EISENHEIM: THRILLER: Erstes Buch (German Edition)
war er nur an zwei Abenden mit seiner Frau ausgegangen. Ansonsten war der Mann unantastbar für sie geblieben. Nichts hatte sich in seiner näheren Umgebung getan.
Was Eric und sein sechs Mann starkes Team aber suchten, war ein Kandidat, auf den die Beschreibung eines Doppelagenten zutreffen würde. Dann erst konnten sie aktiv werden, wenn es galt, diesen möglichen Doppelagenten sofort zu isolieren. An die Möglichkeit jedoch, dass Manning einer war, glaubte keiner. Weder Eric noch seine Männer.
Charles Manning war im Four Seasons Hotel abgestiegen. Es war die erste Reise, die der Direktor in den vergangenen vierzehn Tagen unternommen hatte.
Obwohl seine Wahl des Hotels gediegen und weltmännisch ausgefallen war, hatte sich Manning seit seiner Ankunft in Boston nicht sehr aktiv gezeigt. Er hatte das Hotel seit Mittwoch erst zweimal verlassen. Heute war Sonntag und Eric und sein Team, dem es bisher unmöglich gewesen, das Zimmer von Manning zu verwanzen, waren auf veraltete Überwachungstechniken angewiesen. Zwei Männer wechselten sich in der Lobby des Hotels ab, während zwei weitere mobile Teams seit Mittwoch vor und hinter dem Hotel auf Abruf standen.
Manning ließ sich hin und wieder in der Lobby des Four Seasons blicken, wo er Kaffee trank und Zeitung las. Seinem Verhalten nach zu urteilen, schien Manning auf irgendetwas oder irgendjemand im Hotel zu warten. Interessant war diese Beobachtung und die Schlussfolgerung, die daraus folgte, natürlich nur zu dieser Zeit der jahrhundertealten Militärgeschichte der USA, in der die Spionageabwehr des Landes unter Dauerbeschuss stand.
Die einzigen Male, in denen Manning das Hotel verlassen hatte, war, um kurze Spaziergänge im gegenüberliegenden Park zu unternehmen. Diese Spaziergänge dauerten nie länger als eine Viertelstunde und waren so angelegt, dass während dieser Abwesenheit sein Zimmer durch das Hotelpersonal gereinigt wurde. Was wiederum dazu führte, dass Eric und seine Männer nicht wirklich aktiv werden konnten. Während seiner Spaziergänge hatte sich Manning mit keinem Menschen getroffen, geschweige denn geredet.
Eric befand sich in einem Zimmer im dritten Stock des Four Season Hotels und beobachtete die Straße vor dem Hotel. Mannings Zimmer befand sich genau einen Stock über ihm. An der Decke über Eric befanden sich mehrere Sensoren, die mit kleinen hochempfindlichen Schallempfängern ausgestattet waren. Wollte man erfahren, was im Zimmer über ihm gesprochen wurde, so leiteten diese Sensoren die empfangenen Schallwellen in einen Equalizer weiter, der diese Schallwellen so weit runtermodulierte, damit nur noch die Frequenzen übrigblieben, die Töne einer Stimme wiedergaben. Am Equalizer selber war ein Tonband angeschlossen, das anfing aufzunehmen, sobald Manning auch nur einen Ton von sich gab. Doch Manning zu beobachten, war einen Sisyphusaufgabe. Er redete mit niemandem, er telefonierte mit niemandem. Auch im Schutze einer geglaubten Anonymität funktionierte der Verstand des stellvertretenden Direktors der CIA also glasklar.
Eric vermisste die Arbeit mit seinem Bruder Derek. Gewöhnliche Verbrecher zu überwältigen, war einfacher. Sie waren dümmer; die Welt der Mikrofone und Überwachungssatelliten brauchte sie nicht zu fürchten. Überdies bot ihm die Arbeit Dereks an dem Entführungsfall große Abwechslung von der eigenen einschläfernden Routine.
Er hatte die Skizze, die ihm Derek zwei Tage zuvor gegeben hatte, vom US Army Department im West End von Boston nach Washington gefaxt und noch nicht einmal zehn Minuten später die Auswertung der Computerdateien ihres Hauptquartieres im Pentagon erhalten.
Eric griff zum Telefon und wählte seinen eigenen Anschluss in Washington. Er hielt ein kleines Sendermodul an die Sprechmuschel und schickte mehrere hintereinander folgende Signaltöne durch das Telefon. Am anderen Ende schaltete sich sein Anrufbeantworter an und spielte das Band mit den aufgenommenen Anrufen ab. Zwei Kollegen in Washington hatten angerufen. Sie hatten am
vorigen Abend Eric noch zu ein paar Drinks abholen wollen. Sie wussten nicht, dass er in Boston war. Dann hatte erneut Derek seine Spur hinterlassen. Eric vernahm die beiden Tonfolgen zwei und drei . Heute hatte er Zeit, sich an seinen Vater zu erinnern. Immer wieder hatte er sie dazu ermuntert, ihre Geheimdienst-Spielchen weiterzutreiben. Eins war ihr Vater Ben gewesen, zwei war Derek und er war die drei . Wenn zwei mit drei reden wollte oder die drei mit der
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