du das verstanden, Jonathan?!“, wiederholte Dave. „Es ist genau das eingetroffen, vor dem Kathy uns gewarnt hatte. Sie sind gekommen, um uns Hanaa zu stehlen. Diese Entführung war gar kein Zufall! Sie sind tatsächlich gekommen und haben uns Hanaa gestohlen!“
Eisenheim spürte den kalten Schauer, der sich in seinem Genick zusammenzog. Haben ihm die Drogen bereits schon so weit zugesetzt, dass er halluzinierte? Was erzählte Dave da?
„Wovon redest du? Wer sind die? Und was hat Kathy damit zu tun? Wovor hatte sie euch gewarnt?“, fragte Eisenheim und glaubte nicht richtig zu hören, als Dave davon zu erzählen begann. Die ganze geheimnisvolle Geschichte, die Forester aufgedeckt hatte, hinzukommen die unsichtbaren Indizien der Aussage von Edwin Jones sowie der Draht und der merkwürdige Pizzakarton – all das zeigte deutlich in dieses grobe Feld hinein, das Dave nun mit seiner Geschichte absteckte. Eisenheim ließ keinen Zweifel daran. Kathy hatte ihm selbst zwar von ihrer Vergangenheit in Russland erzählt, doch war er im festen Glauben gewesen, dass Kathys Eltern genauso wie seine bereits verstorben waren. Die Geschichte, die ihm jetzt Dave vortrug, war Neuland, aber auch eine Geschichte, die – seinem Gefühl nach – ganz zu Kathy passte. Es war sogar mehr als nur ein Gefühl. Während Dave erzählte, konnte Eisenheim
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